Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
schon vor langer Zeit aufgehört. Wer war bereit, sofort zu ihm zu kommen? Ein Mann war erwähnt worden, aber das bedeutete vermutlich ein König mit einem Heer. Oder handelte es sich um al’Thor selbst? Sie betete, ihm niemals wieder zu begegnen.
Ihr Versprechen schien den jungen Mann von einer Last zu befreien. Er atmete langsam aus, eine Anspannung, die ihr gar nicht aufgefallen war, wich aus seinem Gesicht. »Das Problem mit einem schmiedeeisernen Rätselspiel ist immer, das Schlüsselstück an den richtigen Platz zu setzen«, sagte er leise und tippte auf die Umrisse von Malden. »Nun, das ist erledigt. Oder wird es bald sein.«
»Bleibt Ihr zum Abendessen?«, fragte Berelain. »Die Stunde ist nah.«
Das Licht im Türeingang wurde schwächer. Eine schlanke Dienerin in dunkler Wolle, die das weiße Haar in einem Knoten trug, trat ein und fing an, die Lampen zu entzünden.
»Werdet Ihr mir zumindest eine Woche versprechen?«, verlangte Galina zu wissen, aber Aybara schüttelte den Kopf. »In diesem Fall zählt jede Stunde.« Sie hatte nie vorgehabt, einen Moment länger als nötig zu bleiben, aber die nächsten Worte musste sie hervorzwingen. »Lasst Ihr mich von einem Eurer … Männer … zurückbringen, so nahe ans Lager heran wie möglich?«
»Neald, erledigt das«, befahl Aybara. »Und versucht wenigstens, höflich zu sein.« Das musste ausgerechnet er sagen!
Sie holte tief Luft und schlug die Kapuze zurück. »Ich möchte, dass Ihr mich schlagt, hierhin.« Sie berührte ihre Wange. »Hart genug, damit es Spuren hinterlässt.«
Endlich hatte sie etwas gesagt, das zu dem Mann durchdrang. Diese gelben Augen weiteten sich, und er steckte die Daumen hinter den Gürtel, als wollte er seine Hände sichern. »Das werde ich nicht«, sagte er und klang, als wäre sie verrückt.
Dem Ghealdaner stand der Mund offen, und die Dienerin starrte sie an; der brennende Span in ihrer Hand hing in gefährlicher Nähe zu ihren Röcken.
»Ich brauche das«, sagte Galina fest. Bei Therava würde sie jeden Fetzen Glaubwürdigkeit brauchen, den sie beibringen konnte. »Tut es!«
»Ich glaube nicht, dass er das tun wird«, sagte Berelain und kam mit gerafften Röcken heran. »Er kann seine Herkunft vom Lande nicht verleugnen. Erlaubt Ihr?«
Galina nickte ungeduldig. Es ließ sich nicht ändern, obwohl die Frau vermutlich keine sehr überzeugende …
Alles wurde schwarz, und als sie wieder sehen konnte, schwankte sie leicht. Sie schmeckte Blut. Sie tastete nach ihrer Wange, und sie zuckte zusammen.
»Zu hart?«, fragte Berelain besorgt.
»Nein«, nuschelte Galina und kämpfte darum, keine Miene zu verziehen. Hätte sie die Macht lenken können, hätte sie der Frau den Kopf abgerissen! Andererseits, hätte sie die Macht lenken können, wäre nichts hiervon nötig gewesen. »Jetzt die andere Wange. Und lasst mein Pferd holen.«
Sie ritt mit dem Murandianer in den Wald, an eine Stelle, an der mehrere große Bäume umgestürzt und seltsam zerteilt lagen, bestimmt würde es ihr schwerfallen, dieses Loch in der Luft zu benutzen, aber als der Mann einen senkrechten silberblauen Riss produzierte, der sich zu einem Ausblick auf steiles Gelände vergrößerte, dachte sie überhaupt nicht an das verschmutzte Saidin , als sie Schnell durch die Öffnung trieb. Da war nur der Gedanke an Therava.
Sie hätte fast geschrien, als sie erkannte, dass sie auf der dem Lager gegenüberliegenden Seite des Hügelkamms stand. Wild raste sie der untergehenden Sonne entgegen. Und verlor.
Unglücklicherweise behielt sie recht. Therava akzeptierte keine Entschuldigungen. Sie war vor allem über die blauen Flecken aufgebracht. Sie verletzte niemals Galinas Gesicht. Was folgte, kam ihren Albträumen sehr nahe. Und es dauerte viel länger. Manchmal, wenn sie am lautesten schrie, vergaß sie beinahe ihr verzweifeltes Verlangen, den Eidstab zu erlangen. Aber sie klammerte sich daran. Sie musste den Eidstab bekommen und Faile und ihre Freundinnen töten, und sie würde frei sein.
Egwene kam langsam zu Bewusstsein, und so benommen wie sie war, hatte sie kaum die Geistesgegenwart, die Augen geschlossen zu halten. Ihr Kopf lag schwer auf der Schulter einer Frau, und sie hätte ihn nicht heben können, selbst wenn sie gewollt hätte. Die Schulter einer Aes Sedai; sie konnte die Fähigkeiten der Frau spüren. Ihr Kopf fühlte sich wie mit Wolle ausgestopft an, das Denken fiel schwer, ihre Gliedmaßen waren so gut wie taub. Ihre wollene Reitkleidung und der
Weitere Kostenlose Bücher