Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
Vom Netzwerk:
Job nicht machen, wenn man keine Männer mochte. Und dieser Mann zog sie mit animalischer Macht an.
    Aus der Nähe wirkten seine Augen noch unheimlicher. In der Ferne wedelte Lisa mit den Armen in der Luft und schüttelte warnend den Kopf. Was wusste Lisa schon?
    „Hast du Lust, mit mir was zu trinken?“
    Er antworte nicht.
    „Bist wohl ein bisschen schüchtern, was? So’n großer Kerl undkriegt keinen Ton raus! Aber ich bring’ dich schon zum Singen. Komm, ich zeig’ dir mein Zuhause.“
    Jenny griff nach seiner Hand. Sie fühlte sich hart und kühl an. Das Mädchen wollte den Riesen mit sich ziehen, aber er rührte sich nicht vom Fleck.
    „Iiiiiiiif“, sagte er plötzlich. Seine Stimme war rau und heiser. Jenny ließ seine Hand los. Er hob den Arm und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. Trotz seiner riesigen Hand ging er dabei geschickt und zärtlich vor.
    „Iiiiiiiiiif!“, wiederholte er.
    Auf Jennys Armen bildete sich eine Gänsehaut. Wenn nicht das sanfte Streicheln seiner Hand gewesen wäre, hätte sie die Beine in die Hand genommen. Aber gerade dieses zärtliche Kraulen seiner Finger war es, das sie reizte – ein Riese so sanft wie Lamm. Jenny entfernte sich einen Schritt von ihm, lächelte unsicher und nahm erneut seine Hand. Diesmal gelang es ihr, ihn mitziehen.
    Als sie sich ihrem Camper näherten, der auf dem Parkplatz am Rand des Industriegebietes in einer Reihe mit anderen Wohnmobilen stand, blieb er wie angewurzelt stehen.
    „Herz“, sagte er und deutete auf das blinkende rote Plastikherz hinter dem Fenster des Wohnmobils.
    „Das gefällt dir, was? Komm, ich zeig’s dir“, sagte Jenny Kaugummi kauend. Der Typ hatte eine Macke, aber sie hoffte, dass er harmlos war. Und außerdem besaß sie ja den sechsten Sinn, was Gefahr betraf.
    Jenny schloss die Tür auf und zog ihn ins Innere. Der Riese musste sich bücken und zog die Schultern ein. Jenny sah die frisch verheilte, halbmondförmige Narbe an seinem Hinterkopf. Sie wirkte frisch, als sei die Wunde noch nicht langeverheilt. Ein kaltes Prickeln kroch ihre Wirbelsäule herauf. Sie hatte seinen starren Blick und sein Gestotter als Schüchternheit gedeutet. Aber die hässliche Narbe an seinem Kopf war zuviel. Vielleicht besaß der Typ überhaupt kein Hirn mehr!
    Sie verfluchte ihren Leichtsinn. Wenn der Kerl ein perverser Irrer war, konnte er ihr im Wohnwagen in aller Ruhe die Lichter ausdrehen, ohne dass es jemand bemerken würde. Und wenn sie tot war, würde ihr auch Lisas Zeugenaussage nicht mehr helfen.
    Jenny riss sich zusammen. Ein gewisses Risiko gehörte zu ihrem Beruf. Wahrscheinlich litt der Kerl ganz einfach unter seiner Einsamkeit, weil er behindert war. Er stand unbeholfen in dem engen Wohnwagen und zog den Kopf ein. Jenny redete sich ein, dass er nur ein großer Junge war. Außerdem war es ein schönes Gefühl gewesen, als er ihr Haar gestreichelt hatte.
    „Willst du dein T-Shirt nicht ausziehen? Es ist ganz nass. Du frierst bestimmt bei dem Mistwetter.“ Sie ließ ihre Finger über seinen harten Bizeps nach oben wandern und schob spielerisch den Ärmel des T-Shirts nach oben.
    „Tätowiert bis du auch“, flüsterte sie verschwörerisch. „Ich mag Tattoos!“ Ihre Finger strichen über die Buchstaben. „A-d-a-m“, buchstabierte sie. „Ich wette, du suchst deine Eva, was?“
    Ihre Finger wanderten weiter nach oben über das gespaltene Kinn und berührten seine Lippen. „Ich heiße Jenny! Aber ich mach’s dir genauso gut wie deine Eva!“, versprach sie schmunzelnd.
    „Iiiiiiiif?“, wisperte er fragend. Er schien etwas entdecktzu haben, was ihm nicht gefiel.
    „Braunnneee Auuugenn“, sagte er stockend.
    „Nee, meine Augen sind grün“, sagte Jenny und klapperte mit den Augenlidern.
    Der Riese streckte seine Hand aus und berührte Jennys Stirn. Sie blinzelte verwirrt und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Hinter ihren Augen lief unvermutet ein Film ab, klare, wie Schneeflocken vorbeiwirbelnde Bilder: Ein schmaler Raum ohne Farben, weiß und steril, ein großer Eisenkäfig, ein Mann in einem Arztkittel, grelles Neonlicht, eine Frau mit dunkelbraunen langen Haaren, die ihr ähnlich sah. Sie lag auf einer Pritsche und zerrte vergeblich an den Lederriemen, mit denen sie gefesselt war. In ihren Augen stand namenlose Angst. War Jenny diese Frau? Sah sie die Zukunft?
    Die Bilder verblassten so schnell wie sie gekommen waren. Jenny schnappte erschrocken nach Luft und kam zu sich. Sie wusste nicht zu sagen, wie viel

Weitere Kostenlose Bücher