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Das Rad der Zeit 1. Das Original

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Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zerschmetterten Tor hinüber. Ihrem
verkohlten Stab widmete sie nur einen kurzen Blick. »Das Wesen kann nicht
hinaus, aber irgendjemand könnte hineingeraten. Agelmar muss Männer
ausschicken, die es einmauern, sobald wir Fal Dara erreichen.« Sie deutete nach
Norden, wo sich in dunstverhüllter Entfernung über den kahlen Baumwipfeln Türme
erhoben.

KAPITEL 46

    Fal Dara
    D as Tor zu den Kurzen Wegen lag
inmitten bewaldeter Hügel, aber von dem Tor selbst abgesehen gab es kein
Anzeichen für einen Ogier-Hain. Die meisten Bäume erweckten den Eindruck grauer
Skelette, die in den Himmel griffen. Es waren weniger Nadelbäume zu sehen, als
Rand das gewohnt war, und auch sie wiesen zum Teil nur tote, braune Nadeln auf.
Loial sagte nichts dazu. Er schüttelte lediglich traurig den Kopf.
    Â»Ebenso tot wie das Versengte Land«,
sagte Nynaeve mit gerunzelter Stirn. Egwene zog den Umhang um sich zusammen und
schauderte.
    Â»Zumindest sind wir draußen«, sagte
Perrin, und Mat fügte hinzu: »Aber wo draußen?«
    Â»In Shienar«, sagte Lan. »Wir sind in den
Grenzlanden.« In seiner harten Stimme schwang etwas mit, das ihnen sagte:
beinahe zu Hause.
    Rand raffte den Umhang um seine
Schultern, weil es so kalt war. Die Grenzlande. Dann war auch die Fäule nah.
Die Große Fäule. Das Auge der Welt. Und das, was sie dort tun mussten.
    Â»Wir sind in der Nähe von Fal Dara«,
erklärte Moiraine. »Es ist nur ein paar Meilen entfernt.« Über den Baumwipfeln
im Norden und im Osten erhoben sich Türme dunkel vom Vormittagshimmel ab. Als
sie über die Hügel und durch die Wälder ritten, verschwanden die Türme oftmals
aus ihrer Sicht, tauchten aber wieder auf, wenn sie eine besonders hohe
Erhebung überschritten.
    Rand bemerkte Bäume, die wie vom Blitz
gespalten schienen. »Es ist die Kälte«, antwortete Lan, als er ihn danach
fragte. »Manchmal ist der Winter hier so kalt, dass der Saft der Bäume gefriert
und die Baumstämme bersten. Es gibt Nächte, da kannst du sie wie Feuerwerk
krachen hören, und die Luft ist dann so beißend, dass du glaubst, sie könne
ebenfalls zerspringen. Im vergangenen Winter war das noch häufiger als sonst
der Fall.«
    Rand schüttelte den Kopf. Berstende Bäume? Und das in
einem gewöhnlichen Winter! Wie musste es dann erst in diesem Winter ausgesehen
haben? Unvorstellbar.
    Â»Wer behauptet, dass der Winter vorbei
sei?«, fragte Mat mit klappernden Zähnen.
    Â»Aber das hier ist doch ein schöner
Frühling, Schafhirte«, sagte Lan. »Ein schöner Frühling, in dem man sich so
richtig lebendig fühlt. Aber wenn dir Wärme lieber ist, na ja, in der Fäule ist
es schon warm.«
    Leise murmelte Mat: »Blut und Asche. Blut
und verdammte Asche!« Rand konnte ihn kaum verstehen, aber es klang, als komme
es von Herzen.
    Ihr Weg führte sie an Bauernhöfen vorbei,
aber obwohl es Mittagessenszeit war, stieg kein Rauch aus den hohen gemauerten
Schornsteinen. Auf den Feldern sah man weder Mensch noch Tier – nur manchmal
stand ein verlassener Pflug oder Karren da, als könne der Eigentümer jede
Minute zurückkommen.
    Auf einem nahe gelegenen Hof scharrte
eine einsame Henne nach Futter. Ein Türflügel der Scheune wurde vom Wind hin
und her gezerrt, der andere war am unteren Scharnier abgebrochen und hing
schief. Das hohe Haus, das Rand mit seinem spitzgiebligen, mit großen
Holzschindeln gedeckten und beinahe bis zum Boden reichenden Dach eigenartig
vorkam, lag still da. Kein Hund kam heraus, um sie anzukläffen. Mitten im
Hühnerhof lag eine Sense. Neben dem Brunnen lagen umgeworfene Eimer.
    Moiraine blickte im Vorbeireiten das
Bauernhaus finster an. Sie hob Aldiebs Zügel, und die weiße Stute beschleunigte
ihren Schritt.
    Die Emondsfelder und Loial ritten in
einer dichten Gruppe gleich hinter der Aes Sedai und dem Behüter.
    Rand schüttelte den Kopf. Er konnte sich
nicht vorstellen, dass hier überhaupt jemals etwas wuchs. Aber andererseits
konnte er sich die Kurzen Wege ja auch nicht vorstellen. Selbst jetzt nicht, da
er sie hinter sich hatte.
    Â»Ich glaube nicht, dass sie dies erwartet
hat«, sagte Nynaeve ruhig, und ihre Geste umfasste all die verlassenen
Bauernhöfe, die sie gesehen hatten. »Wohin sind sie alle gegangen?«, fragte
Egwene. »Und warum? Sie können noch nicht lange weg sein.«
    Â»Warum sagst du

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