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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wollte nicht, dass jemand auf die Idee kam, sie wären ihr entgangen. Ihre einzige echte Sorge galt der eigenen Bequemlichkeit und dem dazu nötigen Einkommen, und sie wollte den Thron nur aus dem Grund, weil die Königliche Schatzkammer für mehr Luxus sorgen konnte als die Einkünfte einer Hohen Herrin. Ihr Gefolge war größer als Nasins, aber nur die Hälfte bestand aus Waffenmännern, die die Vier Monde ihres Hauses trugen. Der Rest bestand größtenteils aus Speichelleckern, unwichtigen Lords und Ladys bedeutungsloser Häuser und anderen, die bereit waren, Arymilla für eine Stellung bei Hofe das Handgelenk zu lecken. Sie liebte es, wenn die Leute um sie herumscharwenzelten. Naean war auch da, am Rand der Gruppe mit ihren Waffenmännern und der Dienerin, allem Anschein nach hatte sie sich wieder völlig unter Kontrolle. Aber sie hielt Abstand zu Jaq Lounalt, einem schlanken Mann mit einem albernen tarabonischen Schleier, der seinen gewaltigen Schnurrbart bedeckte, und einer konisch geformten Kappe, die seine Kapuze zu lächerlichen Höhen ausbeulte. Auch dieser Bursche lächelte zu viel. Er sah kaum wie ein Mann aus, der einen nur mit ein paar Stricken zum Betteln und Flehen bringen konnte.
    »Arymilla«, sagte Nasin verwirrt, dann starrte er seine Faust an, als würde es ihn überraschen, sie erhoben vorzufinden. Er senkte die Hand zum Sattelknauf und strahlte die alberne Frau an. »Arymilla, meine Liebe«, sagte er warmherzig. Nicht mit der Art von Wärme, die Elenia vorbehalten war. Es hatte den Anschein, als hätte er sich irgendwie zur Hälfte davon überzeugt, dass Arymilla seine Tochter war, und zwar seine Lieblingstochter, was das anging. Elenia war einmal Zeugin gewesen, wie er mit ihr lang und breit in Erinnerungen an ihre »Mutter« geschwelgt hatte, seine letzte Frau, die mittlerweile über dreißig Jahre tot war. Arymilla war es gelungen, ihren Teil dieser Unterhaltung zu bestreiten, obwohl sie Miedelle Caeren nie begegnet war, soweit Elenia wusste.
    Trotz seiner väterlichen Miene für Arymilla musterte er die Horde hinter ihr, und sein Ausdruck entspannte sich, als er Sylvase entdeckte, seine Enkelin und Erbin, eine kräftige, gelassene junge Frau, die seinen Blick ohne zu lächeln erwiderte und dann ihre pelzverbrämte Kapuze nach vorn zog. Elenia hatte sie noch nie lächeln oder die Stirn runzeln oder sonst eine Gefühlsregung bei ihr gesehen, sie behielt immer den gleichen kuhähnlichen Ausdruck bei. Offensichtlich hatte sie auch den Verstand einer Kuh. Arymilla hielt Sylvase näher bei sich als Elenia oder Naean, und solange sie das tat, gab es nicht die geringste Chance, dass man Nasin zum Rücktritt zwingen konnte. Er war verrückt, keine Frage, aber durchtrieben. »Ich hoffe, Ihr gebt gut auf meine kleine Sylvase acht, Arymilla«, murmelte er. »Überall sind Glücksjäger, und ich will, dass mein kleiner Schatz sicher ist.«
    »Aber natürlich«, erwiderte Arymilla und lenkte ihre überfütterte Stute an Elenia vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Ihr Tonfall war honigsüß und widerwärtig kindisch. »Ihr wisst, dass ich auf sie aufpasse wie auf mich selbst.« Hohlköpfig lächelnd fing sie an, Nasins Umhang auf seinen Schultern zu richten und glättete ihn mit dem Benehmen von jemandem, der einem geliebten Invaliden einen Schal umband. »Es ist viel zu kalt für Euch. Ich weiß, was Ihr braucht. Ein warmes Zelt und heißen gewürzten Wein. Ich lasse ihn für Euch von meiner Zofe zubereiten, keine Widerrede. Arlene, begleite Lord Nasin zu seinem Zelt und mache ihm einen schönen gewürzten Wein.«
    Eine schlanke Frau aus ihrem Gefolge zuckte erschrocken zusammen und ritt dann zögernd vor, schob die Kapuze ihres Umhangs zurück und enthüllte ein hübsches Gesicht und ein zittriges Lächeln. Plötzlich waren alle Speichellecker und Krötenfresser damit beschäftigt, ihre Umhänge zu richten oder die Handschuhe festerzuziehen; sie sahen überallhin, nur nicht zu Arymillas Zofe. Vor allem die Frauen nicht. Jede von ihnen hätte auserwählt werden können, und das wussten sie. Seltsamerweise schaute Sylvase nicht weg. Es war unmöglich, ihr Gesicht im Schatten der Kapuze zu erkennen, aber die Öffnung bewegte sich und folgte der schlanken Frau.
    Nasins Grinsen entblößte seine Zähne, was ihn noch mehr als gewöhnlich wie einen Ziegenbock aussehen ließ. »Ja. Ja, gewürzter Wein wäre gut. Arlene, richtig? Kommt, Arlene, seid ein braves Mädchen. Euch ist doch nicht kalt, oder?«

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