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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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1. Kapitel
    Punktlandung
    Schließt die Augen und stellt euch einen Jungen mit einer E-Gitarre vor. Mit der linken Hand umklammert er den Hals seines Instruments, als könnte er sich daran festhalten.
    Habt ihr das? Schön, aber das war ja auch nicht so wahnsinnig schwer.
    Stellt euch jetzt vor, wie die Haare des Jungen im Wind flattern, weil er nämlich nicht auf einer Bühne steht, wie ihr vielleicht vermutet habt, sondern mit atemberaubender Geschwindigkeit durch einen Schwarm Möwen auf die Erde zurast. Dabei zerrt er verzweifelt mit der rechten Hand an einer Leine, die vor seiner Brust baumelt.
    Spürt ihr den Luftzug in seinen Haaren?
    Hört ihr das Rauschen in seinen Ohren?
    Seht ihr seine vor Angst weit aufgerissenen Augen?
    Sehr gut, denn dann wisst ihr jetzt auch, wer ich bin. Mein Name ist Kai, und ich bin der Junge, der immer blasser wird, weil sein Fallschirm nicht aufgeht und der Schulhof unter ihm erschreckend schnell näher kommt. Zweitausend Meter können ziemlich kurz sein, wenn man sie ungebremst im freien Fall zurücklegt.
    Ich bin sicher, bis hierhin habe ich eure Vorstellungskraft noch nicht überfordert.
    Aber jetzt wird es hart für euch, denn ich bin nicht allein. Neben mir fliegt ein Typ mit einer schwarzen Augenmaske, einem orangefarbenen Anzug und einem blauen Cape.

    Falls ihr ihn noch nicht kennt: Der Kerl mit dem dicken roten C auf der Brust ist COOLMAN. Das C steht für Chaos, auch wenn COOLMAN das bestreitet. Er behauptet, das C sei die Abkürzung für cool. Aber das ist glatt gelogen. COOLMAN ist so cool wie ein Topf mit kochender Spargelsuppe. Ich weiß das, denn ich kenne ihn, seit ich vier bin. Seitdem begleitet mich COOLMAN, wo immer ich bin, und dass nur ich ihn sehen kann, macht die Sache auch nicht besser.
    Im Gegenteil: Wenn andere ihn sehen könnten, würden sie vielleicht verstehen, warum ich manchmal Dinge tue, die für manche ... vorsichtig ausgedrückt ... etwas merkwürdig wirken. Das passiert immer dann, wenn ich auf einen von COOLMANs haarsträubenden Ratschlägen höre, die mein Leben zu einer endlosen Abfolge von Katastrophen machen.
    COOLMAN ist – aber das ahnt ihr sicher schon – auch schuld daran, dass ich mit einem defekten Fallschirm der Erde entgegenstürze und mein Leben in Kürze als trauriger Fettfleck auf dem Hof unserer Schule beende.

    COOLMAN hat recht.
    Ausnahmsweise!
    Vor lauter Aufregung muss ich da was verwechselt haben, und das hätte er mir auch ruhig früher sagen können.
    Ein kräftiger Ruck an der Leine, und ZACK!, öffnet sich der Fallschirm.
    Für einen Moment werde ich in die Höhe gerissen, dann schwebe ich sanft Richtung Erde.
    Das war knapp. Aber der Preis, den ich dafür zahlen muss, ist hoch.

    COOLMAN wird mir ewig unter die Nase reiben, dass er mir gerade das Leben gerettet hat.
    Während ich langsam am Fallschirm in die Tiefe trudele, schaue ich mich um, wo Alex und Justin geblieben sind.
    Die beiden sind nicht gerade die Cleversten, aber es sind die einzigen Freunde, die ich habe. Und ich will auch gar nicht undankbar sein. Im Vergleich zu COOLMAN sind die zwei eine durchaus angenehme Gesellschaft.
    Ich brauche eine Weile, bis ich sie entdecke. Sie hängen an ihren Fallschirmen, und weil sie ihre Reißleine früher gefunden haben als ich, schweben sie mit ihren E-Gitarren rund fünfzig Meter über mir.
    »Alter, wir fliegen!«, brüllt Alex mir begeistert zu. »Wie riesige Vögel! Wie Emus ...!«
    »... oder Königspinguine! Das ist echt voll das Phänomen!«, ergänzt Justin, und das vermittelt einen ganz guten Eindruck von den beiden.
    Ich verzichte darauf, Alex und Justin Nachhilfe in Bio zu geben, und belasse es bei einem freundlichen Winken, weil unser Schulhof unter mir jetzt immer größer wird und ich mich langsam, aber sicher auf meine Landung vorbereiten muss.
    Es sind höchstens noch hundert Meter, und wenn mich nicht alles täuscht, kann ich auch schon das rote X auf der Bühne sehen, auf dem ich landen soll. Niki steht daneben und wartet auf mich, und unter den Zuschauern, die sich vor den Boxen drängeln, erkenne ich auch Lena und ihren Paps.
    Ich versuche mich daran zu erinnern, was Justins Vater uns über die Landung gesagt hat: »Wenn ihr auf der Erde aufschlagt, muss euer Körper so weich sein wie Wackelpudding. Aber das dürfte euch ja nicht schwerfallen, ihr Weicheier! Ihr habt ja sowieso keinen Mumm in den Knochen!«

    Ich ziehe die Wackelpuddingtechnik von Justins Vater vor und versuche, mich ganz locker zu

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