Das Peter-Prinzip
ihm, dass er eine bestimmte Politik vertrat,
und deshalb ergaben sich auch keine Reibungspunkte mit
seinen Vorgesetzten.
Als der Chef der Behörde in den Ruhestand trat, wurde
Minion sein Nachfolger. Minion bemühte sich weiterhin, mit
jedermann gut Freund zu sein. Er gab jede Anregung von oben
unverzüglich an seine Abteilungsleiter weiter. Daraus ergab
sich bald ein allgemeines Durcheinander und eine ständige
Revision aller Planungen, was die gesamte Behörde innerhalb kurzer Zeit zur Verzweiflung brachte. Es hagelte Beschwerden
vonseiten des Bürgermeisters und anderer Würdenträger, von
Steuerzahlern und der zuständigen Gewerkschaft.
∗ Einige Namen wurden geändert, um die Schuldigen zu schützen.
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Doch Minion sagte weiterhin ja und amen zu allem und gab
weiterhin jeden Wunsch seiner Vorgesetzten geflissentlich an seine Untergebenen weiter. Dem Titel nach Chef der Behörde, leistete er in Wirklichkeit kaum mehr als die Arbeit eines Büro-boten. Die Behörde überschritt regelmäßig ihr Budget, ohne
dabei ihr Arbeitsprogramm zu bewältigen. Kurz — Minion, ein
ausgezeichneter Abteilungsleiter, wurde zu einem unfähigen
Behördenchef.
Akte Dienstleistungsbetriebe Fall Nr. 3 E. Tinker war als Lehrling der Autoreparaturwerkstatt G. Reece außergewöhnlich eifrig und intelligent und wurde nach kurzer Zeit Geselle.
Es zeigte sich bald, dass er ein ungewöhnliches Geschick darin
besaß, versteckte Fehlerquellen zu entdecken, und außerordent‐
liche Geduld bei ihrer Beseitigung aufbrachte. Er wurde zum Leiter der Reparaturwerkstatt befördert.
Jetzt aber erwies sich sein Interesse für mechanische Geräte und sein Hang zum Perfektionismus als Schwäche. Er kümmerte sich selber um jede Reparatur, die ihn interessierte, ohne
Rücksicht darauf, ob die Werkstatt mit Arbeit überhäuft war.
«Wir werden es schon irgendwie schaffen», sagte er und legte das Werkzeug nicht eher aus der Hand, bis er mit seiner Arbeit
völlig zufrieden war.
Er fummelte ständig irgendwo herum und war selten an sei‐
nem Schreibtisch zu finden. Meistens lag er unter irgendeinem
Auto, während der Mann, der eigentlich diese Arbeit tun sollte,
mit den Händen in der Tasche daneben stand und zusah. Die übrigen Arbeiter saßen herum und warteten darauf, dass ihnen
eine neue Beschäftigung zugeteilt wurde. Kein Wunder, dass
die Werkstatt ständig überlastet und in Unordnung war und
dass die Termine häufig nicht eingehalten wurden.
Tinker konnte sich nicht vorstellen, dass dem Durchschnitts‐
kunden Perfektion herzlich gleichgültig war — er wollte sein Auto pünktlich zurückhaben. Er konnte nicht begreifen, dass 24
den meisten seiner Leute die Lohntüte wichtiger war als ein Motor. Tinker kam deshalb weder mit seinen Kunden noch mit
seinen Untergebenen zurecht. Er war ein fähiger Mechaniker
und wurde zu einem unfähigen Werkstattleiter.
Akte Militär, Fall Nr. 8 Sehen wir uns den Fall des verstor-benen Generals A. Goodwin an. Seine herzliche, unkonven‐
tionelle Art, seine urwüchsigen Reden, seine Verachtung klein‐
licher Anordnungen und sein unzweifelhafter persönlicher Mut
machten ihn zum Idol seiner Männer. Er führte sie zu vielen wohlverdienten Siegen.
Als Goodwin zum Feldmarschall befördert wurde, hatte er es
nicht mehr mit einfachen Soldaten, sondern mit Politikern und
verbündeten Generalissimi zu tun.
Er wollte sich dem erforderlichen Protokoll nicht anpassen.
Die üblichen Höflichkeitsfloskeln und Schmeicheleien gingen
ihm nicht von der Zunge. Er stritt sich mit allen Würdenträgern
und lag gelegentlich tagelang betrunken und verdrossen in
seinem Wohnwagen. Die Leitung des Krieges entglitt seinen
Händen und wurde von seinen Untergebenen übernommen. Er
war in eine Position erhoben worden, die er nicht ausfüllen konnte.
Ein wichtiger Hinweis
Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass all diese Fälle ein gemeinsames Charakteristikum aufwiesen. Alle Beschäftigten
waren von einer Position, für die sie die erforderliche Befä‐
higung besaßen, in eine Stellung befördert worden, für die sie ungeeignet waren. Ich erkannte, dass dies früher oder später jedem Angehörigen in jeder Hierarchie widerfahren kann.
Akte Hypothetische Fälle, Fall Nr. 1 Nehmen wir an, Sie besitzen eine Pillenfabrik, die Perfekt‐Pillen AG. Ihr leitender Pillendreher stirbt an einem durchbrochenen Magengeschwür,
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und Sie brauchen einen Nachfolger. Nun sehen Sie sich
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