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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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mit verhüllten Laternen in der Dunkelheit, nach denen die Soldaten das Dorf durchsuchten. Gareth Bryne musste die Neuigkeit, dass sich in der Nähe eine feindliche Streitmacht befand, sehr missfallen haben. Er hatte sich eifrig bemüht, sie zu stellen, aber die Gegend um Tar Valon war buchstäblich mit Dörfern, Wäldern und abgeschiedenen Tälern übersät, die eine kleine bewegliche Truppe verstecken konnten. Bis jetzt hatte Gawyn es geschafft, seine Jünglinge außer Sicht zu halten, während sie Brynes Streitkräfte gelegentlich überfielen. Aber es gab Grenzen, was man mit dreihundert Männern machen konnte. Vor allem, wenn man einem der fünf Großen Hauptmänner gegenüberstand.
    Ist es mein Schicksal, aber auch gegen jeden Mann zu kämpfen, der mir ein Mentor war? Gawyn nahm die Zügel seines Pferdes entgegen und gab mit erhobener rechter Hand den stummen Befehl zum Rückzug, dann gestikulierte er scharf in die dem Dorf entgegengesetzte Richtung. Die Männer bewegten sich ohne Widerworte, saßen ab und führten ihre Tiere, weil es so leiser und sicherer war.
    Gawyn war der Ansicht gewesen, Hammars und Coulins Tod überwunden zu haben; Bryne selbst hatte ihm beigebracht, dass das Schlachtfeld Verbündete manchmal zu plötzlichen Gegnern machte. Er hatte gegen seine ehemaligen Lehrer gekämpft, und er hatte gewonnen. Ende der Geschichte.
    Aber in letzter Zeit schien sein Verstand entschlossen zu sein, diese Leichen wieder hervorzuzerren und sie herumzutragen. Warum jetzt, warum nach so langer Zeit?
    Vermutlich kamen die Schuldgefühle, weil er Bryne gegenüberstand, seinem ersten und einflussreichsten Lehrer in der Kunst des Krieges. Er schüttelte den Kopf, als er Herausforderer am Zügel durch die dunkler werdende Landschaft führte; er hielt seine Männer von der Straße fern, für den Fall, dass Brynes Kundschafter Posten abkommandiert hatten. Die fünfzig Männer in seiner Begleitung gingen so leise, wie das möglich war, die frühlingshafte Erde dämpfte den Hufschlag der Pferde.
    Falls Bryne die Entdeckung, dass eine Guerillatruppe seine Vorreiter angriff, schockiert hatte, so hatte die Entdeckung jener drei Sterne auf den Uniformen der von ihm getöteten Männer Gawyn genauso schockiert. Wie hatten die Feinde der Weißen Burg nur das größte militärische Genie von ganz Andor rekrutieren können? Und was hatte der Generalhauptmann der Königlichen Garde überhaupt bei einer Gruppe von Aes Sedai-Rebellen zu suchen? Er hätte in Caemlyn sein und Elayne beschützen sollen!
    Mochte das Licht dafür gesorgt haben, dass Elayne auch tatsächlich in Andor eingetroffen war. Sie konnte unmöglich noch bei den Rebellen sein. Nicht, wo ihre Heimat keine Königin mehr hatte. Ihre Pflicht Andor gegenüber überwog ihre Loyalität zur Weißen Burg.
    Und was ist mit deiner Pflicht, Gawyn Trakand?
    Er war sich nicht sicher, ob er noch so etwas wie Pflichtgefühl oder Ehre in sich hatte. Vielleicht kamen seine Schuldgefühle wegen Hammar und seine Albträume über den Krieg und Tod vor Dumai ja durch die langsame Erkenntnis, dass er seine Treue der falschen Seite geschenkt hatte. Seine Loyalität gehörte Elayne und Egwene. Aber warum kämpfte er dann noch immer eine Schlacht, die ihm nichts mehr bedeutete, und half einer Seite, die allen Berichten zufolge gegen die antrat, die Elayne und Egwene gewählt hatten?
    Sie sind bloß Aufgenommene, sagte er sich. Elayne und Egwene haben diese Seite nicht gewählt – sie führen nur Befehle aus! Aber das, was Egwene ihm vor diesen vielen Monaten in Cairhien gesagt hatte, ließ durchblicken, dass sie ihre Entscheidung willentlich getroffen hatte.
    Sie hatte sich für eine Seite entschieden. Hammar hatte sich für eine Seite entschieden. Gareth Bryne hatte sich allem Anschein nach für eine Seite entschieden. Aber er wollte noch immer auf beiden Seiten stehen. Und das zerriss ihn.
    Eine Stunde später befahl er den Männern aufzusitzen und zur Straße zu reiten. Hoffentlich würden Brynes Späher nicht daran denken, die Gegend um das Dorf abzusuchen. Denn die Spuren von fünfzig Reitern würden nur schwer zu übersehen sein. Das ließ sich nicht verhindern. Das Beste würde es jetzt sein, festen Boden zu erreichen, wo tausend Jahre Verkehr ihre Spuren verbargen. Vier Soldaten ritten paarweise voraus, und zwei Paare blieben zurück, um die Nachhut zu sichern. Der Rest hielt das Schweigen bei, auch wenn sich ihre Pferde jetzt in donnerndem Galopp bewegten. Keiner fragte, warum

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