Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
niedrigen dunklen Zelte zu mustern. Die einzigen anderen Zelte, die im Lager errichtet worden waren, gehörten Berelain und ihren beiden Dienerinnen; sie standen auf der gegenüberliegenden Seite, nicht weit von den paar Häusern Brytans entfernt. Horden von Flöhen und Läusen machten sie selbst für abgehärtete Soldaten auf der Suche nach einem Unterschlupf vor der Kälte unbewohnbar, und die Scheunen waren einfache Schuppen, durch die der Wind pfiff und die noch viel schlimmeres Ungeziefer beherbergten als die Häuser. Die Töchter und Gaul, der einzige Mann unter den Aiel, der kein Gai’shain war, waren alle mit den Kundschaftern unterwegs, und die Aiel-Zelte lagen still da, allerdings verriet ihm der Rauch, der aus einigen Öffnungen aufstieg, dass die Gai’shain für die Weisen Frauen das Frühstück vorbereiteten. Annoura war Berelains Beraterin und teilte für gewöhnlich ihr Zelt, aber Masuri und Seonid würden bei den Weisen Frauen sein, vielleicht sogar den Gai’shain bei der Zubereitung des Frühstücks helfen. Sie versuchten noch immer die Tatsache zu verbergen, dass die Weisen Frauen sie als Lehrlinge betrachteten, obwohl das mittlerweile jedem im Lager klar sein musste. Jeder, der eine Aes Sedai sah, die Feuerholz oder Wasser schleppte, oder der hörte, wie sie geschlagen wurde, konnte sich das zusammenreimen. Die beiden Aes Sedai waren auf Rand eidverschworen – wieder wirbelten die Farben in seinem Kopf, eine wahre Explosion an bunten Mustern; wieder zerschmolzen sie durch seinen unbändigen Zorn –, aber Edarra und die anderen Weisen Frauen waren geschickt worden, um sie im Auge zu behalten.
Allein die Aes Sedai wußten, wie streng sie ihre Eide banden oder welche Spielräume sie zwischen den Worten sahen, und keine von ihnen durfte auch nur springen, ohne dass eine Weise Frau ihnen vorhersagte, wie hoch. Seonid und Masuri hatten beide gesagt, man müsse Masema wie einen tollwütigen Hund erschlagen, und die Weisen Frauen hatten ihnen zugestimmt. Zumindest hatten sie das gesagt. Bei ihnen gab es keine Drei Eide, die ihnen befahlen, die Wahrheit zu sagen, obwohl gerade dieser Eid auch von den Aes Sedai eher als Richtschnur gesehen wurde. Und Perrin glaubte sich zu erinnern, dass eine der Weisen Frauen ihm gesagt hatte, Masuri sei der Ansicht, ein tollwütiger Hund könne an die Leine gelegt werden. Nicht springen, ohne dass ihnen eine Weise Frau sagte, wie hoch. Es war wie ein schmiedeeisernes Rätselspiel, dessen Kanten geschärft worden waren. Perrin musste es lösen, aber ein Fehler, und er konnte sich bis auf den Knochen schneiden.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass Balwer ihn mit nachdenklich geschürzten Lippen beobachtete. Wie ein Vogel, der etwas Unbekanntes musterte, ohne Furcht, ohne Hunger, einfach nur neugierig. Er hielt Trabers Zügel fester und ging so schnell weiter, dass der kleine Mann fast schon springen musste, um ihn einzuholen.
Männer von den Zwei Flüssen hatten den Lagerbereich neben den Aiel und deckten den Nordosten ab, und Perrin überlegte, ein Stück nach Norden zu den ghealdanischen Lanzenreitern oder nach Süden zu den nächsten Mayenern zu gehen, aber dann holte er tief Luft und zwang sich dazu, sein Pferd an seinen Freunden und Nachbarn aus der Heimat vorbeizuführen. Sie waren alle wach, hüllten sich in ihre Umhänge und fütterten die Lagerfeuer mit den Überresten ihrer Unterstände oder schnitten die Reste der Hasen vom Vorabend auf, um sie in den Haferbrei in den Kesseln zu mischen. Gespräche verstummten, und der Geruch von Vorsicht verdichtete sich, als Köpfe sich drehten, um ihm entgegenzusehen. Schleifsteine hielten darin inne, Stahl entlangzugleiten, und nahmen dann ihr zischendes Flüstern wieder auf. Ihre bevorzugte Waffe war der Bogen, aber jeder von ihnen trug auch einen schweren Dolch oder ein Kurzschwert, manchmal auch ein Langschwert, und sie hatten Speere und Hellebarden und andere Langwaffen mit seltsamen Klingen und Spitzen unterwegs aufgesammelt, welche die Shaido bei ihren Plünderungen als wertlos eingestuft hatten. Mit Speeren waren sie vertraut, und Hände, die daran gewöhnt waren, an den Festtagswettkämpfen Kampfstäbe zu schwingen, fanden den Umgang mit Langwaffen nicht schwer, sobald sie sich an das zusätzliche Gewicht des Metalls gewöhnt hatten. Ihre Gesichter waren hungrig, müde und in sich gekehrt.
Ein paar riefen halbherzig »Goldauge!«, aber keiner nahm den Ruf auf, eine Tatsache, die Perrin noch vor einem Monat
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