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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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fehlt ihm das Hirn. Wilson kann nur eines richtig gut: Leute antreiben. Er ist der geborene Strippenzieher und sehr gerissen darin, sich Abhängigkeiten zu schaffen und Intrigen zu spinnen. Offiziell sitzt Wilson bei der DARPA in der Verwaltung. Gerüchteweise leitet er ein Projekt namens Prometheus. Aber das ist so geheim, dass kein Mensch irgendetwas darüber weiß.“
    „Prometheus“, murmelte Sehner nachdenklich. „War das nicht der Gott in der griechischen Mythologie, der den Menschen das Feuer brachte?“
    „Nicht nur das“, antwortete Engelmann. „Prometheus soll das erste Menschengeschlecht erschaffen haben. Als der Göttervater Zeus von den Menschen Opfergaben und Anbetung verlangte, betrog Prometheus ihn, um seiner Schöpfung willen. Daraufhin wurde er von den Göttern bestraft.“
    „Sie ketteten ihn an einen Felsen.“
    „Ja. Eine der Strafen war übrigens die Büchse der Pandora.“
    Sehner nickte. „Die alles Unheil auf die Erde brachte!“
    „Wilson hat einen Spitznamen. Man nennt ihn den ,Prediger’“, sagte Engelmann.
    Sehnersah ein Bild vor sich: Der Amerikaner saß in der dunklen Kirche tief ins Gebet versunken. „Das kann ich mir gut vorstellen“, sagte er. „Wilson sieht aus wie ein Savonarola des 21. Jahrhunderts.“
    „Und er verhält sich auch so. Wilson ist ein glühender Anhänger des Kreationismus.“
    „Was ist denn das schon wieder?“, stöhnte Sehner.
    „Das ist eine religiöse Strömung in den USA. Die Kreationisten lehnen die Evolutionslehre nach Darwin ab und nehmen die Bibel absolut wörtlich. Sie predigen, dass Gott vor sechstausend Jahren die Welt in sieben Tagen erschaffen hat.“
    „Und was hat das mit Wilson zu tun?“
    „Ich weiß nicht. Brad Wilson scheint ein Fanatiker zu sein, ein Fundamentalist der schlimmsten Sorte: Engstirnig, rechthaberisch und radikal in seinen Ansichten. Sei vorsichtig, Edgar!“
    Sehner überlegte. Das alles passte in das Bild, das er sich in den letzten Tagen von dem Amerikaner gemacht hatte. „Prometheus“, murmelte er. Ein Gedanke kroch am Rand seines Bewusstseins dahin, aber er war zu vage und zu weit entfernt, um ihn fassen zu können. Er hatte jetzt eine Menge Teile beisammen, um das Puzzle zusammenzusetzen. Wenn er die Fragmente an den richtigen Platz schob, hatte er die Lösung.
    „Was hast du über Adrian Sykes herausgefunden?“
    „Das war schon einfacher. Sykes ist in Mayville in der Nähe von Chicago aufgewachsen – Wilson stammt übrigens auch aus Chicago!“
    Sehner blickte überrascht auf.
    „Ob das ein Zufall ist?“, fragte Engelmann.
    „Ich glaube nicht an Zufälle“, knurrte Sehner. In seinem Kopf begann die polizeiliche Schnüffelmaschine rege zu arbeiten.
    Engelmann fuhr fort: „Sykes hat deutsche Vorfahren. Sein Großvater kam aus der Gegend hier. Er floh 1938 vor den Nazis in die USA.“
    Sehner winkte ab. „Das weiß ich bereits. Mich interessiert mehr, was Sykes macht, seit er in Deutschland ist.“
    „Er kam vor sechs Jahren nach Deutschland und arbeitete an der Robert-Koch-Klinik in Koblenz. Sykes ist ein ausgezeichneter Chirurg.“
    „Warum hat er dann alles hingeschmissen? Wegen dem Tod seiner Frau etwa?“
    Engelmann kratzte sich am Kopf. „Das ist eine tragische Geschichte. Seine Frau wurde vor zwei Jahren krank. Bei ihr wurde ein Tumor im Bauchraum diagnostiziert. Es stellte sich heraus, dass er gutartig war. Trotzdem musste operiert werden.“
    Engelmann machte eine Pause und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Weißt du, Edgar, es gibt unter Ärzten ein ungeschriebenes Gesetz. Ein Arzt sollte niemals seine Angehörigen oder Freunde selbst operieren.“
    „Warum nicht? Ich hätte Vertrauen zu dir!“
    „Darum geht es nicht. Du darfst ja auch nicht in einem Fall ermitteln, in den deine Familie verwickelt ist. Du wirst als befangen erklärt, ebenso wie jeder Richter.“
    „Und Sykes hat seine Frau dennoch selbst operiert?“
    Engelmann nickte. „Eine Stunde nach der Operation, die übrigens ohne Probleme verlief, starb Christina Sykes an einemallergischen Schock.“
    Sehner blickte auf den herbstlich gefärbten Park. Er dachte an Edith. Walter hatte ihn gefragt, ob er alles für seine kranke Frau tun würde. Nun sah er den Mann mit dem tödlichen Compound-Bogen, dem er heute Morgen im Wald gegenüber gestanden hatte, mit anderen Augen. Sykes war eine Kampfmaschine, auch wenn seine aktive Zeit Jahre zurücklag. Sie sein Leben zerstört, und jetzt wollten sie ihm seine Frau zum

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