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0502 - Die Disco-Hexe Tessy

0502 - Die Disco-Hexe Tessy

Titel: 0502 - Die Disco-Hexe Tessy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Absolute Stille herrschte jetzt. Die Zuschauer bekamen das Gefühl, hineintauchen zu können. Nur an den Notausgängen des großen Raumes brannten noch Lampen. Rötliche Streifen, eingefaßt in ein Rechteck aus Glas und mit gelben Pfeilen versehen.
    Von der Bühne aus war von den Zuschauern nichts zu sehen. Sie bildeten innerhalb der Finsternis eine düstere, kompakte Masse, die atmete, sich bewegte, von einer kaum zu unterdrückenden Unruhe zeugte, die roch und schwitzte und voller Erwartung steckte.
    Hier und da blitzte an verschiedenen Stellen Modeschmuck auf, ohne daß er von einem Lichtstrahl erwischt worden wäre.
    Es dauerte immer eine gewisse Zeit, bis die Show begann. Die Zuschauer sollten sich an das Unheimliche gewöhnen, an dieses düstere Flair, das der Sarg abstrahlte.
    Eine halbe Minute verging…
    Die Spannung nahm – zu. Wieder hüstelte jemand. Ein Mädchen sprach flüsternd von seiner Angst, was dem Begleiter nur ein müdes Grinsen entlockte.
    Vielleicht hätten einige den Saal gern verlassen, doch alle blieben.
    Möglicherweise hatten sie Angst oder wollten nicht als Feiglinge gelten.
    So hielten es die Gäste aus. Sie waren außerdem gekommen, um diese große Show zu erleben.
    Und die begann.
    Scharf konturiert, überdeutlich stand der pechschwarze Sarg innerhalb des Scheinwerferrunds. Jeder, der genau hinschaute, konnte sehen, wie sich der Deckel bewegte.
    Es war nicht mehr als ein Zittern, jedoch mit Geräuschen verbunden. Dabei entstand ein Knarren, als würde eine alte Tür allmählich aufgezogen. Dann glitt der Deckel in die Höhe.
    Langsam, sehr langsam und Spalt für Spalt. Ein Zwischenraum entstand, in den der Kegel gnadenlos hineinleuchtete, als wollte er die Ruhe des Todes stören.
    Der Deckel kippte weiter hoch. Die Zuschauer starrten auf seine Innenfläche. Sie war mit rotem Samt ausgelegt. Jetzt sahen sie auch noch mehr. Eine Hand, ein Arm, beides nackt. Haut, die im grellen Kegel bleich aussah.
    Die Finger lagen unter dem Deckel. Sie bewegten sich, als sie ihn hochdrückten, sie streichelten den Samt wie Haut. Lackierte Nägel glänzten wie gefrorenes Blut.
    Im rechten Winkel blieb der Sargdeckel stehen. Er kippte nicht mehr nach hinten.
    Pause…
    Wieder verstrichen Sekunden. Dann der Trommelklang. Leise, raunend, fast böse und gleichzeitig fordernd. Düster im Hintergrund zu vernehmen. Eine rhythmische Drohung, die den Zuschauern weismachen sollte, was auf sie zukam.
    Musik aus einer fernen Welt, mit dem Hauch des Bösen untermalt.
    Ein Klang, der sich auch steigerte und seinen Rhythmus veränderte.
    Noch immer hielt die Hand den Deckel. Der Arm zuckte jetzt. Er bewegte sich im Klang der Trommeln.
    Wie Voodoo-Zauber…
    Kenner der Szene wußten bereits, daß es nicht mehr lange dauern würde. Dann explodierte die Gestalt, sie würde aus…
    Es geschah!
    Ein Schrei drang aus der prächtigen Totenkiste. Hoch, schrill, wütend und erlösend zugleich. Ein Signal, das der Teufel hätte erfinden können. Der Schrei jagte über die Köpfe der Gäste hinweg, füllte den Raum aus, und mit ihm kam sie.
    Tessy, die Disco-Hexe!
    Sie jagte wie ein Phantom aus dem Sarg. Eine Gestalt so wild wie ein tosender Fluß, der durch eine Canonenge schäumt. Aufgeputscht, angeheizt, wild und unbezähmbar in ihren Bewegungen, eingepackt in einen schwarzen Umhang mit rotem Innenfutter. Eine wilde Furie, die sich zuckend im Kegel des Scheinwerfers bewegte, der vom Sarg weggewandert war und den Lauf der dunkelhaarigen Schönen genau verfolgte.
    Sie war ein Vulkan, sie sprühte vor Sex!
    Tessy stellte alles in den Schatten. Das rabenschwarze Haar war in der Mitte geteilt. Es stand wie ein Vorhang zu beiden Seiten hinweg und bildete eine Haube, die sich nicht einmal bewegte, als sie mit den Füßen aufstampfte.
    Tessy trug hochhackige Schuhe. Innerlich begleitete sie den dumpfen Rhythmus der Trommeln. Ihr wildes, rassiges Gesicht war der Mittelpunkt auf der Bühne.
    Zum Kinn hin lief das stark geschminkte Gesicht schmal zu, es bildete fast ein Dreieck. Den Hals zierte ein Band aus schwarzem Samt, das an der Vorderseite durch eine goldene Brosche gehalten wurde.
    Mit einer Hand hielt Tessy ihren Mantel vor dem Körper zusammen. Sie starrte schräg in die Tiefe, wo die Gäste sich zusammendrängten und hin und wieder ein blasses Gesicht zu sehen war.
    Sie lächelte.
    Jeder bekam den Eindruck, als würde Tessy gerade ihn anlächeln.
    Diese junge Frau strahlte etwas aus, das kaum jemand in Worte fassen konnte.

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