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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zugezogen hatte. »Ihr seid an Lord Yulans Plänen beteiligt, Bannergeneral Karede? Ich hätte nicht erwartet, dass die Totenwache daran Anteil hat.«
    Karede schob die beiden wie Löwen geformten Bronzebeschwerer zur Seite und ließ die Karte von Tar Valon sich aufrollen. Die andere war noch nicht entrollt gewesen. »Da müsst Ihr Lord Yulan fragen, Sucher. Loyalität dem Kristallthron gegenüber ist kostbarer als der Atem des Lebens, dicht gefolgt von dem Wissen, wann man schweigen muss. Je mehr von einer Sache sprechen, desto mehr erfahren davon, die nichts davon wissen sollten.«
    Mit Ausnahme der Kaiserfamilie widersprach niemand einem Sucher oder der Hand, die ihn führte, aber das schien den Burschen nicht zu stören. Er setzte sich auf den gepolsterten Stuhl und formte die Finger zu einem Zelt, über dem er Karede betrachtete, der nun die Wahl hatte, seinen Stuhl zu verrücken oder den Mann beinahe in seinem Rücken sitzen zu lassen. Die meisten Leute wären sehr nervös gewesen, einen Sucher hinter sich zu haben. Die meisten wären nervös gewesen, mit einem Sucher im selben Raum zu sein. Karede verbarg ein Lächeln und rührte sich nicht. Er musste nur den Kopf ein wenig drehen, und er war darin ausgebildet, das zu sehen, was sich am Rand seines Blickfelds befand.
    »Ihr müsst sehr stolz auf Eure Söhne sein«, sagte der Sucher, »zwei sind Euch in die Totenwache gefolgt, der dritte ist unter den geehrten Gefallenen aufgelistet. Eure Frau wäre sehr stolz gewesen.«
    »Wie ist Euer Name, Sucher?« Das Schweigen, das er zur Antwort erhielt, war ohrenbetäubend. Mehr Leute widersprachen Suchern, als sich nach ihren Namen zu erkundigen.
    »Mor«, kam schließlich die Antwort. »Almurat Mor.« Also Mor. Er hatte einen Ahnen, der Luthair Paendrag begleitet hatte, und war zu Recht stolz darauf. Ohne Zugang zu den Zuchtbüchern, der keinem Da’covale erlaubt war, konnte Karede nicht wissen, ob die Geschichten über seine eigene Herkunft der Wahrheit entsprachen – möglicherweise hatte auch er einen Vorfahren, der dem großen Falkenflügel gefolgt war –, aber es spielte keine Rolle. Männer, die versuchten, auf den Schultern ihrer Vorfahren zu stehen, fanden sich oftmals einen Kopf kürzer. Vor allem Da’covale .
    »Nennt mich Furyk. Wir sind beide Besitz des Kristallthrons. Was wollt Ihr von mir, Almurat? Doch wohl nicht über meine Familie reden, oder?« Wären seine Söhne in Schwierigkeiten gewesen, hätte der Bursche sie nie so früh erwähnt, und Kalia war jenseits allen Elends. Aus dem Augenwinkel konnte Karede auf dem Gesicht des Suchers den inneren Kampf sehen, den er mit sich austrug, obwohl er ihn beinahe gut genug verborgen hätte. Der Mann hatte die Kontrolle über das Gespräch verloren – womit er hätte rechnen müssen; einem Totenwächter seine Marke zu zeigen, als wären sie nicht bereit, sich auf Befehl den Dolch ins eigene Herz zu stoßen.
    »Hört einer Geschichte zu«, sagte Mor langsam, »und sagt mir, was Ihr davon haltet.« Sein Blick war unverwandt auf Karede gerichtet, er studierte ihn, wog ihn ab, schätzte ihn ein, als stünde er auf dem Verkaufsblock. »Das ist uns in den letzten Tagen zu Ohren gekommen.« Mit uns meinte er die Sucher. »Soweit wir sagen können, kam es unter der örtlichen Bevölkerung auf, obwohl wir die ursprüngliche Quelle noch nicht gefunden haben. Angeblich hat ein Mädchen mit seandarischem Akzent von Kaufleuten hier in Ebou Dar Gold und Juwelen erpresst. Der Titel Tochter der Neun Monde wurde erwähnt.« Er verzog angewidert das Gesicht, und einen Augenblick lang verfärbten sich seine Fingerspitzen weiß, da er sie so hart gegeneinanderpresste. »Keiner der Einheimischen schien zu begreifen, was der Titel bedeutete, aber die Beschreibung des Mädchens ist erstaunlich präzise. Und keiner kann sich erinnern, dieses Gerücht vor der Nacht gehört zu haben, in der … die Nacht, nach der Tylins Ermordung entdeckt wurde«, kam er zum Schluss und erwähnte das am wenigsten unerfreuliche Ereignis, um die Zeit festzusetzen.
    »Ein seandarischer Akzent«, sagte Karede tonlos, und Mor nickte. »Dieses Gerücht ist auch zu unseren Leuten vorgedrungen.« Das war keine Frage, aber Mor nickte erneut. Ein seandarischer Akzent und eine genaue Beschreibung, zwei Dinge, die kein Ortsansässiger erfinden konnte. Jemand spielte hier ein sehr gefährliches Spiel. Gefährlich für sich selbst und für das Reich. »Wie werden im Tarasin-Palast die Vorfälle der letzten

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