Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
sie sich zurückzogen, aber er wusste, dass sie sich diese Frage stellten, genau wie Jisao es getan hatte.
    Es waren gute Männer. Vielleicht zu gut. Rajar lenkte sein Pferd neben Gawyns. Noch vor wenigen Monaten war Rajar ein junger Bursche gewesen. Aber jetzt konnte Gawyn ihn unmöglich anders als Soldaten betrachten. Ein Veteran. Manche Männer sammelten Erfahrungen durch die Jahre ihres Lebens. Andere Männer sammelten Erfahrungen durch die Monate, die sie ihren Freunden beim Sterben zusahen.
    Gawyn schaute nach oben, konnte die Sterne nicht sehen. Sie verbargen ihr Antlitz vor ihm hinter diesen Wolken. Wie Aiel hinter schwarzen Schleiern. »Wo haben wir nur den falschen Weg eingeschlagen, Rajar?«, fragte er, während sie ritten.
    »Den falschen Weg, Lord Gawyn?«, fragte Rajar. »Ich wüsste nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Wir konnten nicht wissen, welche Dörfer diese Patrouille inspiziert, oder dass sie nicht an der alten Wagenstraße abbiegen würden, wie Ihr hofftet. Ein paar der Männer mögen ja verwirrt sein, aber es war richtig, sich zurückzuziehen.«
    »Ich meinte nicht den Stoßtrupp«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich meine diese ganze verdammte Situation. Ihr solltet nicht bei Stoßtrupps mitmachen, um Lebensmittel zu rauben, oder Eure Zeit damit verbringen, Späher zu töten; Ihr solltet schon längst der Behüter einer neu erhobenen Aes Sedai sein.« Und ich sollte wieder in Caemlyn sein, bei Elayne.
    »Das Rad webt, wie es das Rad will«, erwiderte der kleinere Mann.
    »Nun, uns hat es in ein Loch gewoben«, murmelte Gawyn und warf wieder einen Blick in den verhangenen Himmel. »Und Elaida scheint es nicht besonders eilig zu haben, uns dort wieder herauszuziehen.«
    Rajar sah ihn vorwurfsvoll an. »Die Vorgehensweise der Weißen Burg geht allein sie etwas an, Lord Gawyn, und das gilt auch für ihre Motive. Es steht uns nicht zu, das infrage zu stellen. Was nutzt denn ein Behüter, der die Befehle seiner Aes Sedai infrage stellt? Das bringt nur beiden den Tod.«
    Du bist aber kein Behüter, Rajar. Das ist das Problem! Gawyn sagte nichts. Keinen der anderen Jünglinge schienen diese Fragen zu quälen. Für sie war die Welt viel einfacher. Man tat das, was die Weiße Burg und der Amyrlin-Sitz befahlen. Und es spielte keine Rolle, dass diese Befehle einen anscheinend nur in den Tod schicken sollten.
    Dreihundert junge Männer gegen eine Streitmacht von über fünfzigtausend erfahrenen Soldaten, die von Gareth Bryne selbst kommandiert wurden? Ob es nun der Wille der Amyrlin war oder nicht, das war eine Todesfalle. Die Jünglinge hatten nur aus einem einzigen Grund so lange überlebt: Gawyns Wissen über die Methoden seines Lehrers. Er wusste, wo Bryne Patrouillen und Späher hinschickte, und er wusste, wie man diesen Suchmustern entging.
    Es war trotzdem ein sinnloses Unterfangen. Er hatte nicht einmal annähernd die nötigen Truppen für eine echte Guerillastreitmacht, vor allem, da Bryne seine Stellungen befestigt hatte. Davon abgesehen war da die bemerkenswerte Tatsache, dass dieses Heer überhaupt keine Nachschublinien hatte. Wie kamen sie an ihre Verpflegung? Sie kauften Vorräte in den umliegenden Dörfern, aber das reichte bei Weitem nicht, um sie zu ernähren. Und es war völlig unmöglich, dass sie alles Erforderliche mitgeführt hatten, während sie schnell genug vorstießen, um ohne Vorwarnung mitten im Winter aufzutauchen.
    Gawyns Angriffe waren so gut wie bedeutungslos. Es konnte einen durchaus auf den Gedanken bringen, dass die Amyrlin ihn und die anderen Jünglinge einfach nur aus dem Weg haben wollte. Schon damals vor Dumai hatte er den Verdacht gehabt, dass das der Fall war. Jetzt war er davon so gut wie überzeugt. Und doch befolgst du noch immer ihre Befehle.
    Er schüttelte den Kopf. Brynes Späher kamen seiner Operationsbasis gefährlich nahe, und er konnte es nicht mehr riskieren, noch mehr von ihnen zu töten, ohne sich selbst zu verraten. Es war Zeit, nach Dorlan zurückzukehren. Vielleicht würden die dortigen Aes Sedai einen Vorschlag haben, wie es weitergehen sollte.
    Er beugte sich über sein Pferd und ritt weiter in die Nacht hinein. Beim Licht, dachte er, ich wünschte, ich könnte die Sterne sehen.

KAPITEL 5

    Eine Geschichte über Blut
    R and überquerte den zertrampelten Rasen; Banner flatterten vor ihm, Zelte umgaben ihn, Pferde wieherten am entgegengesetzten westlichen Lagerrand. In der Luft hingen die Gerüche eines effizienten Kriegslagers:

Weitere Kostenlose Bücher