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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf dem Tisch, aber er brauchte sie nicht länger. Die Sonne musste mittlerweile den Horizont berühren, aber seit er aus einem unruhigen Schlaf erwacht und der Kaiserin seine Ergebenheit bekundet hatte, mochte sie ewig leben, hatte er nur seinen Morgenmantel angezogen, den in dem dunklen kaiserlichen Grün, das manche beharrlich als Schwarz bezeichneten, sich dort hingesetzt und seitdem nicht gerührt. Er hatte sich nicht einmal rasiert. Der Regen hatte aufgehört, und er überlegte, seinem Diener Ajimbura den Befehl zu geben, ein Fenster zu öffnen, um in seinem Zimmer im Gasthof Die Wanderin frische Luft einzulassen. Frische Luft würde vielleicht seinen Verstand klären. Aber in den vergangenen fünf Tagen hatte es Unterbrechungen in dem Regen gegeben, die mit plötzlichen Schauern endeten, und sein Bett stand zwischen den Fenstern. Er hatte bereits einmal Matratze und Bettzeug in der Küche zum Trocknen aufhängen lassen müssen.
    Ein leises Quieken und erfreutes Grunzen von Ajimbura ließ ihn aufsehen; der drahtige kleine Mann hielt eine schlaffe Ratte von der halben Größe einer Katze am Ende seines langen Messers in die Höhe. Es war nicht die erste, die Ajimbura in diesem Zimmer erlegt hatte, etwas, von dem Karede überzeugt war, dass es nicht geschehen wäre, wenn Setalle Anan noch die Besitzerin gewesen wäre, obwohl sich kurz vor dem Frühling in Ebou Dar die Zahl der Ratten beträchtlich zu vergrößern schien. Ajimbura sah selbst etwas wie eine verschrumpelte Ratte aus, sein Grinsen war zugleich zufrieden und wild. Nach mehr als drei Jahrhunderten Herrschaft unter dem Kaiserreich waren die Bergstämme von Kaensada nur zur Hälfte zivilisiert und weniger als halb gezähmt. Der Mann trug sein von grauen Strähnen durchzogenes Haar als dicken Zopf, der bis zu seiner Taille reichte und eine gute Trophäe abgegeben hätte, sollte er jemals seinen Weg zurück in die Berge finden und in eine jener endlosen Stammesfehden verwickelt werden, und er bestand darauf, aus einer Schale mit einem Silberstiel zu trinken, die, wie jedem bei näherer Betrachtung aufgefallen wäre, aus der Hirnschale eines Menschen bestand.
    »Wenn du das isst«, sagte Karede, als wäre das gar keine Frage, »wirst du es im Stall tun, wo keiner zusehen kann.« Außer Echsen würde Ajimbura alles essen, die waren seinem Stamm aus irgendeinem Grund, über den er sich nie näher äußerte, verboten.
    »Aber natürlich, Ehrenwerter«, erwiderte der Mann mit einem Schulterzucken, das bei seinem Volk als Verbeugung durchging. »Ich kenne die Sitten der Stadtmenschen gut, und ich würde den Ehrenwerten nie in Verlegenheit bringen.« Nach fast zwanzig Jahren in Karedes Diensten hätte er die Ratte ohne Ermahnung gehäutet und über den Flammen des kleinen Ziegelofens gebraten.
    Ajimbura schüttelte den Kadaver von der Klinge in einen kleinen Segeltuchsack, den er für später in einer Ecke abstellte, wischte sorgfältig die Klinge sauber, bevor er sie wieder in die Scheide schob, und hockte sich auf die Fersen, um Karedes Anweisungen zu erwarten. Falls nötig würde er geduldig wie ein Da’covale den ganzen Tag so warten. Karede hatte niemals zufriedenstellend ergründen können, warum Ajimbura seine Bergfestung verlassen hatte, um einem Angehörigen der Totenwache zu folgen. Es war ein bedeutend eingeschränkteres Leben, als der Mann zuvor gekannt hatte, davon abgesehen hatte Karede ihn beinahe dreimal getötet, bevor er diese Entscheidung getroffen hatte.
    Er verwarf die Gedanken an seinen Diener und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Schreibtisch, obwohl er im Augenblick nicht die Absicht hatte, den Stift zu ergreifen. Nach einem kleinen Erfolg in den Schlachten gegen die Asha’man war er zum Bannergeneral befördert worden, in Tagen, an denen wenige überhaupt etwas erreicht hatten, und weil er gegen Männer, die die Macht lenken konnten, den Befehl gehabt hatte, waren einige der Meinung, er wäre imstande, Wissen über den Kampf gegen Marath’Damane weiterzugeben. Derartiges war seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen, und da die sogenannten Aes Sedai ihre unbekannte Waffe nur Meilen von dem Ort enthüllt hatten, an dem er jetzt saß, war intensiv darüber nachgedacht worden, wie man ihre Macht schwächen konnte. Das war nicht der einzige Befehl, der den Schreibtisch bedeckte. Abgesehen von den üblichen Ersuchen und Berichten, die seine Unterschrift erforderten, hatten vier Lords und drei Ladies seine Beurteilung der

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