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Das Phantom von Manhattan - Roman

Titel: Das Phantom von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth Wulf Bergner
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unbeschreibliche Angst, daß ich dachte, ich müßte daran sterben. Ich war halb ohnmächtig, als passierte, was … passiert ist. Als du Raoul und mich verschont hast und wieder im Dunkel verschwunden bist, glaubte ich, dich nie mehr wiederzusehen. Aber ich konnte besser verstehen, was du alles durchgemacht hattest, und Mitleid und Zärtlichkeit für meinen so grausam Ausgestoßenen empfinden. Aber Liebe, wahre Liebe, die Leidenschaft, die du für mich gespürt hast… das konnte ich nicht fühlen. Du hättest mich lieber hassen sollen.«
    »Niemals Haß, Christine. Nur Liebe. Ich habe dich damals geliebt und liebe dich heute und werde dich
immer lieben. Aber jetzt finde ich mich mit den Tatsachen ab. Die Wunde ist endlich vernarbt. Es gibt noch eine andere Liebe. Die zu meinem Sohn. Zu unserem Sohn. Was wirst du ihm über mich erzählen?«
    »Daß er hier in Amerika einen Freund, einen wahren und lieben Freund hat. In sechs Jahren werde ich ihm die Wahrheit sagen. Daß du sein richtiger Vater bist. Und er wird sich entscheiden. Wenn er akzeptieren kann, daß Raoul zwar alles für ihn gewesen ist, was ein Vater sein kann, und alles für ihn getan hat, was ein Vater tun kann, aber dennoch nicht sein richtiger Vater ist - dann kommt er zu dir und hat meinen Segen.«
    Ich stand wie angewurzelt hinter der Hecke, so sehr verblüffte mich das Gehörte. Plötzlich begriff ich die Zusammenhänge: der Brief aus Paris, der diesen seltsamen Einsiedler darüber aufgeklärt hatte, daß er einen leiblichen Sohn hatte, sein geheimer Plan, Mutter und Sohn nach New York zu holen, seine verzweifelten Bemühungen, sie beide zu sehen, und am erschreckendsten der rasende Haß, mit dem Darius den Jungen, der ihn jetzt als Erbe des Multimillionärs verdrängen würde, verfolgte.
    Darius … Ich erinnerte mich plötzlich daran, daß auch er irgendwo im Schatten der Bäume unterwegs war. Ich wollte gerade mit der längst überfälligen Warnung hervorstürzen, als ich von rechts Schritte näher kommen hörte. Zur gleichen Zeit ging die Sonne auf, überflutete das Wäldchen mit ihrem Licht und färbte den nachts gefallenen Schnee rosarot. Dann tauchten drei Personen auf.

    Rechts von mir erschienen auf getrennten Wegen der Vicomte und der Priester. Beide blieben unvermittelt stehen, als sie den Mann in dem weiten Cape, mit dem breitkrempigen Hut und der Maske, die stets sein Gesicht verdeckte, mit Mme. de Chagny reden sahen. »Le Phantome«, hörte ich den Vicomte laut flüstern. Von links kam der Junge herbeigerannt. Gleichzeitig hörte ich irgendwo in meiner Nähe ein leises Klicken. Ich drehte mich nach diesem Geräusch um.
    Zwischen zwei großen Büschen, knapp zehn Meter entfernt, in den verbliebenen tiefen Schatten fast unsichtbar, kauerte die Gestalt eines Mannes. Er war ganz in Schwarz gekleidet, aber ich sah flüchtig sein kreidebleiches Gesicht und etwas mit einem langen Lauf, das er in der rechten Hand hielt. Ich holte Luft und öffnete den Mund, um eine Warnung auszustoßen, aber dafür war es schon zu spät. Die Ereignisse folgten nun so rasch aufeinander, daß ich sie sozusagen in Zeitlupe wiedergeben muß, um sie Ihnen zu schildern.
    Pierre rief seiner Mutter zu: »Maman, können wir jetzt ins Hotel zurückfahren?« Sie drehte sich mit ihrem strahlenden Lächeln zu ihm um, breitete die Arme aus und sagte. »Oui, cheri.« Er rannte weiter. Die Gestalt zwischen den Büschen erhob sich, streckte den Arm aus und folgte dem laufenden Jungen mit einer Waffe, die sich als Navy Colt herausstellen sollte. Nun rief ich meine Warnung aus, aber mein Schrei wurde von einem lauten Knall übertönt.
    Der Junge erreichte seine Mutter und warf sich ihr
in die Arme. Um nicht durch sein Gewicht umgeworfen zu werden, hob sie ihn ein wenig hoch und drehte sich dabei halb im Kreis, wie es Eltern manchmal tun. Mein Warnschrei und das Krachen des Colts erklangen gleichzeitig. Ich sah die schöne junge Frau erschaudern, als habe ein Schlag sie in den Rücken getroffen - was wirklich der Fall war, denn durch ihre Drehung hatte sie die für ihren Sohn bestimmte Kugel aufgefangen.
    Als der Schuß fiel, warf der Mann mit der Maske sich herum, sah die Gestalt zwischen den Büschen, zog etwas aus seinem Umhang, streckte seinen Arm aus und drückte ab. Ich hörte den Knall des winzigen Derringer mit einer einzigen Kugel, aber eine genügte. Zehn Meter von mir entfernt schlug der Mörder beide Hände vors Gesicht. Als er fiel, stürzte er zwischen den Büschen

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