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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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aus seinem Verstand verschwunden. Seltsamerweise fühlte er sich an diesem Ort, wo alles im Fluss erschien, viel stabiler. Die Einzelteile, aus denen sich sein Ich zusammensetzte, passten besser zusammen. Natürlich nicht perfekt, aber besser als in letzter Zeit.
    Moridin schnaubte leise, sagte aber nichts. Rand wandte sich wieder den Flammen zu, sah ihrem Tanz zu. Sie bildeten Umrisse, genau wie die Wolken, aber die hier waren kopflose Körper, skeletthaft, die sich vor Qualen aufbäumten, sich einen Moment im Feuer wanden, bevor sie zu nichts zerstoben.
    Rand sah dem Feuer eine Weile zu und dachte nach. Man hätte meinen können, sie wären zwei alte Freunde, die die Wärme eines Winterkamins genossen. Nur dass diese Flammen keine Wärme verbreiteten und er diesen Mann eines Tages erneut töten würde. Oder durch seine Hand starb.
    Moridin trommelte mit seinen Fingern auf den Stuhl. »Warum bist du hergekommen?«
    Hergekommen?, dachte Rand entsetzt. Hatte Moridin ihn nicht geholt?
    »Ich bin so müde«, fuhr Moridin fort und schloss die Augen. »Bist du das, oder bin ich das? Ich könnte Semirhage erwürgen für das, was sie getan hat.«
    Rand runzelte die Stirn. War Moridin verrückt? Ishamael schien am Ende tatsächlich verrückt gewesen zu sein.
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für unseren Kampf«, sagte Moridin und winkte ab. »Geh. Lass mich in Ruhe. Ich weiß nicht, was mit uns geschehen würde, wenn wir einander töten. Der Große Herr wird dich früh genug bekommen. Sein Sieg steht fest.«
    »Er ist schon früher gescheitert und wird wieder scheitern«, sagte Rand. »Ich werde ihn besiegen.«
    Moridin lachte wieder, das gleiche herzlose Lachen wie zuvor. »Vielleicht tust du das ja wirklich«, meinte er. »Aber glaubst du, das spielt eine Rolle? Denk darüber nach. Das Rad dreht sich, ununterbrochen. Ununterbrochen kommen und gehen die Zeitalter, und Männer kämpfen gegen den Großen Herrn. Aber eines Tages wird er gewinnen, und wenn er das tut, wird das Rad stehen bleiben.
    Darum steht sein Sieg auch fest. Ich glaube, es wird in diesem Zeitalter geschehen, aber wenn nicht, dann eben in einem anderen. Solltest du siegen, führt das nur zur nächsten Schlacht. Sollte er siegen, wird alles enden. Begreifst du nicht, dass es für dich keine Hoffnung gibt?«
    »Hast du dich darum auf seine Seite geschlagen?«, fragte Rand. »Du warst immer so nachdenklich, Elan. Deine Logik hat dich vernichtet, oder?«
    »Es führt kein Weg zum Sieg«, sagte Moridin. »Es gibt nur den Weg, dem Großen Herrn zu folgen und eine Weile zu herrschen, bevor alle Dinge enden. Die anderen sind Narren. Sie warten auf die große Belohnung in der Ewigkeit, aber es wird keine Ewigkeit geben. Nur das Jetzt, die letzten Tage.«
    Er lachte wieder, und dieses Mal lag Freude darin. Echtes Vergnügen.
    Rand stand auf. Moridin betrachtete ihn misstrauisch, blieb aber sitzen.
    »Es gibt eine Möglichkeit, wie man siegen kann, Moridin«, sagte Rand. »Ich will ihn töten. Den Dunklen König vernichten. Soll sich das Rad ohne seinen alles beschmutzenden Makel drehen.«
    Moridin reagierte nicht. Er starrte noch immer ins Feuer. »Wir sind miteinander verbunden«, sagte er dann. »Darum bist du auch hergekommen, vermute ich, auch wenn ich unseren Bund nicht begreife. Ich bezweifle, dass du wirklich ermessen kannst, wie unendlich dumm deine Aussage gerade war.«
    Rand fühlte Zorn in sich aufsteigen, aber er zwang ihn nieder. Er würde sich nicht herausfordern lassen. »Wir werden ja sehen.«
    Er griff nach der Einen Macht. Sie war weit weg. Rand fasste zu und fühlte, wie er fortgerissen wurde, wie mit einem Seil aus Saidin . Der Raum verschwand, und mit ihm die Eine Macht, während Rand eine tiefe Dunkelheit betrat.
    Rand hörte endlich auf, sich im Schlaf umherzuwerfen, und Min hielt die Luft an, hoffte, dass er nicht wieder von vorn anfing. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen und in eine Decke gehüllt auf dem Sessel in der Zimmerecke und las. Auf dem kleinen Tisch neben ihr flackerte eine kleine Lampe und beleuchtete den Stapel aus moderigen Büchern. Fallender Schiefer, Zeichen und Anmerkungen, Monumente der Vergangenheit. Hauptsächlich historische Abhandlungen.
    Rand seufzte leise, bewegte sich aber nicht. Min stieß die Luft aus und machte es sich wieder auf dem Sessel bequem; ihr Finger markierte den letzten Satz, den sie in der Ausgabe von Pelateos’ Grübeleien gelesen hatte. Obwohl die Schlagläden zur Nacht geschlossen waren,

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