Das Rad der Zeit 1. Das Original
durch gepflasterte StraÃen
ritten, die mit Menschen und Wagen angefüllt waren, blickte Rand sorgenvoll
drein. Fal Dara platzte aus allen Nähten, doch diese Menschen glichen weder den
neugierigen Menschenmassen von Caemlyn, die im Gedränge noch die Pracht der
Stadt bewundern konnten, noch den wimmelnden Menschenmengen Baerlons. Dicht
gedrängt beobachteten diese Leute ihre vorbeireitende Gruppe mit bleischweren
Blicken und ausdruckslosen Mienen. Karren und Wagen verstopften jede Gasse und
die Hälfte der StraÃen. Auf sie hatte man Möbel und Hausrat und beschnitzte
Truhen so hoch aufgestapelt, dass die Kleidung herausquoll. Obendrauf saÃen die
Kinder. Die Erwachsenen sorgten dafür, dass die Kleinen oben blieben, wo man
sie sehen konnte, und sie lieÃen sie nicht einmal zum Spielen runter. Die
Kinder waren noch stiller als die Erwachsenen, ihre Augen gröÃer. Der Ausdruck
ihrer Augen verfolgte Rand. Die Lücken und Durchgänge zwischen den Wagen waren
mit zotteligen Rindern und schwarz gefleckten Schweinen in behelfsmäÃigen
Gehegen angefüllt. Käfige mit Hühnern und Enten und Gänsen sorgten in
unregelmäÃigen Abständen dafür, dass trotz des Schweigens der Menschen Lärm
herrschte. Jetzt wusste er, wohin all die Bauern gegangen waren.
Lan führte sie zu der Zitadelle in der
Mitte der Stadt, einem wuchtigen Steinklotz auf dem höchsten Hügel. Ein
trockener, tiefer und breiter Burggraben zog sich um die Festungsmauer mit
ihren vielen Türmen. Im Boden des Burggrabens steckte ein mannshoher Wald von
scharfen Stahldornen mit Spitzen wie Rasiermesser. Ein letzter Zufluchtsort,
wenn der Rest der Stadt gefallen war. Von einem der Tortürme rief ein Mann in
Rüstung herunter: »Willkommen, Dai Shan!« Ein anderer rief ins Innere der
Festung hinein: »Der Goldene Kranich! Der Goldene Kranich!«
Die Hufe polterten auf den schweren
Holzbohlen der heruntergelassenen Zugbrücke, als sie den Graben überquerten und
unter den scharfen Spitzen der mächtigen Fallgitter hindurchritten. Als sie aus
dem Torbau herauskamen, schwang sich Lan aus dem Sattel und führte Mandarb
weiter. Er gab den anderen ein Zeichen, ebenfalls abzusteigen.
Der erste Innenhof war ein riesiger
quadratischer Platz, mit groÃen Steinplatten gepflastert und von so wehrhaften
Türmen und Zinnen umrahmt, dass sie denen drauÃen in nichts nachstanden. So
groà diese Fläche war, so erschien der Innenhof doch genauso überfüllt wie die
StraÃen der Stadt, und es herrschte die gleiche Betriebsamkeit. Doch hier war
eine gewisse Ordnung spürbar. Ãberall sah man gerüstete Männer und Pferde in
Kampfausrüstung. In einem halben Dutzend Schmieden rund um den Innenhof
dröhnten die Hämmer, und groÃe, jeweils von zwei Männern in Lederschürzen
bediente Blasebälge lieÃen die Schmiedefeuer auflodern. Ein stetiger Strom von
Jungen rannte dazwischen herum und brachte den Schmieden neue Hufeisen.
Pfeilmacher waren fleiÃig am Werk, und jedes Mal, wenn ein Korb voll war, wurde
er sofort weggerissen und ein leerer hingestellt.
Uniformierte Lakaien in Schwarz und Gold
erschienen, eifrig und lächelnd. Rand band schnell seine Besitztümer hinter dem
Sattel los und übergab den Braunen einem der Lakaien. In dem Moment verbeugte
sich ein ledergekleideter Mann mit einem Schuppenpanzer höflich vor ihnen. Ãber
seiner Rüstung trug er einen hellgelben Umhang mit rotem Besatz. Auf der Brust
prangten der Schwarze Falke und ein abgebildeter gelber Wappenrock mit einer
grauen Eule darauf. Er trug keinen Helm, und sein Kopf war wahrhaftig kahl,
denn er hatte sich die Haare abgeschoren bis auf einen Knoten obenauf, der mit
einer Lederschnur zusammengebunden war. »Es ist lange her, Moiraine Aes Sedai.
Es ist gut, Euch zu sehen, Dai Shan. Sehr gut.« Er verbeugte sich erneut,
diesmal vor Loial, und murmelte: »Ehre den Erbauern. Kiserai
ti Wansho. «
»Ich bin unwürdig«, erwiderte Loial dem
Protokoll entsprechend, »und die Arbeit gering. Tsingu
ma choba. «
»Ihr ehrt uns, Erbauer«, sagte der Mann. »Kiserai ti Wansho.« Er
wandte sich wieder Lan zu. »Lord Agelmar wurde von Eurem Kommen benachrichtigt,
Dai Shan, sobald man Euch sah. Er erwartet Euch. Hier entlang, bitte.«
Während sie ihm ins Innere der Festung
folgten und durch zugige Korridore mit bunten Wandbehängen und
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