Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
kann so viel Saidar lenken«, murmelte Marline. »Aber jemand tut es.«
    »Die Verlorenen?« Annouras Stimme zitterte. »Die Verlorenen, die ein Sa’angreal benutzen, von dem wir nichts wußten. Oder … der Dunkle König selbst.«
    Alle drei schauten nach Nordwesten, und wenn Marline beherrschter als Annoura oder Grady aussah, roch sie doch genauso verängstigt. Mit Ausnahme von Elyas beobachteten alle sie mit dem Gesichtsausdruck von Männern, die die Ankündigung erwarteten, dass die erneute Zerstörung der Welt ihren Anfang genommen hatte. Elyas’ Miene drückte Akzeptanz aus. Ein Wolf würde nach einem Erdrutsch schnappen, der ihn in den Tod riss, aber ein Wolf wusste auch, dass der Tod früher oder später kam, und gegen den Tod konnte man nicht kämpfen.
    »Es ist Rand«, murmelte Perrin heiser. Der Versuch der Farben, ihn erneut zu überschwemmen, ließ ihn erbeben, aber er hämmerte sie nieder. »Das ist seine Sache. Er wird sich darum kümmern, was auch immer es ist.« Alle starrten ihn an, selbst Elyas. »Sulin, ich brauche Gefangene. Sie schicken sicher Jagdexpeditionen aus. Elyas hat gesagt, dass sie Wachen ein paar Meilen weit ausgesandt haben, kleine Gruppen. Könnt Ihr mir Gefangene besorgen?«
    »Hört mir genau zu«, stieß Annoura hervor. Sie erhob sich weit genug aus dem Schnee, um über Marline hinweg eine Handvoll von Perrins Umhang zu ergreifen. »Etwas geschieht gerade, vielleicht etwas Wunderbares, vielleicht auch etwas Schreckliches, aber auf jeden Fall etwas Gewaltiges, und zwar weitaus bedeutsamer, als alles in der überlieferten Geschichte! Wir müssen wissen, was das ist! Grady kann uns nahe genug heranbringen, um es zu beobachten. Ich könnte uns dorthin bringen, wenn ich wüsste, wie man das Gewebe erschaffen muss. Wir müssen es wissen!«
    Perrin erwiderte ihren Blick und hob die Hand, und sie verstummte mit offen stehendem Mund. So leicht ließen sich Aes Sedai sonst nicht zum Schweigen bringen, aber sie ließ es geschehen. »Ich habe Euch gesagt, was zu tun ist. Unsere Arbeit liegt direkt vor uns. Sulin?«
    Sulin sah von ihm zu der Aes Sedai und dann zu Marline. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Ihr werdet nur wenig Nützliches erfahren, selbst wenn Ihr sie der Befragung unterzieht. Sie werden den Schmerz umarmen und Euch auslachen. Und Scham wird nur langsam wirken – falls diese Shaido überhaupt noch zu beschämen sind.«
    »Was auch immer ich erfahre, wird mehr sein, als ich jetzt weiß«, erwiderte er. Seine Arbeit lag vor ihm ausgebreitet. Ein Rätsel musste gelöst, Faile musste befreit und die Shaido vernichtet werden. Das war alles, was auf der Welt zählte.

KAPITEL 9

    Fallen
    U nd sie hat sich wieder darüber beschwert, dass die anderen Weisen Frauen so zaghaft sind«, beendete Faile in ihrer besten demütigen Stimme den Satz, rückte den hohen Korb auf ihrer Schulter zurecht und trat in dem matschigen Schnee von einem Fuß auf den anderen. Der Korb war nicht schwer, auch wenn er mit schmutziger Wäsche gefüllt war, und die Wolle ihres weißen Gewands war dick und warm, und darunter trug sie noch zwei Untergewänder, aber ihre weichen, weiß gebleichten Lederstiefel boten nur wenig Schutz gegen den Schneematsch. »Man hat mir befohlen, die genauen Worte der Weisen Frau Sevanna wiederzugeben«, fügte sie schnell hinzu. Someryn war eine der »anderen« Weisen Frauen, und ihr Mund hatte sich bei dem Wort zaghaft verzogen.
    Mit ihrem gesenkten Blick war das alles, was Faile von Someryns Gesicht sehen konnte. Gai’shain hatten eine demütige Haltung einzunehmen, ganz besonders die Gai’shain , die keine Aiel waren, und obwohl sie durch die Wimpern blinzelte, um Someryns Miene zu erfassen, war ihr Gegenüber doch größer als die meisten Männer, Aiel eingeschlossen; sie war eine blonde Riesin, die sie hoch überragte. In der Hauptsache konnte sie bloß Someryns übertrieben großen Busen sehen, das üppige, von der Sonne verbrannte Dekolleté, das von einer Bluse enthüllt wurde, die bis zur Hälfte ihrer Brust hinunter nicht verschnürt war und größtenteils von einer gewaltigen Sammlung langer Halsketten aus Feuertropfen, Smaragden, Rubinen und Opalen sowie dreilagigen Strängen dicker Perlen und aufwendig verzierter Goldketten bedeckt wurde. Die meisten Weisen Frauen schienen Sevanna, die »für den Häuptling« sprach, bis man einen neuen Clanhäuptling der Shaido erwählen konnte – eine Prozedur, die kaum in absehbarer Zeit stattfinden würde –,

Weitere Kostenlose Bücher