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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Neill Clift
    Loughborough University
    Lieber Neill,
    es muss frustrierend sein, da drüben zu sitzen und sich zu fragen, ob das FBI oder die britische Exekutive je etwas unternehmen werden, um unseren »Freund« KDM zu fangen. Ich kann Ihnen nur versichern, dass jeder noch so kleine Hinweis zu Kevin, den ich in die Finger bekomme, intensiv verfolgt wird.
    So habe ich auch Ihre kürzlich gelieferten Informationen überprüft … Alles sieht danach aus, dass Kevin in das Computersystem eingedrungen ist und es manipuliert hat. Leider aber zeigt sich der »NYX«-Systemadministrator nicht so hilfsbereit gegenüber der Polizei, wie Sie es immer waren, und wir können den Account nur im Rahmen der im amerikanischen Gesetz festgelegten Maßnahmen beobachten.
    Ich möchte Ihnen mit diesem Brief mitteilen, wie sehr wir Ihre Kooperation mit dem FBI schätzen. Jeder telefonische Kontakt, den Sie zu Kevin herstellen, ist sehr wichtig – zumindest für mich … Ich kann Ihnen berichten, dass Sie (und nur Sie) die einzige konkrete Verbindung zu Kevin außerhalb der Computerwelt sind. Ich glaube nicht, dass wir jemals über seine Telefongespräche, über telnet oder FTP-Verbindungen an ihn herankommen, genauso wenig wie mit anderen technischen Maßnahmen. Nur durch persönlichen (oder in Ihrem Fall telefonischen) Kontakt mit Kevin gewinnen wir mehr Einsicht in seine Aktivitäten und Pläne. Ihre Mitarbeit ist für die Ermittlungen ganz entscheidend. [Hervorhebung durch mich. ]
    … Ich kann Ihnen nur noch einmal versichern, dass Ihre Bemühungen bei der »Jagd« auf Kevin geschätzt werden … Wenn Sie sich entschließen, die Zusammenarbeit mit dem FBI fortzusetzen, indem Sie mir Informationen über die Gespräche mit Kevin liefern, dann werden, das verspreche ich, eines Tages sämtliche kleine Hinweise, die aus aller Welt bei mir eingehen, ein Ganzes ergeben und zu
einem Computer führen, vor dem Kevin sitzt, dem ich dann umgehend Handschellen anlege …
    Danke noch mal, Neill.
    Mit freundlichen Grüßen
    Kathleen Carson
    Special Agent
    Federal Bureau of Investigation
    Wenn ich den Brief jetzt erneut lese, erstaunt mich doch, wie frus­triert Special Agent Carson klingt, weil sie mich nicht zu fassen kriegt – und wie offen sie das in diesem Brief zugibt.
    Bei meiner Jobsuche in Seattle traf ich auf eine Anzeige, in der ein Help-Desk-Analyst im Virginia Mason Medical Center gesucht wurde. Ich ging zu einem Vorstellungsgespräch, das mehrere Stunden dauerte und ein paar Tage später zu einem Jobangebot führte. Es sah nicht so aus, als würde ich dort ähnlich spannende Aufgaben bekommen wie in der Kanzlei in Denver. Aber meine Wohnung war deprimierend, und ich wollte mir erst etwas Besseres suchen, wenn ich ein festes Einkommen hätte und wüsste, in welchem Stadtteil ich arbeitete, also nahm ich die Stelle trotz der Nachteile an.
    Als ich mir die Unterlagen aus der Personalabteilung holte, bemerkte ich, dass das Einstellungsformular einen Abdruck meines Zeigefingers verlangte.
    Das waren schlechte Neuigkeiten. Wurden diese Fingerabdrücke weitergeleitet und mit FBI-Akten verglichen? Ich tätigte einen meiner Täusch-Anrufe, dieses Mal bei der Polizei von Washington, und behauptete, beim polizeilichen Erkennungsdienst in Oregon zu arbeiten.
    »Unsere Abteilung entwickelt gerade ein Programm, mit dem Unternehmen und Organisationen geholfen werden soll, indem ihre Stellenbewerber auf Vorstrafen überprüft werden«, erklärte ich. »Ich brauche deshalb Ihren Rat. Bitten Sie um Fingerabdrücke?«
    »Ja, so wird es bei uns gehandhabt.«
    »Und vergleichen Sie die Abdrücke nur mit den Daten Ihres Bundesstaats, oder schicken Sie sie auch an das FBI?«
    »Wir leiten derzeit nichts an übergeordnete Behörden weiter«, erklärte mir der Herr am anderen Ende. »Wir überprüfen nur das Strafregister von Washington.«
    Prima! Im Staat Washington hatte ich keinen Eintrag im Strafregister, also konnte ich ruhig meinen Fingerabdruck auf die Einstellungsunterlagen setzen.
    Ein paar Tage später begann ich zu arbeiten. Ich teilte mir ein Büro mit einem großen, detailbesessenen Typen namens Charlie Hudson und einem weiteren Kollegen. Die Arbeit war nicht annähernd inte­ressant. Meine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, IT-Probleme von Ärzten und anderen Krankenhausangestellten zu klären, und ich musste oft an diese Witze über Technikidioten denken, die etwa Disketten auf den Kopierer legen, um die Daten zu vervielfältigen.
    Beinahe

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