Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
beschützen. Mat hoffte, dass auch Leilwin keine Dummheiten machte. Da bei den Leuten, gegen die sie heute kämpfen würden, angeblich nur ein Seanchaner war, hatte sie entschieden, dass es in Ordnung war, dabei zu sein, und der Art und Weise nach zu urteilen, wie sie Musenge und die anderen Totenwächter anstarrte, dachte sie vielleicht, ihnen etwas beweisen zu müssen.
Die drei Aes Sedai, die mit den Zügeln in der Hand beieinanderstanden, warfen den Seanchanern ebenfalls finstere Blicke zu, genau wie Blaeric und Fen, die ihre Schwertgriffe möglicherweise unbewusst tätschelten. Joline und ihre beiden Behüter waren die Einzigen gewesen, die über Sheraines willige Abreise mit Tuon entsetzt gewesen waren – was eine Aes Sedai wegen einer Sache empfand, das empfand für gewöhnlich auch ihr Behüter –, aber für Teslyn oder Edesina musste die Erinnerung an die Leine zu frisch sein, um sich in der Nähe von seanchanischen Soldaten wohlfühlen zu können. Bethamin und Seta standen ein Stück abseits von den Schwestern, unterwürfig und die Hände auf Taillenhöhe gefaltet. Bethamins heller Brauner stupste sie mit der Nase an der Schulter an, und die hochgewachsene, dunkelhäutige Frau griff nach oben, um das Tier zu streicheln, bevor sie die Hand zurückriss und ihre demütige Pose wieder einnahm. Sie würden an nichts teilnehmen. Joline und Edesina hatten das deutlich klargestellt, aber es hatte den Anschein, dass sie die beiden Frauen in Sichtweise haben wollten, um auch sicherzugehen. Die Seanchanerinnen schauten natürlich in alle Richtungen bis auf die seanchanischen Soldaten. Was das anging, für Musenge und seinen Haufen hätten Bethamin, Seta und Leilwin genauso gut Luft sein können. Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, es lagen so viele Spannungen in der Luft, dass er fast die Schlinge um seinen Hals wieder spüren konnte.
Pips scharrte mit dem Huf, unbehaglich, so lange an einer Stelle stehen zu müssen, und Mat tätschelte seinen Hals und kratzte dann an der Narbe, die sich an seinem Kinn bildete. Tuons Salben hatten genauso schlimm gebrannt, wie sie angekündigt hatte, aber sie hatten geholfen. Dennoch juckte seine neue Narbensammlung. Tuon. Seine Frau. Er war verheiratet ! Er hatte gewusst, dass das auf ihn zukam, hatte es schon seit Langem gewusst, trotzdem … Verheiratet. Er hätte sich irgendwie … anders … fühlen müssen, aber er fühlte sich so wie immer. Und er hatte auch die Absicht, das so zu belassen, und er wollte verdammt sein, wenn er das nicht schaffte! Falls Tuon erwartete, dass Mat Cauthon sesshaft wurde, das Spielen aufgab oder dergleichen, dann würde sie eine Überraschung erleben. Vermutlich würde er es aufgeben müssen, anderen Frauen hinterherzujagen, geschweige denn sie einzufangen, aber er würde sich auch weiterhin das Vergnügen leisten, mit ihnen zu tanzen. Und sie anzusehen. Nur nicht, wenn sie dabei war. Wann auch immer das sein würde. Er würde nirgendwo hingehen, wo sie die Oberhand hatte, sie und ihr Gerede von Pokalträgern und laufenden Pferdeknechten und einer Heirat im Dienst des Kaiserreichs. Wieso sollte das dem verfluchten Kaiserreich dienen, wenn sie ihn zum Mann nahm?
Musenge verließ die anderen zehn Männer und fünf Ogier in ihren roten und schwarzen Rüstungen und lenkte seinen schwarzen Wallach zu Mat. Das Pferd hatte gute Linien, war für Geschwindigkeit und Ausdauer gebaut, soweit Mat das beurteilen konnte, ohne es sich genau anzusehen. Auch Musenge schien für Ausdauer gebaut zu sein, ein stämmiger Mann mit einem faltigen, aber harten Gesicht, dessen Augen wie polierte Steine waren. »Verzeihung, Euer Hoheit«, sagte er und schlug den Panzerhandschuh gegen den Harnisch, »aber sollten die Männer nicht weiterarbeiten?« Er zerdehnte die Worte noch schlimmer als Selucia, war fast unverständlich. »Ihre Ruhepause dauert nun schon lange. Ich bezweifle, dass sie den Wall vor der Ankunft des Verräters fertigstellen können.« Mat hatte sich gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis er das zur Sprache brachte. Er hatte das früher erwartet.
Die Armbrustmänner saßen mit abgenommenen Helmen, aber mit den Harnischen hinter einem langen, gebogenen Wall; davor hatte man die Erde etwa das Drittel eines Kreises aus einem vier Fuß tiefen Graben aufgeschüttet, davor und bis kurz hinter den Enden des Grabens hatte man ein Dickicht aus angespitzten Pfählen in den Boden gerammt. Sie hatten das schnell erledigt. Infanterie musste genauso gut
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