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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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nicht enttäuschen, Edgar. Aber ich wiederhole es noch mal: Ich habe Christina Sykes gesehen. Sie war mausetot!“
    „Und heute Morgen war sie wieder lebendig!“, sagte Sehner beharrlich.
    Engelmann setzte seinen Hut wieder auf. „Irre, die mit Raubtierklauen töten, ein gekreuzigter Priester, eine Tote, die herumläuft – was sollen wir damit anfangen, Edgar?“
    Sie schoben den Sarg in die Nische zurück und mauerten die Grabplatte wieder ein. Eine halbe Stunde verließen sie die Grust so still, wie sie gekommen waren. „Du wirst morgen deinem Freund und Kollegen Dr. Janson einen Besuch abstatten“, sagte Sehner.
    „Warum ich?“
    „Weil ich mich offiziell nicht mit Adrian Sykes und dem Tod seiner Frau beschäftigen darf. Befehl von ganz oben.“
    Engelmann schwieg ausnahmsweise. Sie hatten in ein Wespennest gestochen. „Sei vorsichtig, Edgar“, sagte er. „Du legst dich mit mächtigen Leuten an!“ Engelmann spürte plötzlich ein Stechen im Magen. Es war lange her, dass dieserSchmerz in ihm gewühlt hatte. Und am nächsten Tag war es zu einer Katastrophe gekommen.
    „Was hast du jetzt vor?“
    „Ich werde in die Kirche gehen“, antwortete Sehner.

Teil2 Adam
     
     
     
     
    2. Teil
     
    Adam
    20 Kirchgang
    20
     
    Kirchgang
     
     
    Edgar Sehner betrat zögernd die leere Kirche. Er war nicht besonders religiös, eigentlich hatte er sich nie mit der Kirche beschäftigt, und Wilsons Frömmigkeit war ihm fremd. Sie kam ihm aufgesetzt und unecht vor. Er war fest davon überzeugt, dass diese demütige Unterwürfigkeit nur dazu diente, den Schein zu wahren.
    Sehner stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden von Indizien und Tatsachen. Sein Beruf hatte sein Wesen durch und durch geprägt, und so kreisten seine Gedanken beständig um den blonden Riesen. Er war sicher, dass die Fäden bei Dr. Sykes zusammenliefen, aber diese Spur durfte er nicht weiter verfolgen.
    Die Morde an der Prostituierten, dem Stadtstreicher und an Garber brachten Sehner auch nicht weiter. Das Mädchen war dem Killer zum Opfer gefallen, weil es Christina Sykes ähnlich sah und Garber war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, ebenso wie der Obdachlose. Mit dem Pfarrer war das anders: An jedem der Tatorte hatte der Verrückte dieselbe Botschaft hinterlassen: Keine Seele. Die beiden Worte ließen einen Zusammenhang zwischen dem Täter und dem Pfarrer zumindest erahnen.
    Sehner setzte sich in eine der leeren Bänke. Weniger um zu beten, als aus dem Wunsch heraus, ein paar Minuten alleine zu sein. Am frühen Nachmittag hatte er Edith besucht. Sie war blass und kraftlos gewesen. Auch wenn sie unerschütterlichenOptimismus verbreitete, spürte Sehner hinter ihren Worten Angst und Niedergeschlagenheit. Er hatte ihr Mut machen wollen und von den Erfolgen neuer Therapien in den USA geschwärmt. Aber selbst in seinen eigenen Ohren hatten die Worte hohl geklungen. Edith wusste, dass Sehner niemals das Geld dafür aufbringen konnte.
    Zwei Stockwerke tiefer auf der Intensivstation lag Frank Jeronek. Sehner hatte ihn durch die Glasscheibe gesehen. Sein Kopf war bis zur Unkenntlichkeit mit Schläuchen und Verbänden zugepflastert. Es war gar nicht daran zu denken, von ihm Informationen zu bekommen. Die Ärzte konnten noch immer nicht sagen, ob er jemals wieder aus dem Koma erwachen würde.
    Sehner ballte die Fäuste. Wenn der lebende Leichnam auf der Intensivstation nicht Frank Jeronek gewesen wäre, hätte Sehner den Fall abgegeben oder den Dienst quittiert - selbst auf die Gefahr hin, dass nur Brad Wilson Ediths Leben retten konnte. Aber Frank Jeronek war er es schuldig, das Monstrum zu finden, das ihn beinahe getötet hatte.
    Der alte Kommissar rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel und verstärkte den Druck seiner Finger noch, bis bunte Flecken hinter seinen geröteten Lidern tanzten. Es nutzte nichts, gar nichts – die Bilder waren da, in sein Gedächtnis eingebrannt wie mit einem Laser, scharf und entsetzlich klar.
    Edgar Sehner kehrte zurück an jenen Tag im Frühling vor fünfunddreißig Jahren. Er roch wieder den Duft des blühenden Fliederbusches vor dem Küchenfenster, der in jenem Jahr besonders kräftige Triebe hatte. Eine warme Frühlingssonne schien durch das Fenster und spiegelte sich auf dem Lauf seinerDienstwaffe. Es war ein friedlicher Samstagnachmittag, kurz nach vierzehn Uhr.
    Sehner saß an jenem Küchentisch und war gerade mit der Pflege seiner Dienstwaffe fertig. Er schob das volle Magazin in den

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