Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
um Brynes Wäsche und ihre eigene kümmern musste. Warum ihre Wäsche nicht von den Novizinnen erledigen lassen? Heutzutage gab es nun wirklich genug von ihnen.
Und jede Einzelne von ihnen drängte sich auf dem Bretterweg um den Pavillon in der Lagermitte. Sie standen Arm an Arm, eine weiße Mauer mit Köpfen von jeder vorstellbaren Haarfarbe. Keine gewöhnliche Sitzung des Saals hätte solche Aufmerksamkeit erregt. Es musste etwas geschehen sein.
Siuan stellte den Weidenkorb auf einem Baumstumpf ab, dann deckte sie ihn mit einem Handtuch zu. Diesem Himmel vertraute sie einfach nicht, auch wenn es in der vergangenen Woche nur gelegentlich genieselt hatte. Vertraue keinem Hafenmeisterhimmel. Worte, an denen man sein Leben ausrichten konnte. Selbst wenn die Konsequenz nur aus einem Korb voller feuchter Wäsche bestand, die so noch schmutziger geworden war.
Sie eilte über die schlammige Straße und erklomm einen der Bretterwege. Die groben Bohlen gaben unter ihren Schritten quietschend nach, als sie auf den Pavillon zueilte. Es war im Gespräch, die Bretterwege durch etwas Dauerhafteres zu ersetzen, vielleicht sogar durch etwas so teures wie Pflastersteine.
Sie erreichte die hinterste Reihe der versammelten Frauen. Die letzte Zusammenkunft des Saals, die derartiges Interesse erweckt hatte, hatte enthüllt, dass Asha’man mit Schwestern den Bund eingegangen waren und die Quelle selbst vom Makel gereinigt worden war. Walte das Licht, dass keine Überraschungen dieses Ausmaßes warteten! Ihre Nerven waren strapaziert genug, durfte sie sich doch mit dem verdammten Gareth Bryne abplagen. Allein der Vorschlag, sich von ihm beibringen zu lassen, wie man mit einem Schwert umging, nur für alle Fälle. Noch nie war sie der Ansicht gewesen, dass Schwerter viel taugten. Davon abgesehen, wer hätte je von einer Aes Sedai mit einer Waffe gehört, die wie eine verrückte Aiel kämpfte? Also ehrlich, dieser Mann!
Sie bahnte sich einen Weg durch die Novizinnen, verärgert, dass sie ihre Aufmerksamkeit erregen musste, damit sie ihr den Weg frei machten. Natürlich machten sie Platz, sobald sie eine Schwester kommen sahen, aber sie waren so abgelenkt, dass es Mühe kostete, sie dazu zu bewegen. Ein paar von ihnen rügte sie, weil sie ihre Pflichten vernachlässigten. Wo steckte Tiana? Sie hätte dafür sorgen müssen, dass sich die Mädchen wieder an die Arbeit begaben. Und wenn Rand al’Thor höchstpersönlich im Lager erschienen wäre, die Novizinnen hatten mit ihrem Unterricht fortzufahren!
In der Nähe des Pavilloneingangs stieß sie endlich auf die Frau, die sie gesucht hatte. Als Egwenes Bewahrerin der Chroniken durfte Sheriam den Saal ohne die Amyrlin nicht betreten. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als draußen zu warten. Aber vermutlich war das besser, als allein in ihrem Zelt zu schmoren.
In den vergangenen Wochen hatte die Frau mit dem Feuerhaar eine ordentliche Portion ihres Specks verloren. Sie musste sich wirklich ein paar neue Kleider besorgen; die alten fingen an, an ihrem Körper herunterzuhängen. Wenigstens schien sie etwas von ihrer Ruhe wiedergefunden zu haben, erschien weniger fahrig. Vielleicht hatte sich das erledigt, was ihr zu schaffen gemacht hatte. Sie hatte ja immer darauf beharrt, dass ihr nichts fehlte.
»Fischscheiße«, knurrte Siuan, als eine Novizin ihr zufällig den Ellbogen in den Leib rammte. Sie starrte das Mädchen böse an, das in sich zusammensackte und forteilte, zögernd begleitet von ihrer Novizinnenfamilie. Siuan wandte sich Sheriam zu. »Also, was ist es? Hat sich einer der Pferdeburschen als der König von Tear entpuppt?«
Sheriam hob eine Braue. »Elaida kann Reisen.«
»Was?« Siuan warf einen Blick ins Zelt. Die Sitze waren mit Aes Sedai gefüllt, und die schlanke Ashmanaille von den Grauen sprach gerade. Warum war diese Zusammenkunft nicht Versiegelt worden?
Sheriam nickte. »Wir haben es herausgefunden, als Ashmanaille ausgesandt wurde, um in Kandor den Tribut zu holen.« Tribute waren eine der Haupteinnahmequellen von Egwenes Aes Sedai. Viele Jahrhunderte lang hatte jedes Königreich derartige Zuwendungen nach Tar Valon geschickt. Die Weiße Burg war nicht länger auf dieses Einkommen angewiesen – ihr standen viel bessere Möglichkeiten zur Verfügung, sich zu finanzieren, Möglichkeiten, die nicht von der Großzügigkeit anderer abhängig waren. Dennoch lehnte man solche Zuwendungen nicht ab, und viele Königreiche in den Grenzlanden folgten noch immer den alten
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