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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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zur Katastrophe kommen würde. Nachdem ich das Haus betretenhatte, fand ich ihn im Wohnzimmer. Er war entsetzlich zugerichtet, und überall war Blut – auf dem Teppich, an den Wänden, selbst an der Decke waren Blutspritzer.
    Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich wusste ja nicht, dass Maria bereits tot war. Also rief ich die Polizei. Ihre Kollegen fanden Maria auf dem Dachboden. Nach zwei Stunden fand ich Josua.“ Sie schüttelte den Kopf. „Der arme Junge!“
    „Was geschah dann mit ihm?“
    „Es gab keine Verwandten, bei denen er hätte bleiben können, also nahmen mein Mann und ich ihn vorerst auf. Wir überlegten sogar, ihn zu adoptieren – wissen Sie, ich konnte keine Kinder bekommen, und wir hatten uns immer ein Kind gewünscht. Aber wir wurden mit Josua nicht fertig. Er wurde schrecklich aggressiv. Als er mich mit einem Küchenmesser angriff und verletzte, sahen wir ein, dass es so nicht weiterging.“
    „Wie kam es dazu, dass der Pfarrer sich seiner annahm?“
    „Die Kazaans waren in der Kirche engagiert, und der Pfarrer kam ab und zu vorbei, um Josua zu besuchen. Er fühlte sich dem Kind wohl in irgendeiner Weise verpflichtet. So kam es, dass er anbot, Josua in einem katholischen Kinderheim unterzubringen, das auf traumatisierte Kinder spezialisiert waren.“
    Sehner zog die Brauen zusammen. „In einem katholischen Kinderheim? Sind Sie sicher?“
    Sie nickte. „Das war noch der Vorgänger von Pfarrer Wildenberg.“
    „Wo finde ich diesen ehemaligen Pfarrer?“
    „Auf dem Friedhof. Er ist vor ein paar Jahren gestorben.“
    Sehnerschwieg und knetete seine Unterlippe. „Das erklärt einiges“, murmelte er und erhob sich. „Sie haben mir sehr geholfen. Vielen Dank.“
    „Aber warum fragen Sie mich das alles? Was ist mit Josua? Hat er etwas angestellt?“
    Sehner schüttelte den Kopf. „Ich weiß es noch nicht. Bisher ist es nur ein Verdacht.“ Er setzte seinen Hut auf. „Ich werde Sie informieren, wenn ich mehr herausgefunden habe.“
    Sehner verabschiedete sich und ging nachdenklich zu seinem Wagen. Er hatte den Mörder von Garber und den anderen Opfern zweifelsfrei identifiziert. Die Worte ,Keine Seele’ hatten nun eine nachvollziehbare Bedeutung bekommen. Aber es blieben noch immer Rätsel zu lösen: Was hatte Josua zu einer Bestie werden lassen und wie waren die seltsamen Wunden zu erklären, die Dornmann an den Opfern festgestellt hatte? Wie war es möglich, dass der Kopf des Mädchens regelrecht explodiert war? Und vor allen Dingen: Wo hielt sich Josua Kazaan versteckt?
    Sehner stieg in den Wagen und griff nach dem Aktendeckel auf dem Beifahrersitz. Er enthielt neben dem Polizeibericht über das Drama vor zwanzig Jahren auch einen kompletten Ausdruck der Daten, die Miriam vom Computer des Täufers kopiert hatte. Neben Josuas Herkunft gab es keine weiteren Auffälligkeiten. Der Junge hatte sich nach kurzer Zeit offenbar problemlos in die Gemeinschaft der Sekte eingefügt und sich als überaus intelligent erwiesen. Er schien so begabt zu sein, dass der Täufer ihn auf eine Universität geschickt hatte. Das war mehr als seltsam. Wie war es dem Täufer gelungen, das Kind zu beruhigen? Josua Kazaan hatte Physikund Mathematik studiert und einen hervorragenden Abschluss gemacht. Warum hatte Miriam ihm das verschwiegen? Oder hatte sie erst seine Nähe gesucht, als er sein Studium bereits beendet hatte?
    Vor über drei Monaten hatte der Täufer ihn in die Schweiz geschickt, nach Lausanne an die dortige Universität. Es gab über diese Zeit keine Aufzeichnungen, lediglich der Name ,Prometheus-Projekt’ war gefallen. In welcher Funktion Josua an dem Projekt teilgenommen hatte, ging aus den Unterlagen nicht hervor.
    Sehner legte die Akte zur Seite und drehte den Zündschlüssel. Es wurde Zeit, dem Täufer einen zweiten Besuch abzustatten. Außerdem wollte er wissen, wie weit Windhagen bei seinen Recherchen über Bradford Wilson gekommen war.
    30 Das Experiment
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    Das Experiment
     
     
    Adrian hob die Augenlider und klappte sie sofort wieder zu. Es kostete zuviel Kraft. In letzter Zeit wachte er zu oft an unbekannten Orten auf und konnte sich an nichts erinnern. Und jedes Mal fühlte er sich schlechter. Jones, der Chef von Wilsons Söldnertruppe, verstand etwas von seinem brutalen Handwerk. Adrian verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse und spürte getrocknetes, verkrustetes Blut auf seinem Gesicht. Seine Zunge war verquollen und kam ihm doppelt so groß vor. Das Schlucken

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