Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Schlächter zu töten. Sonst würde der Mann das Ter’angreal einfach von dort zurückholen, wo auch immer Perrin es versteckte, und dann zurückkehren, um seine Leute festzusetzen.
Perrin schaute sich um, um sich zu orientieren. Er befand sich auf einem leicht bewaldeten Hügel, und nördlich von ihm erhob sich der Drachenberg. Er schaute nach Osten und sah die Spitze eines großen Bauwerks über die Baumwipfel ragen. Die Weiße Burg. Die Stadt würde ihm vielleicht einen Vorteil verschaffen, denn dort konnte man sich in einem der vielen Gebäude oder einer Gasse verstecken.
Mit großen Sätzen sprang Perrin in diese Richtung und trug den Nagel und die von ihm erzeugte Kuppel mit sich. Es würde doch mit einem Kampf enden.
KAPITEL 37
Dunkelheit in der Weißen Burg
G awyn saß im Palastgarten von Caemlyn auf einer Bank. Mehrere Stunden waren vergangen, seit er Egwenes Boten fortgeschickt hatte. Ein Dreiviertelmond schimmerte träge am Himmel. Gelegentlich kamen Diener, um sich zu erkundigen, ob er etwas brauchte. Sie schienen sich Sorgen um ihn zu machen.
Er wollte bloß den Himmel betrachten. Es war Wochen her, dass er das zum letzten Mal getan hatte. Die Luft kühlte ab, aber er ließ seinen Mantel auf der Lehne der Bank hängen. Die freie Luft fühlte sich gut an – irgendwie unterschied sie sich von der Luft unter dem bewölkten Himmel.
Nachdem das letzte Licht der Abenddämmerung verblich, funkelten die Sterne wie scheue Kinder, die sich jetzt, nachdem der Lärm des Tages verklungen war, hervorwagten. Es fühlte sich so gut an, sie endlich wieder sehen zu können. Gawyn atmete tief ein.
Elayne hatte recht. Sein Hass auf al’Thor gründete sich größtenteils auf Frustration. Vielleicht auch auf Eifersucht. Al’Thor spielte eine Rolle, die dem so viel näherkam, was er gern erreicht hätte. Nationen zu beherrschen, Heere anzuführen. Betrachtete man ihrer beider Leben, wer hatte die Rolle eines Prinzen übernommen und wer die Rolle eines verirrten Schafhirten?
Vielleicht hatte er sich Egwenes Forderungen widersetzt, weil er führen wollte, weil er derjenige sein wollte, der die Heldentaten vollbrachte. Als Behüter würde er zur Seite treten und ihr dabei helfen müssen, die Welt zu verändern. Eine große Persönlichkeit am Leben zu erhalten war eine ehrenvolle Aufgabe. Sogar eine unübertreffliche Ehre. Was war der Sinn großer Taten? Die Anerkennung, die sie brachten, oder das bessere Leben, das sie erschufen?
Zur Seite zu treten. Er hatte Männer wie Sleete für ihre diesbezügliche Bereitschaft stets bewundert, sie aber auch nie verstanden. Jedenfalls nicht richtig. Ich kann sie das nicht allein machen lassen, dachte er. Ich muss ihr helfen. Aus ihrem Schatten heraus.
Weil er sie liebte. Aber vor allem weil es so das Beste war. Wollten zwei Barden zur selben Zeit zwei verschiedene Lieder spielen, kam dabei nur Lärm heraus. Aber wenn einer zurücktrat, damit die Melodie des anderen harmonisch klingen konnte, dann konnte die vollbrachte Schönheit viel größer sein als alles, was einer von ihnen allein erreichte.
Und in diesem Augenblick begriff er endlich. Er stand auf. Er konnte sich Egwene nicht als Prinz nähern. Er musste als Behüter vor sie treten. Er musste auf sie aufpassen, ihr dienen. Dafür sorgen, dass ihre Wünsche befolgt wurden.
Es war Zeit zurückzukehren.
Er schlüpfte in seinen Mantel und ging zum Palast. Die Eröffnungsserenade der diversen Teichfrösche verstummte und wurde durch Aufplatschen ersetzt, als er sie passierte und das Gebäude betrat. Zu den Gemächern seiner Schwester war es kein weiter Weg. Sie würde noch auf sein; in der letzten Zeit konnte sie nur mühsam einschlafen. Während der vergangenen paar Tage hatten sie vor dem Zubettgehen oft noch eine Unterhaltung und eine warme Tasse Tee genossen. Aber vor ihrer Tür wurde er von Birgitte aufgehalten.
Sie schenkte ihm wieder einen dieser finsteren Blicke. Ja, es gefiel ihr tatsächlich nicht, gezwungenermaßen an seiner Stelle als Generalhauptmann aufzutreten. Das sah er nun ein. Er fühlte sich etwas unbehaglich, als er näher kam. Die Frau hob eine Hand. »Heute Abend nicht, Prinzchen.«
»Ich reise zur Weißen Burg ab«, sagte er. »Ich würde mich gern verabschieden.«
Er setzte sich wieder in Bewegung, aber Birgitte legte die Hand gegen seine Brust und schob ihn sanft zurück. »Ihr könnt morgen früh abreisen.«
Um ein Haar hätte er nach seinem Schwert gegriffen, aber er konnte sich
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