Das Prometheus Projekt
tat weh, seine Kehle war ausgedörrt und rau wie Sandpapier. Seine Hände waren noch immer auf den Rücken gefesselt, aber er saß nicht mehr auf dem Stuhl in Brandts Kaminzimmer. Jetzt lag er auf der Seite mit der Stirn im Dreck. Ringsum verlor sich grauer Betonboden in der Dunkelheit. Stöhnend drehte er sich auf den Rücken und versuchte den Kopf zu heben, aber damit erreichte er nur, dass er in eine eiskalte Wasserpfütze rollte. Adrian zuckte bei der Bewegung zusammen. Es fühlte sich an, als hätte der Mistkerl ihm mehrere Rippen gebrochen.
Adrian blieb eine Weile liegen und drohte wieder wegzudämmern. Nur mit äußerster Willensanstrengung schaffte er es, wach zu bleiben. Alles erschien ihm gleichgültig und weit, weit entfernt. In den halbwegs hellen Momenten wurde ihm klar, dass seine Schläfrigkeit von dem Mittel herrührte, dass Wilson ihm gespritzt hatte. Durch die Schleier aus Vergessenkämpfte sich trotzig ein Gedanke an die Oberfläche und setzte sich schließlich fest: Hatte er Brad das Versteck von Eve verraten? Er versuchte sich zu erinnern, was er über Wahrheitsdrogen wusste. War es nicht so, dass sie nicht wirkten, wenn das Opfer nicht ein Mindestmaß an Kooperation besaß? Und bevor er Eve verriet, würde Adrian lieber sterben!
Irgendwann zwischen Wegdriften und Grübeln schaffte es Adrian endlich, den Oberkörper aufzurichten und bereute es sofort. Sein Kopf dröhnte wie eine Kesselschmiede. Außerdem war ihm übel. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass er sich bereits mehrfach übergeben hatte, ohne sich daran zu erinnern. Ein Wunder, dass überhaupt noch etwas in ihm war, was er hervorwürgen konnte.
Drei Meter von ihm entfernt malte eine nackte Glühbirne einen kreisrunden Fleck auf dem Boden. Brandt lehnte mit dem Rücken an der Wand. Der Wissenschaftler hatte die Augen geschlossen und atmete stoßweise
Adrian kroch auf ihn zu. „He, Brandt!“, krächzte er. „Sie müssen wach bleiben. Sie haben zuviel Blut verloren. Wenn Sie einschlafen, fallen Sie ins Koma!“
Brandt drehte den Kopf, als wöge er Tonnen. „Mein Gott, Sykes! Ich habe gedacht, Sie kotzen sich zu Tode!“, erwiderte er.
Adrian sparte sich eine Antwort. „Wo ist Wilson?“
„Der kümmert sich um ihre Frau!“
„Halten Sie die Schnauze, Brandt!“, schrie Adrian. Er versuchte aufzustehen, stolperte in der Dunkelheit und schlug hart auf den Beton.
„Ich würde Chrissy niemals verraten, nie … niemals!“, stammelteer leise. Tiefe Verzweiflung brandete über ihn hinweg wie eine kalte Flut. Er ahnte, was ihm Brandt erzählen würde.
Brandt lachte hustend auf. „Niemals, was? Sie haben Wilson alles erzählt, was Sie wussten. Sie konnten gar nicht mehr aufhören, von Ihrer heißen Liebesnacht im Blockhaus zu schwärmen!“
„Wenn ich die Hände frei hätte, würde ich Ihnen die Schnauze polieren“, stöhnte Adrian. Er schloss die Augen und weinte.
„Hören Sie auf zu jammern, Sykes. Für uns macht das sowieso keinen Unterschied mehr. Glauben Sie wirklich, Wilson lässt uns am Leben? Er hat einen solchen Hass auf Sie, dass er sie noch nicht einmal verschonen würde, wenn Sie eine Frau und außer ihm der letzte Mensch auf Erden wären!“
„Und warum hat er mich dann nicht schon längst erledigt?“
Brandt verzog vor Schmerz das Gesicht. „Sie haben ihm ein paar Mal heftig auf die Füße getreten. Natürlich wird er es nie zugeben, aber Wilson hat Respekt vor Ihnen. Er will sich erst versichern, dass sie ihn nicht angelogen haben! Wenn er Eve erst einmal in seiner Gewalt hat, sind wir tot!“
Adrian richtete sich an der Wand auf und rutschte neben Brandt. „Und warum sitzen Sie hier?“
Brandt lehnte den Kopf an die feuchte Wand. „Wie glauben Sie, konnten unsere beiden Versuchskaninchen aus einem Hochsicherheitslabor entkommen?“
„Erzählen Sie’s mir. Das hält Sie wach!“
Brandt drehte den Kopf. „Was kann Ihnen an meinem beschissenen Leben liegen?“
Adrianblickte ihn zornig an. „Vielleicht will ich mir nicht das Vergnügen nehmen lassen, Sie eigenhändig umzubringen, Sie verdammtes Schwein!“
Brandt schloss die Augen. „Sie haben ja überhaupt keine Ahnung, Sykes.“
Nach einer Weile brach er das Schweigen: „Wilson bot mir die Chance, an einem einmaligen Projekt teilzunehmen. Weder Stepford noch Hussek oder ich selbst ahnten, dass dabei Menschenleben gefährdet waren. Aber ich hätte Wilson durchschauen müssen. Ich kannte ihn von früher her; es war nicht das erste Projekt, bei
Weitere Kostenlose Bücher