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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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da noch nicht ganz in den Trab überging. Ungeduld war ein Laster, wenn man eine Reise von unbekannter Länge begann.
    Die Straße jenseits der Anlegestelle wurde von Gasthäusern gesäumt, Gebäude mit flachen Dächern, die mit zersprungenem und abblätterndem weißem Verputz bedeckt waren und an der Vorderseite verblichene Schilder aufwiesen, und selbst das war nicht immer der Fall. Diese Straße markierte den nördlichen Rand des Rahad, und schlecht gekleidete Männer, die vor den Gasthäusern auf Bänken herumlungerten, sahen ihn mürrisch passieren. Nicht, weil er Seanchaner war; vermutlich hätten sie niemanden auf einem Pferderücken freundlich angesehen. Oder überhaupt jemanden, der zwei Münzen sein Eigen nannte, was das anging. Aber sie blieben bald hinter ihm zurück, und in den nächsten paar Stunden kam er an Olivenhainen und kleinen Bauernhöfen vorbei, wo die Lagerarbeiter so an den Straßenverkehr gewöhnt waren, dass sie nicht von ihrem Tagwerk aufsahen. Der Verkehr war in jedem Fall spärlich, eine Handvoll hochrädriger Bauernkarren und zweimal Kaufmannszüge, die von Söldnern umgeben auf Ebou Dar zurollten. Viele der Kutscher und beide Kaufleute trugen die unverwechselbaren Illianerbärte. Es erschien seltsam, dass Illian weiterhin seine Kaufleute nach Ebou Dar schickte, während es gleichzeitig gegen das Kaiserreich kämpfte, aber die Menschen auf dieser Seite des Ostmeers waren oft seltsam, hatten merkwürdige Bräuche und nur wenig Ähnlichkeit mit den Geschichten, die man über die Heimat des großen Falkenflügel erzählte. Manchmal auch gar keine. Natürlich musste man sie verstehen, wenn man sie ins Reich heimholen wollte, aber Verständnis war eine Sache für andere, die höhergestellt waren als er. Er hatte seine Pflicht zu erfüllen.
    Die Höfe wichen Waldland und mit Büschen bewachsenen Ebenen, und sein Schatten wurde vor ihm immer länger, aber als die Sonne schon mehr als die Hälfte des Weges zum Horizont zurückgelegt hatte, fand er, was er suchte. Direkt voraus hockte Ajimbura am nördlichen Straßenrand und spielte auf einer Schilfflöte. Bevor Karede ihn erreichte, steckte er die Flöte hinter den Gürtel, hob seinen braunen Umhang auf und verschwand zwischen den Sträuchern und Bäumen. Karede blickte über die Schulter, um sicherzugehen, dass die Straße auch in dieser Richtung leer war, dann lenkte er Aldazar an derselben Stelle in das Waldgebiet.
    Der kleine Mann wartete gleich außer Sicht der Straße unter einer Baumgruppe, die irgendeine Art von Kiefer waren; der höchste Baum erreichte leicht eine Höhe von hundert Fuß. Er machte seine bekannte, schulterzuckende Verbeugung und zog sich auf den Sattel eines schlanken Fuchses mit weißen Füßen. Er beharrte darauf, dass weiße Füße an einem Pferd Glück brachten. »Hier entlang, Ehrenwerter?«, sagte er, und nach Karedes zustimmender Geste führte er sein Pferd tiefer in den Wald hinein.
    Sie hatten nicht weit zu reiten, kaum mehr als eine halbe Meile, aber niemand, der auf der Straße vorbeigekommen wäre, hätte erahnt, was sie auf einer großen Lichtung erwartete. Musenge hatte hundert Totenwächter auf guten Pferden und zwanzig Ogier-Gärtner mitgebracht, alle in voller Rüstung, zusammen mit zwanzig Packpferden und Vorräten für zwei Wochen. Das Packpferd, das Ajimbura am Vortag mitgenommen hatte und auf dem sich Karedes Rüstung befand, würde sich unter ihnen befinden. Eine Gruppe Sul’dam stand neben ihren eigenen Pferden, ein paar von ihnen tätschelten die sechs angeleinten Damane . Als Musenge nach vorn geritten kam, um Karede zu begrüßen, schloss sich ihm Hartha, der Erste Gärtner, mit langen Schritten und grimmiger Miene an, die mit grünen Quasten geschmückte Axt auf der Schulter. Eine der Frauen, Melitene, die Der’sul’dam der Hochlady Tuon, stieg in den Sattel und schloss sich ihnen an.
    Musenge und Hartha führten die Fäuste in Herzhöhe zur Brust, und Karede erwiderte ihren Gruß, aber seine Blicke wanderten zu den Damane . Zu einer ganz bestimmten, einer kleinen Frau, der gerade eine dunkelhäutige Sul’dam mit kantigem Gesicht das Haar streichelte. Das Gesicht einer Damane war stets irreführend – sie alterten langsam und lebten lange Zeit –, aber diese wies einen Unterschied auf, den er jenen zuzuordnen gelernt hatte, die sich Aes Sedai nannten. »Unter welchem Vorwand habt Ihr sie alle auf einmal aus der Stadt schaffen können?«, fragte er.
    »Manöver, Bannergeneral«,

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