Das Phantom im Schokoladen-Museum
Polizist.“
Tim atmete aus, fließend,
lange, unhörbar. Das beruhigt. „Werner Tippgen — ist der Name?“
„Von dem Taxifahrer — ja. Wie
der Polizist heißt, weiß ich nicht.“
„Ein hiesiger Taxifahrer?“
„Klar. Meistens steht er am
Hauptbahnhof. Du kennst Tippgen nicht?“
„Ich fahre nur sehr selten
Taxi. So, Otto! War nett, dass Sie vorbeigekommen sind. Beherzigen Sie Dr.
Schlankbeins Rat. Lassen Sie sich von einem Pilzberater helfen. Gute Nacht!“
Tim hastete los. Wahnsinn!,
dachte er. Die erste Spur! Vielleicht nur ein Schuss in den Ofen. Oder aber die
Fährte ist so heiß, dass sie dampft.
„Heh, Tim!“, rief Otto. „Der
Wein!“
„Ach ja!“ Der TKKG-Häuptling
machte kehrt, ließ sich von Otto den Wein geben und brachte ihn Waldo.
Der war ganz bewegt von der
Geste und wollte Otto persönlich danken, doch der hatte inzwischen den Abflug
gemacht.
Auf der Terrasse war die
Stimmung echt partymäßig, nämlich fröhlich.
Kein Wort sage ich, dachte Tim,
was den Hinweis betrifft. Erstens passt es nicht in die Stimmung. Zweitens ist
das unsere Spur. Jetzt wird TKKG diesen Tippgen ins Visier nehmen. Sobald ich
den sehe, wissen wir mehr. Die Figuren, die Art sich zu bewegen — das habe ich
mir eingeprägt. Wäre zu schön, wenn ich in Tippgen den Hageren oder den
Bulligen wieder erkenne.
Tim sah sich um. Seine Freunde
und Karls Vater — Professor Vierstein — waren nicht auf der Terrasse. Der
TKKG-Häuptling fand sie im hinteren Teil des Grundstücks — am Gartenteich, wo
abgesägte Baumstümpfe als Hocker dienen.
„Du kommst gerade richtig“,
rief Gaby.
„Stellt ihr Überlegungen an
bezüglich der Autobahn-Piraten?“, fragte Tim.
„Das kommt später“, erwiderte
Professor Vierstein, der zwar als zerstreut gilt, aber auch anders kann. „Ich
will gerade etwas erzählen, das ich von Gabys Vater weiß. Ich bin in diesen
Fall mit eingebunden — wegen meiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse. In
erster Linie sind zwar Mathe und Physik mein Gebiet — auch mein Lehrstuhl. Aber
ich habe ja auch Chemie studiert. Ich darf euch sagen, worum es geht. Dass ihr
darüber bitte kein Wort verliert, muss ich nicht extra erwähnen. Es ist eine
sehr ungewöhnliche Sache. Ihr wisst sicherlich, dass die Santanz AG, das große
Chemie-Werk, östlich der Stadt ein Zweigwerk unterhält. Es ist spezialisiert
auf Nahrungsmittel-Forschung. Unter dem Decknamen ,der Feinschmecker im Jahre
2100’ läuft ein sensationelles Programm. Wissenschaftler haben aus zum Teil
giftigen Abfallprodukten unserer Industriegesellschaft einen Dünger-Brei,
abgekürzt Dü-B, gewonnen, der sich selbst durch so genannte Topf- oder
Kessel-Gärung zu einem wohlschmeckenden Nahrungskonzentrat mit hohem
Eiweiß-Anteil, allen Vitaminen und Fettsäuren entwickelt. Die
Herstellungskosten liegen nahe bei null. Der Grundstoff besteht, wie gesagt,
aus Abfällen. Mit Dü-B lässt sich vielleicht eines Tages der Hunger aus der
Welt verbannen, besonders die Dritt- und Entwicklungsländer könnten ihre
Menschenmassen satt machen. Allerdings ist Dü-B noch nicht fertig. In seiner
derzeitigen Entwicklungsphase zeigt es unerwünschte Nebenwirkungen. Bei 44 Prozent
der Test-Esser treten Masern auf — selbst dann, wenn die Betreffenden diese
Krankheit in der Kindheit schon durchgemacht haben. Bei den anderen 56 Prozent
der Versuchs-Esser färbt sich die Haut grünlich oder bläulich. So stark, dass
sie sich nicht auf die Straße wagen können. Und dieser Zustand hält tagelang
an. Doch die Chefchemiker sind zuversichtlich. Man hofft, die Nebenwirkungen
bald in den Griff zu kriegen. Dann könnte Dü-B — als Riegel gepresst —
produziert werden. Und die Schnellimbiss-Schuppen mit ihren Hamburgers hätten
eine ernsthafte Konkurrenz.“
„Nee“, sagte Klößchen. „Lieber
eine Tafel Schoko — besonders, seit wir jetzt mit Papas Schokoladen-Museum zu
Weltruhm gelangen. Eine Dü-B-Party oder ein Dü-B-Essen unter Freunden kann ich
mir nicht vorstellen.“
Vierstein lächelte geduldig.
„Hier geht’s doch um was
anderes“, sagte Tim.
Der Professor nickte. „Richtig.
Um Wirtschaftsspionage. Ein Dieb hat zugeschlagen. Aus dem Forschungskeller, wo
Dü-B vor sich hin gärt, wurden drei Dü-B-Töpfe — eimergroße Plastikbehälter,
rotfarben mit schwarzem Etikett — gestohlen. Dahinter steckt natürlich die
Konkurrenz. Santanz hat so genannte Mitbewerber für den Feinschmecker-Markt des
Jahres 2100. Andere Chemie-Konzerne. Wenn die
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