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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schwerer weißer Roben blickten, während sie durch matschigen Schnee eilten. Da waren auch Männer und Kinder, aber sein Auge glitt an ihnen vorbei. Tausende über Tausende von Frauen, und da waren nur die in Weiß gezählt.
    »Zu viele«, flüsterte Marline, und er senkte das Glas, um sie böse anzustarren. Die anderen hatten sich zu den Töchtern und ihm gesellt, sie alle lagen entlang des Kamms in einer Reihe im Schnee. Die Männer von den Zwei Flüssen unternahmen große Anstrengungen, ihre Bogensehnen vom Schnee fernzuhalten, ohne ihre Bogen über den Kamm zu heben. Arganda und Gallenne studierten das Lager mit ihren eigenen Ferngläsern, und Grady starrte mit auf den Händen aufgestütztem Kinn den Abhang hinunter; er war genauso konzentriert wie die beiden Soldaten. Vielleicht benutzte er auf irgendeine Weise die Macht. Auch Marline und Annoura starrten hinunter zum Lager, die Aes Sedai befeuchtete sich die Lippen, und die Weise Frau runzelte die Stirn. Perrin glaubte nicht, dass Marline beabsichtigt hatte, das laut zu sagen.
    »Wenn Ihr glaubt, ich gehe wieder, nur weil dort unten mehr Shaido als erwartet sind …«, begann er hitzig, aber sie unterbrach ihn und erwiderte seinen Blick gleichmütig.
    »Zu viele Weise Frauen, Perrin Aybara. Wo ich auch hinsehe, entdecke ich eine Frau, die die Macht lenken kann. Nur für einen Augenblick hier, einen Augenblick da – Weise Frauen lenken nicht ununterbrochen die Macht –, aber sie sind überall, wo ich hinsehe. Zu viele, um die Weisen Frauen von zehn Septen zu sein.«
    Er holte tief Luft. »Was glaubt Ihr, wie viele sind es?«
    »Ich glaube, dass da unten alle Weisen Frauen der Shaido versammelt sind«, erwiderte Marline so ruhig, als würde sie über den Haferpreis sprechen. »Alle, die die Macht lenken können.«
    Alle? Das ergab keinen Sinn! Wie konnten sie alle dort versammelt sein, wo die Shaido doch in alle Winde verstreut waren? Immerhin hatte er Geschichten von Shaido-Raubzügen in ganz Ghealdan und Amadicia gehört, Geschichten von Raubzügen hier in Altara, und zwar lange vor Failes Entführung. Warum sollten sie alle zusammengekommen sein? Falls die Shaido sich hier sammeln wollten, der ganze Clan … Nein, er musste von dem ausgehen, was ihm als Tatsache bekannt war. Das war schlimm genug. »Wie viele?«, fragte er noch einmal, diesmal in vernünftigem Tonfall.
    »Knurrt mich nicht an, Perrin Aybara. Ich kann nicht genau sagen, wie viele Weise Frauen der Shaido am Leben geblieben sind. Selbst Weise Frauen sterben an Krankheiten, Schlangenbissen, Unfällen. Einige sind bei den Brunnen von Dumai gestorben. Wir haben zurückgelassene Leichen gefunden, und sie müssen jene, die sie mitschleppen konnten, für ein angemessenes Begräbnis mitgenommen haben. Nicht einmal die Shaido können alle Sitten aufgegeben haben. Wenn alle Überlebenden dort unten sind, und die Lehrlinge, die die Macht lenken können, dann würde ich sagen, etwa vierhundert. Vielleicht auch mehr, aber weniger als fünfhundert. Bevor die Weisen Frauen der Shaido das Rückgrat der Welt überquert haben, gab es weniger als fünfhundert von ihnen, und vielleicht fünfzig Lehrlinge.« Die meisten Bauern hätten lebhafter über Hafer gesprochen.
    Annoura, die noch immer das Lager der Shaido anstarrte, gab einen erstickten Laut von sich, der zur Hälfte ein Schluchzen war. » Fünfhundert? Beim Licht! Die Hälfte der Weißen Burg in einem Clan? Oh, Licht!«
    »Wir könnten uns nachts hineinschleichen«, murmelte Dannil von seiner Position ein Stück weiter in der Reihe, »so wie Ihr zu Hause in das Lager der Weißmäntel geschlichen seid.« Elyas gab ein Grunzen von sich, das alles hätte bedeuten können, aber nicht hoffnungsvoll klang.
    Sulin schnaubte verächtlich. » Wir könnten uns nicht in dieses Lager schleichen, wir hätten kaum eine Hoffnung, wieder heil herauszukommen. Euch würde man verschnüren wie eine Ziege auf dem Bratspieß, bevor Ihr an den ersten Zelten vorbei seid.«
    Perrin nickte langsam. Er hatte auch schon daran gedacht, im Schutz der Dunkelheit hineinzuschleichen und Faile irgendwie dort herauszuschaffen. Und die anderen natürlich. Sie würde nicht ohne die anderen gehen. Aber er glaubte nicht, dass das gut gehen würde, nicht bei Aiel, und die Größe des Lagers hatte die letzten Funken Hoffnung erstickt. Er hätte dort tagelang zwischen den Menschen umherwandern können, ohne sie zu finden.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er keine Verzweiflung mehr

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