Das Rad der Zeit 1. Das Original
sie werden uns
zahlenmäÃig mindestens zehn zu eins überlegen sein. Es könnte die letzte
Musterung der Lanzenträger werden.
Lan â nein! â Dai Shan, denn was immer
Ihr auch sagt, Ihr seid ein mit dem Diadem gekrönter Kriegsherr von Malkier.
Dai Shan, das Banner des Goldenen Kranichs in der Vorhut würde die Männer
ermutigen, die wissen, dass sie nach Norden reiten, um zu sterben. Die
Nachricht wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten, und obwohl ihre Könige ihnen
befohlen haben, zu bleiben, wo sie sind, werden aus Arafel und Kandor und sogar
aus Saldaea Soldaten kommen. Auch wenn sie zu spät kämen, um uns auf dem Pass
zu helfen, könnten sie doch Shienar retten.«
Lan starrte in seinen Wein. Sein
Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber Wein lief ihm über die Hand; der
silberne Pokal wurde von seinem Griff zerdrückt. Ein Diener nahm ihm das zerstörte
Gefäà ab und wischte die Hand des Behüters mit einem Tuch ab; ein Zweiter
drückte ihm einen neuen Pokal in die Hand, während der andere weggeschafft
wurde. Lan schien es nicht zu bemerken. »Ich kann nicht!«, flüsterte er heiser.
Als er den Kopf hob, brannte eine wilde Flamme in seinen blauen Augen, doch
seine Stimme klang wieder ruhig und teilnahmslos. »Ich bin Behüter, Agelmar.«
Sein scharfer Blick strich über Rand und Mat und Perrin hinüber zu Moiraine.
»Beim ersten Tageslicht reite ich zur GroÃen Fäule.«
Agelmar seufzte tief. »Moiraine Sedai,
wollt Ihr nicht wenigstens mitkommen? Eine Aes Sedai könnte den Kampf
entscheiden.«
»Ich kann nicht, Lord Agelmar.« Moiraine
wirkte verstört. »Es muss tatsächlich eine Schlacht geschlagen werden, und es
ist kein Zufall, dass sich die Trollocs in der Nähe von Shienar sammeln, doch
unsere Schlacht, die wirkliche Schlacht mit dem Dunklen König, wird in der
Fäule stattfinden, am Auge der Welt. Ihr müsst Eure Schlacht bestehen, und wir
die unsere.«
»Ihr wollt doch nicht sagen, dass er frei
ist!« Der felsengleiche Agelmar schien erschüttert, und Moiraine schüttelte
schnell den Kopf.
»Noch nicht. Falls wir am Auge der Welt
gewinnen, vielleicht nie mehr.«
»Könnt Ihr denn das Auge überhaupt
finden, Aes Sedai? Falls es davon abhängt, ob der Dunkle König aufgehalten
werden kann, könnten wir genauso gut tot sein. Viele haben es versucht und sind
gescheitert.«
»Ich kann es finden, Lord Agelmar. Noch
ist die Hoffnung nicht verloren.«
Agelmar betrachtete erst sie und dann die
anderen. Er schien mit der Anwesenheit von Nynaeve und Egwene nichts anfangen
zu können; ihre Bauernkleidung bildete einen krassen Gegensatz zu Moiraines
Seidenkleid, auch wenn alle von der Reise mitgenommen aussahen. »Sind sie auch
Aes Sedai?«, fragte er zweifelnd. Als Moiraine den Kopf schüttelte, schien er
noch verwirrter. Sein Blick überflog die jungen Männer aus Emondsfelde und
blieb bei Rand hängen, wobei er kurz das in Rot gehüllte Schwert an seiner
Hüfte streifte. »Ihr führt eine eigenartige Leibwache mit Euch, Aes Sedai. Nur
ein einziger Kämpfer.« Er musterte Perrin und die Axt, die an seinem Gürtel
hing. »Vielleicht zwei. Aber beides kaum mehr als junge Burschen. Lasst mich
Euch Männer mitgeben. Hundert Lanzen mehr oder weniger werden am Pass keinen
Unterschied machen, aber Ihr werdet mehr als einen Behüter und drei Jungen
brauchen. Und zwei Frauen werden keine Hilfe darstellen, auÃer es wären
verkleidete Aiel. Die Fäule ist dieses Jahr noch schlimmer als gewöhnlich. Sie ⦠rührt sich.«
»Hundert Lanzen wären zu viel«, sagte
Lan, »und tausend wären nicht genug. Je gröÃer die Gruppe, mit der wir in die
Fäule reiten, desto gröÃer wäre die Wahrscheinlichkeit, dass wir Aufmerksamkeit
erregen. Wir müssen das Auge möglichst ohne Kampf erreichen. Ihr wisst, dass
das Ergebnis schon vorher feststeht, wenn uns Trollocs in der Fäule den Kampf
aufzwingen.«
Agelmar nickte grimmig, aber er weigerte
sich, so schnell aufzugeben. »Also, dann eben weniger. Selbst zehn gute Männer
würden Eure Aussichten verbessern, Moiraine Sedai und die anderen beiden Frauen
zum Grünen Mann zu bringen â bessere Aussichten als nur mit diesen jungen
Burschen.«
Rand wurde plötzlich klar, dass der Herr
von Fal Dara annahm, es seien die beiden Frauen, die mit
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