Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
uns.« Sie sprach nicht weiter. Das war auch unnötig. Selbst wenn die Kusinen Männer von einer Stelle zur anderen brachten, würden sie kaum die Mauern halten können.
»Zuerst holen wir Elayne zurück, dann können wir uns um diesen Haufen Sorgen machen«, sagte Birgitte. Wo blieben die verfluchten Windsucherinnen?
Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da kamen sie hinter Chanelle auf bloßen Füßen in den Raum, ein bunter Regenbogen aus Farben. Ausgenommen Renaile, die in ihrer Leinenkleidung die Letzte in der Reihe war, aber auch sie war bunt genug in der roten Bluse, den grünen Hosen und der dunkelgelben Schärpe. Allerdings ließ selbst Rainyn, eine junge Frau mit nur einem halben Dutzend goldenen Medaillons auf der Wange, Renailes Ehrenkette armselig aussehen. Renailes Gesicht trug einen Ausdruck stoischen Duldens.
»Ich schätze es nicht, bedroht zu werden!«, sagte Chanelle wütend und schnüffelte an dem goldenen Duftkästchen an der Goldkette um ihren Hals. Ihre dunklen Wangen waren gerötet. »Diese Gardistin sagte, wenn wir nicht laufen, würde sie uns in den …! Egal, was sie genau gesagt hat. Es war eine Drohung, und ich werde nicht …!«
»Elayne ist von Aes-Sedai-Schattenfreunden gefangen genommen worden«, unterbrach Birgitte sie. »Ich brauche euch, um ein Wegetor für die Männer zu machen, die sie retten werden.« Unter den anderen Windsucherinnen ertönte Gemurmel. Chanelle machte eine scharfe Geste, aber nur Renaile verstummte. Die anderen senkten zu ihrem offensichtlichen Missfallen nur die Stimmen und flüsterten weiter. Den vielen Medaillons an ihren Ehrenketten nach zu urteilen, nahmen einige von ihnen Chanelles Rang ein.
»Warum habt Ihr uns alle für ein Wegetor geholt?«, wollte sie wissen. »Ich halte den Handel ein, wie Ihr seht. Ich habe jede mitgebracht, wie Ihr befohlen habt. Aber warum braucht Ihr mehr als nur eine?«
»Weil ihr alle einen Zirkel bilden und ein Tor erschaffen werdet, das groß genug ist, um Tausende von Männern und Pferden durchzubringen.« Das war einer der Gründe.
Chanelle erstarrte, und sie war nicht die Einzige. Kurin, deren Gesicht wie schwarzer Stein war, zitterte förmlich vor Wut, und Rysael, normalerweise eine sehr zurückhaltende Frau, zitterte ebenfalls. Senine mit ihrem wettergegerbten Gesicht und den alten Narben, die zeigten, dass sie einst mehr als sechs Ohrringe getragen hatte, berührte den juwelengeschmückten Dolch, der in ihrer grünen Schärpe steckte.
»Soldaten?«, sagte Chanelle indigniert. »Das ist verboten! Unser Vertrag besagt, dass wir nicht an eurem Krieg teilnehmen werden. Zaida din Parede Schwarze Schwinge hat es so befohlen, und jetzt, da sie die Herrin der Schiffe ist, hat ihr Befehl noch mehr Gewicht. Nehmt die Kusinen. Nehmt die Aes Sedai.«
Birgitte trat nahe an die schwarze Frau heran, schaute ihr direkt in die Augen. Die Kusinen waren dafür nicht zu gebrauchen. Keine von ihnen hatte die Macht jemals als Waffe benutzt. Möglicherweise wussten sie nicht einmal, wie das ging. »Die anderen Aes Sedai sind tot«, sagte sie leise. Jemand hinter ihr keuchte auf, einer der Schreiber. »Was ist Euer Handel wert, wenn Elayne verschwindet? Arymilla wird ihn bestimmt nicht einhalten.« Ihre Stimme ruhig zu halten kostete eine Anstrengung. Sie wollte vor Wut zittern, vor Furcht zittern. Sie brauchte diese Frau, aber sie konnte ihnen den Grund dafür nicht nennen, oder Elayne würde verloren sein. »Was wird Zaida sagen, wenn Ihr das Abkommen mit Elayne ruiniert?«
Chanelles tätowierte Hand hob das Duftkästchen wieder, dann ließ sie es zwischen ihre vielen Juwelenketten zurückfallen. Nach dem zu urteilen, was Birgitte von Zaida din Parede wusste, würde sie mehr als nur verärgert über jemanden sein, der diesen Handel zugrunde richtete, und es war unvorstellbar, dass sich Chanelle der Wut dieser Frau stellen wollte, aber sie sah bloß nachdenklich aus. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Aber nur Transport. Einverstanden?« Sie küsste die Fingerspitzen ihrer rechten Hand, bereit, den Handel zu besiegeln.
»Ihr müsst nur das tun, was Ihr wollt«, sagte Birgitte und wandte sich ab. »Guybon, es ist Zeit. Sie müssen sie mittlerweile am Tor haben.«
Guybon schnallte das Schwert um, nahm den Helm und die Panzerhandschuhe und folgte ihr und Dyelin aus dem Kartenzimmer, gefolgt von den Windsucherinnen, wobei Chanelle vehement darauf bestand, dass sie lediglich für ein Wegetor sorgen würden.
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