Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
mit übertriebener Verzückung: »Ein triumphierendes! Und dies hier bei uns in Draschwitz! Welche Ehre!«
    Es war deutlich zu spüren, dass beide noch niemals zuvor von diesem lateinischen Begriff gehört hatten und sich auch nicht das Geringste darunter vorstellen konnten. Doch offenbar verbat Ihnen ihre Stellung, diese Wissenslücke zuzugeben. Wenn das Geld in diesem Hause schon knapp war – die Bildung sollte es nicht auch sein. Der Gast, der geübt darin war, die Reaktionen seiner Mitmenschen auf den lateinischen Namen seiner Erfindung zu deuten, bemerkte dies selbstverständlich. Er dachte aber nicht daran, diesen Mangel an Wissen jetzt auszugleichen.
    »Ich darf doch darauf vertrauen, dass Ihr dieses Geheimnis noch eine kurze Zeit für Euch bewahrt?«, fragte er stattdessen.
    »Naturellement!« , bestätigten beide mit gespielter Empörung.
    »Zurück zum Geld«, sagte Orffyreus plötzlich in einem sehr harschen Tonfall, der seine beiden Gesprächspartner zusammenfahren ließ. »Mir ist bekannt, dass die finanzielle Lage bei Euch derzeit ein wenig, wie soll ich sagen, angespannt ist. Wenn Ihr nicht in der Lage seid, das Geld für die Werbung aufzubringen, könnte ich mein Perpetuum mobile auch woanders ausstellen. Zentraler. Dann würde ich Euch Unannehmlichkeiten ersparen. Nur Eure Beteiligung – die wäre dann natürlich hinfällig.«
    »Das kommt gar nicht infrage!«, riefen nun beide wie aus einem Munde und erhoben sich, so als wollten sie Orffyreus am Gehen hindern.
    »Wie Euch vielleicht aufgefallen sein mag, haben wir aktuell einen, na ja, kleinen Engpass, was die Liquidität angeht«, fuhr der Freiherr erregt fort. »Aber wir besorgen Euch das Geld.« Er wandte sich an seine Ehefrau. »Emalia, vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass du dich von deiner Kette mit dem Anhänger trennst.« Er hielt seiner Gattin die offene Hand entgegen.
    Sie fasste sich unvermittelt an ihr Dekolleté und stieß einen schrillen Schrei aus. »Nein, die ist von meiner Frau Mutter. Das letzte Erinnerungsstück! Nicht diese Kette!«
    Flehentlich sah sie zu ihrem Mann herüber und dann sich im Raum um, so als suchte sie etwas anderes, was noch versilbert werden konnte. Viel war indes nicht mehr vorhanden, da die beiden das wertvolle Mobiliar bereits vor langer Zeit versetzt hatten, um verschiedene Gläubiger zu befriedigen.
    Unerwartet sprang Orffyreus ihr zur Seite. »Meine Dame, nie würde ich verlangen, dass Ihr dieses wertvolle Erbstück, dieses Kleinod Eurer geliebten Frau Mutter – der Herr hab sie selig –, verkauft!«
    Die Frau stieß einen erleichterten Seufzer aus und umklammerte weiter mit der linken Hand den Anhänger, der an einer Goldkette um ihren Hals hing, gleich so, als müsse sie ihn beschützen.
    »Wie wäre es, wenn ich Euch, und bitte versteht dies ausschließlich als Zeichen meiner Dankbarkeit und meiner Ehrerbietung, einen Kredit gewähre?«, fragte Orffyreus nun.
    »Einen Kredit?«, entgegnete der Hausherr. »Wie sollen wir Euch glaubhaft zusagen, diesen zurückzuzahlen?«
    »Oh, gar nicht!«, antwortete Orffyreus.
    »Gar nicht?«, wiederholte der Freiherr irritiert.
    »Ganz genau. Ich gewähre Euch einen Kredit. Ihr zahlt ihn zurück, indem ich Euch in der ersten Zeit der bald beginnenden Vorführungen – sagen wir, in den ersten sechs Monaten – das Euch zustehende Fünftel an den Einnahmen nicht auszahle, sondern es mit dem Darlehen verrechne. Danach erhaltet Ihr dann Monat für Monat Euren Anteil. Euch verbleibt somit noch immer genügend Zeit, um mit Eurer Beteiligung ein Vermögen anzuhäufen!« Orffyreus hatte seinen Einfall mit freudiger Stimme verkündet und blickte nun mit einem gespannten Grinsen in die Gesichter seiner Gastgeber. Nachdem die beiden einen Augenblick gebraucht hatten, um den Vorschlag zu verstehen, breitete sich auch auf ihren Gesichtern endlich Freude aus.
    »Das würdet Ihr für uns tun, Inventore? «, fragte die Freiherrin.
    »Wir stehen in Eurer Schuld«, sagte ihr Ehemann und vollzog im Sitzen eine angedeutete Verbeugung.
    »Nicht doch. Ihr habt mich und meine Familie hier so selbstlos und warmherzig aufgenommen«, wehrte Orffyreus ab und erhob sich mit einem Sprung von seinem Sitzplatz.
    Auch seine Gastgeber quälten sich aus den durchgesessenen Polstern ihrer Stühle.
    »Schön, dass wir das geklärt haben«, sagte Orffyreus, griff nach seinem Mantel und machte Anstalten zu gehen. Plötzlich hielt er inne, als hätte er etwas vergessen.
    »Ach, eins noch. Ich

Weitere Kostenlose Bücher