Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
die so widerwärtig war, wie er sie sich nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können.
Samuel öffnete die Vordertür und trat in den Garten hinaus. Hinter dem Haus hörte er, wie der Motor des Aston Martin ansprang.
Vor ihm auf dem Gartenweg erschien eine bläuliche Gestalt, sie flimmerte wie auf einer Kinoleinwand. Es war Mrs Abernathy oder eine Projektion ihrer selbst.
»Hallo, Samuel«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich zusehen kann, wie du stirbst, aber ich bin sicher, meine Diener werden es dir so unangenehm wie möglich machen.« Sie drehte den Kopf, als würde sie nach etwas lauschen, dann schnippte sie mit den Fingern und der Krötendämon hüpfte gehorsam davon.
»Kommt dieses Geräusch etwa von deinen kleinen Freunden, die abhauen wollen?«, höhnte Mrs Abernathy.
Da wusste Samuel, dass er recht gehabt hatte: Mrs Abernathy hatte keine Ahnung, dass Nurd hier war.
Er zuckte wortlos mit den Schultern.
»Tja, sie werden nicht weit kommen. Naroth wird sie aufspüren und sie umbringen. Sie werden einen schnellen Tod sterben, es wird geradezu angenehm für sie sein, verglichen mit dem, was ich mit dir vorhabe.«
Mit ihrer geisterhaften Hand berührte sie den Spinnendämon, dessen Härchen daraufhin zu Berge standen.
»Chelom«, befahl sie, »friss ihn. Aber langsam.«
Nurd näherte sich dem Ende der Poe Street, als ein langer dunkler Schatten vor ihm auf der Straße auftauchte und sich ihm in den Weg stellte.
Der Dämon Naroth war nicht fähig, irgendeine Gefühlsregung zu zeigen, aber wenn er es gewesen wäre, hätte man äußerstes Erstaunen in seiner Miene lesen können. Statt der Kinder, die er erwartet hatte, und der erwachsenen Frau saß eine einzelne Gestalt hinter dem Lenkrad. Sie war mit einem Tuch verhüllt, in das zwei Sehschlitze geschnitten waren. Etwas an der Gestalt kam ihm vage bekannt vor, aber er wusste nicht, was.
Nurd hielt das Auto an und starrte auf Naroth.
»Abscheuliches Ding«, sagte er.
Als hätte er verstanden, was Nurd gesagt hatte, sprang Naroth auf die Kühlerhaube. Nurd schrie vor Schreck laut auf. Er trat aufs Gaspedal und der Wagen schoss vorwärts, aber mit seinen Haftfüßen klammerte sich Naroth daran fest. Er spie dickflüssiges Gift auf die Windschutzscheibe, die erst zu qualmen begann und dann zerschmolz.
»Lass das«, fauchte Nurd. »Du wirst mir dieses schöne Auto nicht zuschanden machen.«
Er bremste scharf und Naroth flog über die Kühlerhaube, bevor er mit einem seiner Beine am Außenspiegel hängen blieb. Der Krötendämon landete auf dem Rücken und zappelte wie verrückt. Er hörte den Motor aufheulen und verdoppelte seine Anstrengungen, aber sein Kopf hatte vom Kühler des Aston Martin einen Schlag abbekommen und der Rest seines Körpers lag unter dem Auto. Er hatte gerade noch genug Zeit, um zu denken: »Aua!«, ehe er völlig zu denken aufhörte und alles schwarz wurde. Nurd sah im Rückspiegel die Überreste von Naroth liegen, und mit Genugtuung registrierte er die grüne Schmiere, die der Krötendämon auf der unteren Poe Street hinterlassen hatte.
»Geschieht dir recht, wenn du dich mit meinem Auto anlegst«, sagte Nurd. »Du solltest etwas mehr Respekt haben …«
Chelom kletterte über die Gartenmauer und unter seinem Gewicht gab die Hecke krachend nach. Er plumpste schwerfällig auf den Boden und trampelte auf Samuel zu. Plötzlich zischte ein Pfeil dicht an Samuels Ohr vorbei und grub sich tief in den Körper des Spinnendämons. Sofort schoss gelbe Flüssigkeit aus der Wunde. Der Spinnendämon bäumte sich auf, doch dann lief er weiter. Aber da war schon ein zweiter Pfeil unterwegs. Diesmal traf er eines der schwarzen Augen des Dämons. Chelom zuckte schmerzgepeinigt zusammen. Er hob ein Bein an, als wolle er damit den Pfeil aus seinem Körper ziehen.
Maria trat neben Samuel; sie hatte seinen Spielzeugbogen im Anschlag und schon wieder einen Pfeil angelegt, dessen Spitze sie mit einem Messer geschärft hatte.
»Jetzt, Tom!«, rief sie.
Tom kam aus der Küche, er trug einen Behälter mit Flüssigkeit, von dem ein Plastikschlauch bis zu einer Spritze führte. Er drückte auf die Spritze und ein Strahl der Flüssigkeit landete vor Cheloms Füßen. Als die empfindlichen Spinnenbeine mit der Flüssigkeit in Berührung kamen, zuckte er zurück, als ob der Boden unter ihm glühen würde. Tom pumpte weiter und immer mehr von der Flüssigkeit spritzte auf den Dämon, in seine Augen, in
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