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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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und das wusste er. Sie gehörte in ein Krankenhaus. Adrian hatte damit gerechnet, einen normalen Menschen zu behandeln und kein Gespenst. Er hätte sich erklären können und die Situation irgendwie bereinigt. Aber nun? Was sollte er jetzt tun?
    „Ich gehe hinunter und mache uns etwas zu essen“, rief er durch die Tür.
    Sie gab keine Antwort. Adrian lief die Treppe hinab und hoffte, dass ihr Gedächtnis in ein paar Stunden wiederkehrte. Eine vorübergehende Amnesie war nichts Ungewöhnliches nach einer Gehirnerschütterung. Und doch war ihm klar, dass er sich etwas vormachte. Eve zeigte keinerlei Anzeichen einer schweren Gehirnerschütterung. Offenbar plagten sie keine Kopfschmerzen, sie erbrach sich nicht und überhaupt schien sie sich erstaunlich schnell zu erholen.
    Adrian stand unentschlossen in der Küche. Sein Magen knurrte heftig. Außer Alkohol hatte er heute nichts zu sich genommen. Also holte er Butter, Wurst und Käse aus dem Kühlschrank und stellte die Sachen auf den Küchentisch. Dann begann er Speck zu schneiden, den er zusammen mit ein paar Eiern in der Pfanne braten wollte.
    Es war fahrlässig, die Frau alleine zu lassen, aber sein Gefühlsagte ihm, dass sie sich zurechtfinden würde. Adrian hielt inne. Hätte er anders gehandelt, wäre da nicht die unheimliche Ähnlichkeit? Ihm wurde plötzlich klar, dass er an einem Traum festhielt. Er spielte das Spiel ,Christina ist wieder da’ . Und dieses Spiel musste er so schnell wie möglich beenden.
    Adrian drehte sich zum Küchenschrank um und konnte einen Schrei gerade noch unterdrücken. Eve stand in der offenen Tür und betrachtete ihn stumm. Sie trug Jeans und ein apfelfarbenes langes T-Shirt. Die Sachen verstärkten nicht nur den Eindruck, seine Frau sei von den Toten zurückgekehrt. Es waren genau die Kleidungsstücke, die Christina für einen gemütlichen Abend auf der Couch gewählt hätte.
    Adrian weinte. Das war einfach zuviel. Eve trat neugierig näher und berührte eine seiner Tränen. Sie lächelte unergründlich, wandte sich ab und tänzelte wie eine Schlafwandlerin hinüber ins Wohnzimmer. Ihre Aufmerksamkeitsspanne war unnatürlich kurz. Sie schien an allem schnell das Interesse zu verlieren. Adrian blieb verstört in der Küche zurück.
    Nach einer Weile besann er sich, wischte die Tränen fort und bereitete die Spiegeleier zu, während ein Teil seines Verstandes ihm ständig zuredete, mit diesem Spiel aufzuhören.
    Als die Eier fertig waren und er die Pfanne vom Herd nahm, hörte er aus dem Wohnzimmer leise Musik. Neugierig ging er hinüber. Jack hatte es sich auf seiner Matte vor dem Fenster bequem gemacht und döste. Für ihn schien die Welt wieder in Ordnung zu sein.
    DieStereoanlage war eingeschaltet. Die Corrs sangen „Listen to the radio“. Adrian hatte diese CD seit dem Tod seiner Frau nie wieder gehört und er war sicher, dass das Laufwerk des Players leer gewesen war. Eve musste genau diese CD ausgewählt haben. Woher wusste sie, wie man einen CD-Player bediente, wenn sie sich an nichts erinnern konnte?
    Sie tanzte mit geschlossenen Augen und sparsamen, weichen Bewegungen und wiegte sich im Rhythmus der Musik. Sie war ein Ebenbild der toten Christina Sykes.
    Der Anblick war zu viel für Adrian. Er stürzte zur Stereoanlage und riss das Stromkabel aus der Wand.
    „Hör auf damit!“, schrie er. „Hör auf!“
    Sie schlug erschrocken die Augen auf. Jack sprang auf und bellte.
    „Entschuldige, ich … wollte … das nicht. Ich … du siehst aus …“
    Adrian sank in einen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. Was geschah hier? Verlor er den Verstand?
    Ihre Hand auf seinem Arm brachte ihn wieder zu sich.
    „Gut“, sagte sie. „Es ist … gut.“
    Er blickte überrascht auf. Es waren die einzigen Worte, die sie bisher gesprochen hatte. Dann fiel ihm die Röntgenaufnahme ein. Das Bild musste inzwischen entwickelt sein. Er zog die Bildplatte aus der Maschine, hetzte in das Behandlungszimmer und steckte das Röntgenbild in die Halteleiste der Lichttafel.
    Adrian zweifelte endgültig an seinem Verstand. Das Bild war klar, die Umrisse des Schädels und des Kiefers deutlich zu sehen und ohne jeden Befund. Aber dort, wo sich eigentlich Eves Gehirn befinden musste, zeigte das Röntgenbildetwas völlig Irreales: Hunderte von dünnen vertikalen Röhren drängten sich zu einem säulenartigen Gebilde zusammen und füllten das Innere des Schädels aus. Sie waren in Bündeln angeordnet und strebten nach oben wie die Säulen

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