Das Programm
Hilfe brauchen.
9
In langen, ausdauernden Schritten lief Chris den Weg entlang und starrte in die Dunkelheit von Jesus Green. Hinter sich hörte er Duncan keuchen. Dann sah er sie: Zwei dunkle Gestalten, die Richtung Stadt schlenderten. Aus dem Dauerlauf wurde ein Sprint. Sie wandten sich um, als sie ihn hörten. Es waren Eric und Megan.
Außer Atem blieb Chris neben ihnen stehen. Sie befanden sich mitten im Park, weit entfernt von allen Gebäuden. Außer ihnen war weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
»Chris! Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«, rief Megan aus. »Und wen bringst du da mit?«
Heftig keuchend traf nun auch Duncan ein.
»Ich muss mit dir sprechen«, sagte Chris zwischen zwei tiefen Atemzügen.
»Vielleicht, aber ich nicht mit dir.«
»Bitte, Megan. Es ist wichtig.«
Megan warf Chris einen ungeduldigen Blick zu. Aber es lag auch ein Zögern darin.
»Komm schon, Megan«, sagte Eric und fasste sie am Arm.
»Nein, du bleibst!« Das war keine Bitte mehr, sondern ein Befehl.
»Was soll das, Chris?«, protestierte Megan.
»Ich versuche lediglich, dir das Leben zu retten, mehr nicht. Uns allen das Leben zu retten.«
»Das ist doch lächerlich. Sieh mal, warum redest du nicht vernünftig mit Eric? Er kann dir helfen.«
»Einen Moment, Megan«, sagte Eric. »Ich hab mich bisher aus der Sache rausgehalten und möchte es auch weiterhin. Mir geht es nur darum, dass dir nichts passiert. Von mir aus kann Chris sich noch ein paar Räuberpistolen ausdenken, damit habe ich nichts zu tun. Komm, gehen wir.«
Chris schaute Megan an. Sie warf ihm einen Blick zu, der eine Mischung aus Verwirrung und Ärger war. Er konnte sie nicht einfach mit Eric fortgehen lassen.
»Halt!«, sagte er und packte Eric am Arm.
Eric wandte sich um und starrte ihn an. »Nimm die Hand weg!«
»Ja, halt«, sagte Duncan. Er trat einen Schritt vor und hielt Eric das Küchenmesser unter die Nase. In der Dunkelheit schimmerte es silbergrau.
Eric erstarrte. Megan stieß einen leisen Schrei aus.
Chris’ erster Gedanke war, beiseite zu treten und Duncan gewähren zu lassen. Ihm vielleicht sogar zu helfen. Dann siegte die Vernunft. »Lass das, Duncan! Tu es nicht!«
»Warum nicht? Er hat meine Freunde umgebracht. Er wird uns auch umbringen, wenn wir ihn lassen. Er verdient den Tod.«
»Tu es nicht, Duncan. Es ist Unrecht. Außerdem hätten sie dich sofort. Dafür wanderst du lange ins Gefängnis.«
»Das ist mir die Sache wert.«
»Ist sie nicht. Warte, ich ruf die Polizei an.«
»Nein«, sagte Duncan wütend.
In Duncans Gesicht las Chris, dass es keinen Zweck hatte, weiter mit ihm zu argumentieren. Und hindern konnte er Duncan nicht, ohne Eric loszulassen. Also gab er Erics Arm frei und trat einen Schritt zurück. Schreckensstarr beobachtete Megan die Szene. »Halt ihn auf, Chris!«
In diesem Augenblick hörte Chris ein metallenes Klicken hinter sich. Alle drehten sich nach dem Geräusch um. Da stand Marcus in seinem langen Mantel, unrasiert und außer Atem. Er hielt einen Revolver in der Hand, der direkt auf sie gerichtet war.
»Sieh mal einer an. Wie nennt man denn eine Ansammlung von Investmentbankern? Ein Rudel? Eine Herde? Egal. Sieht so aus, als würdet ihr euch nicht besonders vertragen.«
Alles schwieg und starrte die Waffe an.
»Wer sind Sie?«, fragte Megan schließlich.
»Marcus Lubron. Alex war mein Bruder. Bis er ihn umgebracht hat.« Marcus wies mit einem Kopfnicken auf Duncan.
»Was soll das heißen?«, wollte Duncan wissen.
»Leg das Messer hin«, sagte Marcus und winkte auffordernd mit der Pistole.
Duncan rührte sich nicht.
»Ich hab gesagt, leg das Messer hin.«
Langsam legte Duncan das Messer auf den Boden.
»Ihr macht mich krank«, sagte Marcus. »Nicht nur dass ihr meinen Bruder umgebracht habt, jetzt fangt ihr auch noch an, euch gegenseitig umzubringen.«
»Nein, nein, Sie missverstehen die Situation«, sagte Duncan und machte einen Schritt auf Marcus zu.
»Bleib, wo du bist«, fuhr Marcus ihn an. »Ich kann mit dem Ding umgehn. Da bin ich ja wohl gerade rechtzeitig gekommen, bevor du noch einen umlegst.«
»Eric hat Ihren Bruder umgebracht!«, protestierte Duncan. »Und die anderen auch.«
»Ich hab jetzt genug von dieser gequirlten Scheiße. Stell dich dahin. Und du auch«, Marcus winkte Chris mit dem Pistolenlauf zu. »Stell dich dazu.«
Chris und Duncan standen nebeneinander und blickten Marcus an. Sein Gesicht lag im Schatten, trotzdem konnte Chris den entschlossenen Zug
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