Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
ansonsten um meinen eigenen Kram und im nächsten Augenblick bin ich in eurer Welt. Aber jetzt bin ich wohl für immer hier gestrandet. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Eigentlich …«, Nurd hüstelte verschämt hinter vorgehaltener Hand, »wollte ich die Welt beherrschen. Na ja, ich wäre sehr nett zur Welt gewesen, nichts von diesem dämonischen Quatsch und so. Ein bisschen Verehrung hätte mir schon gereicht. Und dazu ein schönes Auto. Dann hätte ich alle in Ruhe gelassen. Dummerweise will mir jemand diesen Job streitig machen. Deshalb habe ich beschlossen, meine Hoffnungen zu begraben und wieder nach Hause zu gehen.«
»Heißt das, du hast dich hierher teleportieren lassen?«, fragte Tom, der ein großer Fan von Star Trek war und dem die Vorstellung, in Sekundenschnelle von einem Ort zum anderen zu gelangen, sehr gefiel. 26
26 Die Sache mit dem Teleportieren ist tatsächlich gar nicht so abwegig, wie du vielleicht glaubst. Wissenschaftlern am Joint Quantum Institute in Maryland ist es jüngst gelungen, die Quantenidentität eines Atoms auf ein anderes, nicht allzu weit entferntes Atom zu übertragen. Aber bis man Menschen teleportieren kann, ist es noch ein weiter Weg, denn das Experiment klappt nur bei einem von 100 Millionen Versuchen. Falls man dich also teleportieren will, denk dran, die Wahrscheinlichkeit, dass du als zerquetschte Pampe irgendwo landest, falls du überhaupt landest, ist ziemlich groß. Ich möchte jedenfalls nicht der Gegenstand eines Gesprächs wie des folgenden sein: »Ist er schon da?« – »Ja, zumindest teilweise …«
Nurd zuckte mit den Schultern, dann sah er Maria an, die immer noch auf ihrem Bleistift kaute und ihn eindringlich musterte.
»Warum sieht sie mich so an?«, fragte Nurd. »Was habe ich denn getan?«
»Du meinst, außer dass du ein Dämon bist und die Welt beherrschen wolltest?«, fragte Tom.
»Genau, abgesehen davon«, antwortete Nurd.
»Maria?«, sagte Samuel. »Woran denkst du?«
»Nurd hat gesagt, dass er ständig von einer Welt in die andere gesaust ist. Ich frage mich, welche Folgen das für unseren Plan haben könnte. Vielleicht machen wir uns eine völlig falsche Vorstellung davon, wie dieses Portal funktioniert.«
»Welchen Plan?«, fragte Nurd.
Keiner antwortete.
»Oh, schon kapiert«, sagte Nurd. »Traut keinem, der ein Dämon ist.« Er seufzte. »Na ja, ich kann’s euch nicht verdenken angesichts der Bande, die dort draußen ihr Unwesen treibt. Nur damit ihr’s wisst: Ich bin nicht einfach fröhlich wie ein zweischwänziger Teufel hin- und hergesaust. Beim ersten Mal bin ich beinahe zerquetscht worden und danach fand ich mich in der Ödnis wieder, und beim zweiten Mal habe ich so ein großes Dings von einem Auto an den Kopf bekommen und dann ging’s wieder ab in die Einöde. Beim dritten Mal war ich bei Samuel und dann war ich wieder weg. Das war das einzige Mal, bei dem nichts Schlimmes passiert ist.«
Er lächelte Samuel verlegen an.
Maria schien zufrieden zu sein. »Also bist du die übrigen Male gestorben. Jedenfalls so gut wie. Das ist in Ordnung.«
»Vielen Dank auch«, blaffte Nurd. »Für mich war es nicht in Ordnung. Versuch du mal zu sterben. Ich garantiere dir, du würdest dich nicht darum reißen.«
Aber jetzt war Maria brennend interessiert. »Wie ist es, wenn man durch ein Portal reist?«
»Es tut weh«, sagte Nurd mit Nachdruck. »Es ist, als würde man erst meilenweit in die Länge gezogen und dann zu einem winzig kleinen Punkt zusammengepresst.«
»Das liegt daran«, sagte Maria und zeigte auf ein sanduhrähnliches Gebilde, das sie gemalt hatte. Mit dem Stift deutete sie auf die engste Stelle. »Das ist der Kompressionspunkt. Du hättest da eigentlich gar nicht hindurchpassen dürfen. Theoretisch hättest du vorher in Stücke gerissen oder zu einem Hauch von Nichts zusammengequetscht werden müssen. Es scheint, als hätte dieses Portal sowohl Eigenschaften von schwarzen Löchern als auch typische Eigenschaften von Wurmlöchern. Im Grunde dürfte es das Portal gar nicht geben, aber die Dämonen gibt es ja auch, einer trinkt sogar genau in diesem Augenblick mit uns Tee.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Tom ungeduldig, denn das meiste von dem, was Maria sagte, hatte er nicht kapiert.
»Ich will darauf hinaus, dass Nurd womöglich die Lösung für unsere Probleme ist.«
»Die Lösung?«, fragte Nurd aufgeregt. »Aber diese Lösung ist nicht schmerzhaft, oder?«
»Vielleicht ein bisschen«,
Weitere Kostenlose Bücher