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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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seine Eile, aber der alte Kommissar handelte aus einem sicheren Gefühl heraus, dass ihm die Zeit davonlief. Vielleicht wollte er auch einfach seinen aufgestauten Ärger loswerden. Auf jeden Fall genoss er die rasende Fahrt. Es gab ihm das Gefühl, endlich etwas tun zu können.
    Er hatte Windhagen mit den Arbeiten betraut, die sein designierter Nachfolger am besten konnte: Informationen sammeln, Fährten verfolgen und ein Netz knüpfen, in dem sich Brad Wilson früher oder später verfangen würde. Sicher, Schmidtbauer war eine harte Nuss und weder Windhagen noch Sehner kannten die Beziehung zwischen dem BKA-Beamten und dem Amerikaner, aber Windhagen war geduldig damit beschäftigt, den Boden unter Wilsons Füßen abzutragen. Und wenn er genug Indizien zusammengetragen hatte, konnte auch Schmidtbauer nicht anders, als Wilson fallen zu lassen.
    Sehner bog in eine Nebenstraße ein und schaltete das Blaulicht aus. Es war nicht nötig, die alte Frau so zu erschrecken, die er aufsuchen wollte. Er stellte den Passat vor einem Reihenhaus aus den fünfziger Jahren ab. Das gelb verputzte kleine Haus hatte bessere Zeiten gesehen. Zwar waren die Betonplatten des Gartenweges sauber gefegt und von Unkraut befreit, aber die grüne Farbe des Gartenzaunes blätterte in großen Stücken ab, und der Windschutz neben der Haustürhing schief in seinen Angeln. Man sah dem Haus an, dass eine pflegende Hand fehlte. Alten Leuten fehlte oft die Kraft, um Haus und Garten noch in Schuss zu halten.
    Sehner drückte auf den Klingelknopf und wartete. Nach einer Weile erschien hinter dem Buntglas ein Schatten. Hildegard Röhler öffnete die Tür. „Ja bitte?“, fragte sie.
    Sehner zeigte ihr seinen Dienstausweis und fragte, ob er kurz hereinkommen dürfe. Sie nickte und führte ihn in eine kleine, gemütliche Küche. „Wenn es Sie nicht stört, dass ich gerade backe“, sagte sie.
    Sehner verneinte, nahm auf einem der beiden Küchenstühle Platz und musterte die Frau schnell. Im Licht der Deckenleuchte wirkte sie älter als vorhin an der Haustür. Sie hielt sich gebeugt, und ihr Gesicht war von tiefen Falten durchzogen.
    „Heute ist ein düsterer Tag“, sagte sie. „Der ganze September war verregnet, aber heute ist es besonders trübe. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee vielleicht?“
    „Nein danke“, sagte Sehner. Er suchte nach einem Anfang, doch sie nahm ihm diese Aufgabe ab. „Sie kommen sicher wegen der alten Geschichte.“ Sie öffnete den Kühlschrank und stellte Butter und Eier auf die Arbeitsplatte.
    „Wir kommen Sie darauf?“
    „Warum sollten Sie mich wohl sonst besuchen? In meinem Leben geschieht nichts Aufregendes mehr. Und eine Bank werde ich auf meine alten Tage wohl auch nicht mehr überfallen, oder?“ Sie verzog den Mund zu einem Lächeln, was gründlich misslang. Sehner hatte den Eindruck, dass dieser Mund schon seit Jahren nicht mehr gelacht hatte.
    Ersagte: „Ich komme wegen Josua Kazaan, ja. Ich habe zwar die Akte studiert, aber die Menschen hinter den Buchstaben kann man sich dennoch nur schwer vorstellen. Ich möchte mit jemandem sprechen, der Josua kennt.“
    Hildegard Röhler bückte sich und holte eine Teigschüssel aus dem Unterschrank. „Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Ich kenne Josua nicht. Zumindest nicht den Josua Kazaan, den Sie meinen. Ich habe den Jungen vor zwanzig Jahren zuletzt gesehen.“
    „Fühlen Sie sich in der Lage, mir die Geschichte noch einmal zu erzählen?“, fragte Sehner.
    „Wozu?“ Sie seufzte tief.
    „Ich möchte das, was damals geschah, gerne aus dem Mund eines Augenzeugen hören. Und Sie sind die einzige Zeugin, die noch lebt.“
    „Ich war nicht dabei“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
    „Aber sie haben Josua gefunden.“
    Hildegard Röhler wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und setzte sich zu Sehner an den Küchentisch. „Was wollen Sie denn wissen?“
    „In welchem Verhältnis standen Sie zu den Kazaans?“
    Sie überlegte eine Weile, als müsse sie eine Vergangenheit erst wieder aufleben lassen, die tief begraben lag.
    „Ich kannte Roland aus dem Kirchenchor“, begann sie. „Wir waren seit der Schulzeit befreundet, auch wenn die Freundschaft nicht ganz einfach verlief.“
    „Darf ich fragen, ob Sie ein Verhältnis mit ihm hatten?“
    Sie schaute entrüstet auf. „Nein, nein. Wir waren nur befreundet. Als seine Frau dann krank wurde, bat er mich, ab undzu im Haushalt zu helfen.“
    „Erzählen Sie mir von Josuas

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