Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
geräumige Unterkunft, die man bei einem General erwartet hätte, also bedeutete sich zu beeilen, dass sie mit der Hüfte so hart gegen die Ecke des Schreibtisches stieß, dass eines der zusammenklappbaren Beine beinahe zusammenkrachte, bevor sie es gerade noch rechtzeitig verhindern konnte, sie beinahe über den Lagerhocker stolperte, dem einzigen Möbelstück, das einem Stuhl noch am nächsten kam, und sie sich das Schienbein an einer der messingbeschlagenen Truhen stieß, die überall herumstanden. Das rief einen Fluch hervor, der die Ohren eines jeden Zuhörers versengt hätte. Diese Dinger hatten einen doppelten Zweck, dienten als Sitzgelegenheiten und zum Verstauen, und eine von ihnen mit flachem Deckel wurde als provisorischer Waschständer mit einer weißen Wasserkanne und Schüssel benutzt. In Wahrheit war alles durchaus ordentlich aufgestellt, aber auf seine Weise. Er fand den Weg durch dieses Labyrinth in absoluter Dunkelheit. Jeder andere würde sich bei dem Versuch, seine Bettstatt zu finden, das Bein brechen. Siuan vermutete, dass er sich um Attentäter Sorgen machte, auch wenn er das nie zur Sprache gebracht hatte.
    Sie nahm ihren dunklen Umhang von einer der Truhen und legte ihn sich über den Arm, dann blieb sie dort stehen, weil sie die Laterne mit einem Strang Luft löschen wollte. Ihr Blick fiel auf Gareths zweites Paar Stiefel, das am Fuß seines Bettzeugs stand. Sie erzeugte wieder eine kleine Lichtkugel und sandte sie zu den Stiefeln. Wie sie sich gedacht hatte. Frisch poliert. Der verfluchte Kerl bestand darauf, dass sie ihre Schuld abarbeitete, dann schlich er sich hinter ihrem Rücken – oder noch schlimmer, unter ihrer Nase, während sie schlief – herein und polierte die eigenen verdammten Stiefel! Gareth Bryne, der verdammte Mistkerl, behandelte sie wie eine Dienerin, hatte aber nicht einmal den Versuch unternommen, sie zu küssen …!
    Sie hob das Kinn, ihre Lippen spannten sich wie ein Anlegetau. Wo war denn dieser Gedanke auf einmal hergekommen? Ganz egal, was Egwene auch behauptete, sie hatte sich nicht in den Mistkerl Gareth Bryne verliebt! Niemals! Sie hatte zu viel zu tun, um sich bei solchen Albernheiten erwischen zu lassen. Darum hast du wohl auch aufgehört, Stickereien zu tragen, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. All diese hübschen Kleider, in eine Truhe gestopft, weil du Angst hast. Angst? Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, wenn sie Angst vor ihm oder sonst einem Mann hatte!
    Sie fasste sorgfältig Erde, Feuer und Luft zusammen und senkte das Gewebe auf die Stiefel. Die gesamte Stiefelpolitur und der größte Teil der Färbung wurde abgeschält und ballte sich zu einer makellosen, funkelnden Kugel zusammen, die in der Luft schwebte und das Leder entschieden grau zurückließ. Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, die Kugel zwischen seine Decken zu positionieren. Das wäre eine passende Überraschung für ihn, wenn er sich endlich hinlegte!
    Seufzend stieß sie die Zeltplane auf und steuerte die Kugel in die Dunkelheit hinein, um sie auf dem Boden landen zu lassen. Dieser Mann hatte eine ungeduldige und ausgesprochen respektlose Art und Weise an sich, wenn sie sich zu sehr von ihrem Temperament mitreißen ließ. Wie sie hatte feststellen müssen, als sie die Stiefel, die sie gerade gereinigt hatte, ihm das erste Mal an den Kopf geworfen hatte. Oder als er sie so wütend gemacht hatte, dass sie ihm Salz in den Tee getan hatte. Viel Salz, aber es war nicht ihre Schuld gewesen, dass er es so eilig gehabt hatte, um die Tasse mit einem Schluck zu leeren. Oder es zumindest versucht hatte. Oh, ihr Gebrüll schien ihn nie zu stören, und manchmal brüllte er auch einfach zurück – manchmal lächelte er auch bloß, was sie erst richtig in Rage bringen konnte! –, aber er hatte seine Grenzen. Natürlich hätte sie ihn mit einem einfachen Gewebe Luft aufhalten können, aber sie hatte genauso ihre Ehre wie er, sollte er doch zu Asche verbrennen! Außerdem musste sie in seiner Nähe bleiben. Min hatte es gesagt, und das Mädchen schien sich nicht irren zu können. Das war der einzige Grund, warum sie Gareth Bryne nicht eine Handvoll Gold in den Rachen rammte und ihm erklärte, er sei bezahlt worden und sollte gehen und sich verbrennen lassen. Der einzige Grund! Abgesehen von ihrer Ehre, natürlich.
    Gähnend ließ sie die dunkle Pfütze im kalten Mondlicht funkeln. Wenn er reintrat, bevor sie trocknete, und den Dreck ins Zelt brachte, war es seine

Weitere Kostenlose Bücher