Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
die Zeichen so deutlich erkennen wie Ihr, Moridin«, sagte Demandred gereizt. »Die Zeit ist nahe. Wir müssen die restlichen Siegel auf dem Kerker des Großen Herrn finden. Ich habe meine Anhänger überall suchen lassen, aber sie haben nichts gefunden.«
»Ah, ja, die Siegel. In der Tat, sie müssen gefunden werden.« Moridins Lächeln erschien beinahe selbstzufrieden. »Nur drei sind noch übrig, alle in al’Thors Besitz, obwohl ich bezweifle, dass er sie bei sich trägt. Sie könnten jetzt zu schnell brechen. Er wird sie versteckt haben. Führt eure Leute zu den Orten, an denen er war. Sucht sie selbst.«
»Am einfachsten wäre es, Lews Therin zu entführen.« Cyndanes Stimme bot einen auffälligen Kontrast zu ihrem Auftreten als Eiskönigin; sie war atemlos und schwül, eine Stimme wie dazu geschaffen, sich leicht bekleidet auf weiche Kissen zu legen. In diesen großen blauen Augen lag jetzt eine beträchtliche Leidenschaft. Eine verzehrende Hitze. »Ich kann ihn dazu bringen, dass er verrät, wo die Siegel sind.«
»Nein!«, fauchte Moridin und fixierte sie mit einem starren Blick. »Ihr würdet ihn ›versehentlich‹ umbringen. Den Zeitpunkt und die Art von al’Thors Tod werde ich bestimmen. Niemand sonst.« Seltsamerweise legte er die freie Hand auf die Mantelbrust, und Cyndane zuckte zusammen. Moghedien fröstelte. »Niemand sonst«, wiederholte er in hartem Tonfall.
»Niemand sonst«, sagte Cyndane. Als er die Hand senkte, atmete sie leise aus und trank einen Schluck Wein. Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn.
Aran’gar fand den Austausch aufschlussreich. So wie es aussah, würde sie Moghedien und das Mädchen an der Leine haben, sobald sie sich Moridin vom Hals geschafft hatte. Sehr gut, in der Tat.
Moridin nahm die Schultern zurück und richtete den Blick auf den Rest von ihnen. »Das gilt für euch alle. Al’Thor gehört mir. Ihr werdet ihm kein Haar krümmen!« Cyndane beugte den Kopf über den Pokal und trank, aber der Hass in ihren Augen war offensichtlich. Graendal hatte behauptet, dass es sich in Wirklichkeit bei ihr gar nicht um Lanfear handelte, dass sie in der Einen Macht schwächer war, aber sie war offensichtlich auf al’Thor fixiert, und sie nannte ihn bei demselben Namen, den Lanfear immer benutzt hatte.
»Wenn ihr jemanden töten wollt«, fuhr er fort, »dann die beiden!« Plötzlich standen die Abbilder zweier junger Männer in schmuckloser Landkleidung in der Mitte des Kreises, die sich drehten, damit jeder ihre Gesichter gut sehen konnte. Der eine war groß und breit, hatte gelbe Augen, unfassbar, während der andere nicht gerade schlank war und ein freches Grinsen zeigte. Als Schöpfungen von Tel’aran’rhiod bewegten sie sich steif, und ihre Mienen änderten sich nicht. »Perrin Aybara und Mat Cauthon sind Ta’veren , leicht zu finden. Spürt sie auf und tötet sie.«
Graendal lachte, ein humorloser Laut. » Ta’veren zu finden war nie so einfach, wie Ihr behauptet habt, und jetzt ist es noch schwerer als zuvor. Das ganze Muster ist in Bewegung, voller Veränderungen und Ausschlägen.«
»Perrin Aybara und Mat Cauthon«, murmelte Semirhage und betrachtete die beiden Gestalten. »So sehen sie also aus. Wer weiß, Moridin, hättet Ihr das schon früher mit uns geteilt, wären sie möglicherweise bereits tot.«
Moridins Faust krachte auf die Stuhllehne. »Findet sie! Versichert euch, dass eure Anhänger ihre Gesichter kennen. Findet Aybara und Cauthon und tötet sie! Die Zeit kommt, und sie müssen tot sein!«
Aran’gar nippte an ihrem Wein. Sie hatte nichts dagegen, die beiden zu töten, falls sie ihr zufällig über den Weg liefen, aber was Rand al’Thor betraf, würde Moridin schrecklich enttäuscht werden.
KAPITEL 4
Ein Handel
P errin trieb Traber ein Stück von den Bäumen am Waldrand weg und betrachtete die große Wiese, auf der rote und blaue Wildblumen durch das winterbraune Gras lugten, das der mittlerweile verschwundene Schnee zu einer verfilzten Fläche zusammengedrückt hatte. Hier gab es hauptsächlich Zwerglorbeer, der sein breites dunkles Blattwerk während des Winters beibehielt, aber die Äste der sich zwischen ihnen erhebenden Tupelobäume schmückten nur ein paar kleine, helle Blätter. Der braune Hengst scharrte mit einer Ungeduld mit seinem Huf, die Perrin teilte, auch wenn er sich nichts davon anmerken ließ. Die Sonne stand fast genau über ihm; er wartete jetzt fast eine Stunde. Ein böiger Wind wehte aus dem Westen über die Wiese
Weitere Kostenlose Bücher