Das Peter-Prinzip
unbewusstes
Verlangen hervorrufe, im Leben zu versagen, um damit Schuld‐
gefühle abzureagieren. Ein Philosoph deklamierte: «Wir sind
eben alle nur Menschen, da muss es Unfälle geben.»
Eine Unzahl verschiedener Erklärungen ist nicht besser als
gar keine Erklärung. In mir wuchs das unangenehme Gefühl,
dass ich das Phänomen der Unfähigkeit niemals begreifen
würde.
Eines Abends schließlich grübelte ich im Foyer während der
zweiten Pause eines fade dargebotenen Stückes über unfähige Schauspieler und Regisseure nach und kam dabei mit Dr. Laurence J. Peter ins Gespräch, einem Wissenschaftler, der sich vie‐
le Jahre dem Studium der Unfähigkeit gewidmet hatte.
Die Pause war so kurz, dass er nicht mehr tun konnte, als meine Neugier zu ʺwecken. Nach der Vorstellung besuchte ich
ihn jedoch zu Hause und lauschte bis drei Uhr morgens seiner
klaren und aufregend originellen Darstellung einer Theorie, die
endlich meine Frage beantwortete: Warum Unfähigkeit, warum
Inkompetenz?
Dr. Peter entlastete Adam, Agitatoren und den Zufall und
prangerte eine Eigenheit unserer Gesellschaft als die alleinige Antriebskraft der Unfähigkeit an.
Die Unfähigkeit, die Inkompetenz entschlüsselt! Mir wurde
ganz warm bei dem Gedanken. Die nächste Stufe wäre viel‐
leicht die Beseitigung der Unfähigkeit.
Mit seiner charakteristischen Bescheidenheit hatte es Dr.
Peter bisher dabei bewenden lassen, seine Entdeckung mit einigen Freunden und Kollegen zu diskutieren und gelegentlich einmal eine Vorlesung über seine Forschungsarbeiten zu halten.
Seine gewaltige Sammlung von Incompetentia, seine brillante
Übersicht über die Inkompetenz‐Theorien und ‐Formeln waren
jedoch nie im Druck erschienen.
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«Möglicherweise würde mein Prinzip der Menschheit hel‐
fen», sagte Dr. Peter, «aber ich bin so entsetzlich mit den üblichen Unterrichtsverpflichtungen und dem damit verbundenen
Papierkrieg beschäftigt. Dann gibt es noch die Sitzungen der Fakultätskomitees und meine laufende Forschungstätigkeit.
Irgendwann werde ich das Material wohl ordnen und für eine
Veröffentlichung vorbereiten, aber in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren werde ich dafür einfach keine Zeit haben!»
Ich wies nachdrücklich auf die Gefahren dieser Verzögerung
hin, und schließlich war Dr. Peter zu einer Zusammenarbeit bereit: Er erklärte sich einverstanden, mir seine ausführlichen Forschungsberichte und sein umfangreiches Manuskript zur
Verfügung zu stellen. Ich wollte alles zu einem Buch verarbei‐
ten. Die folgenden Seiten geben nun also Professor Peters Erläu‐
terung seines Prinzips wieder — der tiefgründigsten sozialen und psychologischen Entdeckung des Jahrhunderts.
Haben Sie den Mut, das Buch zu lesen?
Haben Sie den Mut, in einer einzigen blendenden Offen‐
barung den Grund dafür zu erfahren, warum Schulen keine
Weisheit spenden, Regierungen die Ordnung nicht aufrecht‐
erhalten können, Gerichte keine Gerechtigkeit walten lassen, warum Wohlstand noch lange nicht glücklich macht, utopische
Pläne niemals das Land Utopia schaffen können?
Fassen Sie keinen voreiligen Entschluss. Die Entscheidung,
das Buch zu lesen, ist unwiderruflich. Wenn Sie es lesen, werden Sie nie wieder Ihren gegenwärtigen Zustand gesegneter
Unwissenheit zurückgewinnen. Sie werden nie wieder gedan‐
kenlos Vorgesetzte verehren oder Untergebene beherrschen
können. Niemals mehr! Einmal gehört, kann man das Peter‐
Prinzip nie wieder vergessen.
Was aber können Sie durch die Lektüre gewinnen? Indem Sie
die Unfähigkeit in sich selbst überwinden und die Unfähigkeit
anderer verstehen, können Sie Ihre eigene Arbeit leichter be-wältigen, im Beruf vorwärts kommen und mehr Geld verdie‐
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nen. Sie können schmerzhafte Krankheiten vermeiden. Sie
können eine Führerpersönlichkeit werden. Sie können Ihre
Muße genießen. Sie können Ihre Freunde erfreuen und Ihre
Feinde verwirren, Ihre Kinder beeindrucken und Ihre Ehe
bereichern und neu beleben.
Kurz — diese Kenntnis wird Ihr Leben revolutionieren,
vielleicht sogar retten.
Wenn Sie also den Mut aufbringen, lesen Sie weiter, be‐
achten, lernen und nutzen Sie das Peter‐Prinzip.
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1. Das Peter-Prinzip
Ich glaube, ich rieche eine Ratte.
Cervantes
Als kleiner Junge hörte ich, dass hoch gestellte Persönlichkei‐
ten stets genau wissen, was sie tun. «Peter», sagte man mir, «je
mehr du weißt, umso mehr erreichst du.»
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