Das Phantom im Schokoladen-Museum
müde?“
„Etwas.“ Tim gähnte.
„Reißen Sie sich zusammen! Ich
meine den... Einbrecher.“
„Ihr Assistent?“
„Sozusagen. Wir überprüfen die
Leute, die für uns in Frage kommen. Deshalb der Einbruch.“
„Hm.“
„Schlafen Sie nicht ein!“
„Nee, nee.“
„Sie sind der Hundehasser,
Glenschel. Sie haben ein halbes Dutzend Tiere vergiftet. Mit dem Pestizid T.
Die Beweise haben wir. Deshalb sind Sie uns ausgeliefert, klar? Und Sie werden
Ihren Auftrag erfüllen. Aber es soll Ihnen auch Spaß machen. Und was wäre
schöner als Geld!“
„Mehr Geld.“
Tim bemühte sich, verschlafen
und heiser zu klingen. Und er sagte kein Wort zu viel, obwohl unter der Haut
alle Alarmglocken läuteten.
„Sie kriegen 5000.“
„Einverstanden.“
„Sie wissen, was Sie zu tun
haben?“
„Im Prinzip ja“, gähnte Tim. „Könnten
Sie’s trotzdem noch mal wiederholen?“
„Sie sollen mit dem nicht
tödlichen, aber im Übrigen verheerend wirkenden Mittel — das Sie von uns
erhalten — in dem neuen Schokoladen-Museum...“
Der Anrufer sprach nicht
weiter. Tim, dem bei der Erwähnung von Hermann Sauerlichs Großtat die Haare zu
Berge gestiegen waren, hörte, wie am anderen Ende der Leitung gezischelt wurde
— leider unverständlich. Der Kerl hatte die Hand über die Sprechmuschel
gedeckt.
Tim war wie elektrisiert. Er
wusste von den Giftmorden an den Hunden. Dafür war also dieser Glenschel
verantwortlich. Und damit nicht genug — jetzt wollte man ihn benutzen zu einem
Anschlag aufs Schoko-Museum. Zwar nicht mit tödlichem Gift, doch immerhin...!
„Hallo!“
Jetzt drang eine andere Stimme
aus der Leitung — ebenfalls männlich, aber leicht angetrunken und lauernd wie
ein Kätzchen vor dem Mauseloch.
„Ja.“
Tim hielt seine Stimme in
undeutlicher Tonlage.
„Ich bin ‘s wieder“, erklärte
die Lauerstimme.
„Der Assistent?“
„Exakt, der Assistent.“ Er
feixte. „Also, Glenschel. Du kennst sicherlich das Schokoladen-Museum, das
neue, von diesem Sauerlich. Dort finden Führungen statt. Am Schluss jeder
informativen Besichtigung werden die Besucher zum Schoko-Brunnen geführt. In
dem sprudelt es von Pralinen und Schokoladenstücken. Jeder darf zugreifen so
oft er mag — und für gewöhnlich stopft sich jeder den Mund voll.“
„Ja“, knurrte Tim. „Davon habe
ich gehört.“
„Du, Glenschel, erhältst von
uns ein... äh... Mittel. Es wird in einer Sprühflasche sein — in so einer wie Gärtner
sie für kleine Beete benutzen. Mit Handpumpe. Dieses Mittel sprühst du auf die
Schoko-Produkte im Schokoladen-Brunnen. Kapiert?“
„Ja, aber...“
„Lass mich ausreden, Mann! Du
erhältst auch einen Nachschlüssel für die Hintertür des Museums. In der Nacht
zum Samstag schlägst du dort zu. Denn am nächsten Vormittag strömen dort die
Besucher in Massen.“
„Ja, aber...“
„Du sollst mich ausreden
lassen! Das Mittel samt Sprühflasche übergeben wir dir morgen Mittag. Im
Hauptbahnhof. Du wartest hinter dem Kiosk für internationale Presse.“
„Es gibt zwei.“
„Weiß ich. Lass mich ausreden,
zum Teufel! Du wartest hinter dem in der Haupthalle.“
Tim schwieg.
„Hey! Bist du noch da?“
„Ich wollte Sie ausreden
lassen.“
„Nett von dir. Dort wartest du
also. Außerdem müssen wir eine Parole vereinbaren, damit du den Boten erkennst,
der die Sprühflasche bringt. Hast du ‘ne Idee?“
„Was?“
Oft hat der Assi noch nicht mit
Glenschel gesprochen, dachte Tim, sonst würde er merken, dass ich der nicht
bin. „Ob du eine Idee hast für die Parole?“
„Wie wäre es mit: Können Sie
mir sagen, wann der 13-Uhr-Zug nach Bad Prillglitzen fährt?“
„Das ist gut. Hahahah! Sehr
gut! Ha, wie witzig! Hahahah! Wusste gar nicht, dass ein Hundemeuchler auch
Humor hat? Aber da täuscht man sich, wie? Stalin hat auch oft gelacht. Und
Hitler und Dschingis Khan. Hatten alle auch ihre lustige Seite. Also,
Glenschel, das ist die Parole.“
„Gut, ich bin pünktlich. Wie
wirkt sich das Mittel aus?“
„Davon kommt keiner um.“
„Aber...“
„...sie kotzen, haben
Bauchkrämpfe und kommen vom Klo nicht mehr runter.“
„Also ist das Ganze kein
Mordanschlag, sondern ein lustiger Streich.“
„Du sagst es. Dein Gewissen
wird nicht belastet. Aber das verträgt ja sowieso eine Menge, nicht wahr?“
Tim erwiderte nichts. Der Assi
knurrte noch Unverständliches. Dann legte er auf.
Hm, dachte der TKKG-Häuptling.
Der Assi und sein Chef wissen noch nicht, dass
Weitere Kostenlose Bücher