Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
mit! Was ist denn das für ‘ne Party?
    Gaby war dicht daran, in Tränen
auszubrechen. Das hatte er bemerkt. Selbstverständlich hätten die Glockners sie
sofort in die Arme geschlossen. Doch abgebaut hätte das Gabys Schuldgefühl
nicht. Deshalb gab’s für Tim nur eins, um seine Freundin davor zu retten: Die
ganze Sache ins Lächerliche ziehen.
    Seine angestrengte Heiterkeit
wirkte — obschon mit Spätzünder. Karl und Klößchen feixten.
    Heiterkeit gewann die Oberhand.
Alle lachten.
    „Aber vielleicht merken die
Banditen gar nicht“, meinte Tim, „was sie haben. Vielleicht hat einer ‘ne
Tochter und die darf die Stecker jetzt tragen.“

    Gabys Miene war kläglich. Tim
setzte sich neben seine Freundin und nahm ihre Hand.
    „Stell dir vor, Gaby, der Kerl
hätte geschossen. Dagegen ist das doch harmlos. Außerdem kriegen wir die
Stecker zurück.“
    „Ich schäme mich so“, flüsterte
sie.
    „Unsinn! Dich trifft überhaupt
keine Schuld.“
    Margot Glockner sprach dann das
erlösende Wort. „Gaby“, meinte sie lächelnd, „du hast zwar nicht gefragt. Aber
wenn du gefragt hättest, wie wäre meine Antwort wohl ausgefallen? Ja, ich hätte
dir die Stecker überlassen. Weil sie bei dir genauso gut aufgehoben sind wie
bei mir. Dass du zuverlässig bist, hast du schon hundertfach bewiesen. Und wer
konnte denn ahnen, dass ihr überfallen werdet. Tim hat Recht. Wenn man die
Sache aus dem richtigen Blickwinkel sieht, ist sie wirklich komisch.“

7. Gemütliches Essen bei Otto
     
    Otto Röhrling, der Pilzsammler,
hatte drei Flaschen Wein kalt gestellt und war gerade fertig mit der
Zubereitung der tödlichen Knollenblätterpilze, als Gebrauchtwagen-König
Kempferth eintraf.
    Er musste zweimal anklopfen,
ehe Otto ,hierein’ rief. „Bist du taub?“, fragte Kempferth.
    „’n Abend, Detlef. Nee! Aber du
hörst ja selbst, wie hier der Lärm dröhnt.“
    Er wies zum straßenseitigen
Fenster.
    Ein Stück entfernt führte der
Autobahn-Zubringer vorbei. Und dort war Betrieb. Jedenfalls in Richtung
Innenstadt.
    Motoren dröhnten. Wagen
zischten. Motorräder knatterten. Waldwärts quirlte ein Polizei-Hubschrauber die
Abendluft. Und Abgase quollen durch alle Ritzen in Ottos Blockhaus-Baracke
herein.
    „Das hielte ich nicht aus“,
sagte Kempferth.
    „Man gewöhnt sich daran. Jetzt
ist es schon so, dass die Stille mich erschreckt. Wenn nachts der Verkehr abreißt
und Ruhe eintritt, fahre ich hoch im Bett. Setz dich. Wein?“
    „Dachtest du, ich trinke
Wasser?“
    Otto schenkte ein.
    Sie stießen an miteinander.
    „Auf die Zukunft!“, sagte
Kempferth. Er leerte sein Glas. „Hm. Nicht übel.“
    „Französischer“, grinste Otto.
„Selber gekauft. Es gibt jede Menge Pilze. Selbstgepflückt. Und einen saftigen,
mit Speck gespickten Hasen. Selbst gewildert.“
    „Tüchtig. Du bist
Selbstversorger, wie?“
    Otto grinste. „Ein bisschen
Wildern — das gestatte ich mir.“
    Sie leerten die erste Flasche
Wein.
    Dann trug Otto das Essen auf.
    Kempferth weitete seine
gewaltigen Nüstern.
    „Riecht gut.“
    Otto füllte ihm den Teller mit
gespicktem Hasen und Pilzragout.
    „Hast du vorhin die Durchsage
gehört?“, fragte Kempferth.
    „Nee. Radio höre ich fast nie.
Ist immer zu laut hier.“
    „Da wurde gewarnt. Höchste
Lebensgefahr. Irgend so ein Idiot hat giftige Pilze gesammelt.“
    „Könnte mir nicht passieren.
Bin Kenner. Wieso weiß man das denn — von dem Pilzsammler?“
    „Keine Ahnung. Jedenfalls hat
einer auf ‘ner Waldlichtung am Schweinsbuckel-Berg bei Riedweiler 25
Knollenblätterpilze abgeschnitten.“
    Kempferth spießte ein großes
Stück Pilz auf. „Hat die tödlichen Dinger mit Wiesenchampignons verwechselt,
vermutet man.“ Er führte die Gabel zum Mund.
    Otto starrte ihn an. Aus dem
Gesicht des Schneeräum- und Gartendienstlers wich alles Blut.
    Kempferth schob sich das
Pilzstück in den Mund.
    „Neiiiiin!“, brüllte Otto.
„Nein! Spuck’s aus!“

    Er saß Kempferth gegenüber,
warf sich nach vorn über den Tisch, griff seinem Gast mit fünf Fingern in den
vor Schreck geöffneten Mund und fischte das Pilzstück heraus.
    Platsch! — fiel es
speichelfeucht auf den Teller.
    Dort spritzte Soße auf und warf
ein unregelmäßiges Pünktchen-Muster auf Kempferths hellblaues Seidenhemd.
    „Bist du übergeschnappt?“,
brüllte der Gebrauchtwagen-König.
    Otto fiel auf seinen Stuhl
zurück und schlug die Hände vors Gesicht.
    „Das... das...“, stotterte

Weitere Kostenlose Bücher