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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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gedankenverloren. »Sie ist sehr pflichtbewusst, und nachdenklich. Hätten wir mehr wie sie, wäre die Burg überhaupt erst gar nicht in diese Situation gekommen.«
    Meidani sah Egwene mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an. »Ihr seid wirklich die Amyrlin«, sagte sie dann. Eine seltsame Bemerkung. Hatte sie nicht gerade geschworen, Egwenes Autorität zu akzeptieren?
    »Kommt schon«, sagte Egwene und beschleunigte ihre Schritte. »Ich muss zurück sein, bevor diese Roten misstrauisch werden.«

KAPITEL 13

    Ein Angebot und ein Aufbruch
    M it erhobenem Schwert stand Gawyn vor zwei Behütern. Die Spalten in den Scheunenwänden ließen schräge Lichtbahnen einfallen; in der Luft funkelten Staub und Stroh, das der Kampf aufgewirbelt hatte. Gawyn wich auf dem harten Erdboden langsam zurück, passierte die Lichtstrahlen. Die Luft fühlte sich warm auf seiner Haut an. Schweiß rann seine Schläfen hinunter, aber sein Griff war fest, als die beiden Behüter sich ihm näherten.
    Der vordere war Sleete, ein gelenkiger Mann mit langen Armen und groben Zügen. Im unregelmäßigen Licht der Scheune sah sein Gesicht wie ein unvollendetes Werk in einem Bildhaueratelier aus, mit tiefen Schatten um die Augen, das Kinn von einem Grübchen geteilt, die Nase schief, weil sie gebrochen und nicht Geheilt worden war. Er trug das Haar lang und hatte schwarze Koteletten.
    Hattori war sehr erfreut gewesen, als ihr Behüter endlich in Dorlan eintraf; in der Schlacht von Dumai hatte sie ihn aus den Augen verloren, und seine Geschichte war von der Art, über die Barden Lieder verfassten. Stundenlang hatte Sleete verletzt am Boden gelegen, bevor es ihm im Delirium gelungen war, das Zaumzeug seines Pferdes zu ergreifen und sich in den Sattel zu ziehen. Das Pferd hatte ihn loyal viele Stunden getragen, bevor er so gut wie bewusstlos in einem Dorf eintraf. Die Dorfbewohner waren versucht gewesen, Sleete an eine Bande in der Gegend zu verkaufen – der Anführer hatte sie kurz zuvor besucht und ihnen Sicherheit als Belohnung dafür versprochen, Flüchtlinge der in der Nähe stattgefundenen Schlacht auszuliefern. Aber die Tochter des Bürgermeisters hatte sich für Sleetes Leben eingesetzt und alle davon überzeugt, dass es sich bei den Banditen um Schattenfreunde handeln musste, wenn sie nach verwundeten Behütern suchten. Die Dorfbewohner hatten sich entschieden, Sleete zu verstecken, und das Mädchen hatte ihn gesund gepflegt.
    Er war gezwungen gewesen, sich davonzustehlen, nachdem er sich genug erholt hatte, um wieder reisen zu können, da das Mädchen sich anscheinend in ihn verguckt hatte. Unter den Jünglingen kursierten Gerüchte, dass Sleete auch deshalb geflüchtet war, weil er ebenfalls angefangen hatte, etwas für das Mädchen zu empfinden. Die meisten Behüter wussten es besser, als Beziehungen zu knüpfen. Mitten in der Nacht war Sleete verschwunden, nachdem das Mädchen und seine Familie zu Bett gegangen waren – aber im Gegenzug für die Hilfe des Dorfes hatte er die Banditen gejagt und dafür gesorgt, dass sie dem Dorf nie wieder Schaden zufügen konnten.
    Das war der Stoff, aus dem Geschichten und Legenden entstanden – zumindest bei normalen, geringeren Männern. Für einen Behüter war Sleetes Geschichte beinahe schon Alltag. Männer wie er zogen Legenden an wie gewöhnliche Männer Fliegen. Tatsächlich hatte Sleete seine Geschichte auch gar nicht erzählen wollen; es war nur den hartnäckigen Fragen der Jünglinge zu verdanken, dass sie überhaupt ans Licht des Tages gekommen war. Er benahm sich trotzdem, als gäbe es über sein Überleben nichts zu prahlen. Er war Behüter. Im Angesicht unüberwindlicher Hindernisse zu überleben, im Delirium meilenweit durch unwirtliches Gelände zu reiten, mit noch nicht völlig verheilten Wunden eine ganze Bande niederzumachen – solche Dinge tat man eben als Behüter.
    Gawyn respektierte sie. Selbst die, die er getötet hatte. Vor allem die, die er getötet hatte. Nur ein außergewöhnlicher Mann zeigte diesen Einsatz, diese Umsicht. Diese Bescheidenheit. Während Aes Sedai die Welt manipulierten und Ungeheuer wie Rand al’Thor den Ruhm ernteten, verrichteten Männer wie Sleete das Werk von Helden, und zwar jeden Tag. Ohne dafür Ruhm oder Anerkennung zu bekommen. Wenn man sich an sie erinnerte, dann für gewöhnlich nur in Zusammenhang mit ihrer Aes Sedai. Oder andere Behüter taten es. Seinesgleichen vergaß man nicht.
    Sleete griff an, das Schwert stach in einem geraden, mit

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