Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
schlichtweg ignoriert. Hierbei brauchte sie die Unterstützung der anderen Schwestern – und die wollte sie auch, vor allem da sie wollte, dass der Saal mehr mit ihr zusammenarbeitete und sich weniger heimlich traf.
Allerdings war sie sich ziemlich sicher, für diesen Vorschlag eine Mehrheit zu finden. Zwar würde den Aes Sedai nicht gefallen, Ter’angreale aufzugeben, aber der mit dem Meervolk abgeschlossene Handel wegen der Schale der Winde gefiel ihnen erst recht nicht. Sie würden so gut wie alles dafür geben, um davon befreit zu werden.
»Ich wusste doch, dass Ihr versuchen würdet, dem Unterricht durch die Schwestern bei uns ein Ende zu machen«, sagte Shielyn selbstzufrieden.
»Was ist Euch lieber? Frauen, die zu unseren schwächsten Mitgliedern gehören und ihren Dienst als Strafe sehen? Oder lieber Frauen von Eurem Meervolk, die das Beste gelernt haben, was wir anbieten können, und glücklich zurückkehren, um es mit ihrem Volk zu teilen?« Egwene war sowieso in Versuchung gewesen, ihnen einfach Meervolk-Aes Sedai zu schicken, um die Abmachung zu erfüllen; es erschien eine vernünftige Lösung dieser Situation zu sein.
Aber mit ein bisschen Glück würde diese neue Abmachung die alte ersetzen. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Schwestern vom Meervolk sowieso verlieren würde, zumindest diejenigen, die sich danach sehnten, wieder bei ihrem Volk zu sein. Die Welt veränderte sich, und jetzt, wo die Windsucherinnen nicht länger ein Geheimnis darstellten, musste man die alten Bräuche nicht länger aufrechterhalten.
»Wir besprechen es«, sagte Shielyn. Sie nickte den anderen zu, und sie verschwanden aus dem Raum. Sie lernten schnell.
»Dieser Tanz ist gefährlich, Egwene al’Vere«, sagte Amys, stand auf und richtete ihr Schultertuch. »Es gab eine Zeit, in der die Aiel stolz darauf gewesen wären, den Aes Sedai dienen zu können. Diese Zeit ist vorbei.«
»Die Frauen, die Ihr glaubtet finden zu können, sind nichts weiter als ein Traum, Amys«, sagte Egwene. »Das wahre Leben ist oft enttäuschender als unsere Träume, aber wenn man in der realen Welt Ehre findet, dann weiß man wenigstens, dass sie mehr als ein Wunschtraum ist.«
Die Weise Frau nickte. »Vermutlich sind wir mit diesem Handel einverstanden. Wir müssen lernen, was die Aes Sedai können.«
»Wir suchen unsere stärksten Frauen aus«, fügte Bair hinzu. »Die sich nicht von der Schwäche der Feuchtländer korrumpieren lassen.« In diesen Worten lag keine Verachtung. Bair hielt es nicht für eine Beleidigung, Feuchtländer als verweichlicht zu bezeichnen.
Amys nickte. »Eure Arbeit ist gut, solange Ihr uns nicht mit Stahlbändern fesseln wollt.«
Nein, Amys, dachte Egwene. Ich werde euch nicht mit Stahlbändern fesseln. Ich nehme stattdessen Garn.
»Nun«, sagte Bair. »Braucht Ihr uns heute noch? Ihr habt da angedeutet, es könnte einen Kampf geben …«
»Ja«, sagte Egwene. »Das hoffe ich zumindest.« Niemand hatte sich gemeldet. Das bedeutete, dass weder Nynaeve noch Siuan irgendwelche Lauscher entdeckt hatten. War ihre List gescheitert?
Die Weisen Frauen nickten ihr zu, dann traten sie zur Seite und unterhielten sich leise. Egwene ging zu den Aes Sedai.
Yukiri stand auf. »Das gefällt mir nicht, Mutter«, sagte sie leise und warf den Weisen Frauen einen verstohlenen Blick zu. »Ich glaube nicht, dass der Saal zustimmen wird. Viele vertreten unbeirrt die Meinung, dass alle Gegenstände der Macht uns gehören sollten.«
»Der Saal wird Vernunft annehmen«, sagte Egwene. »Die Schale der Winde haben wir bereits an das Meervolk zurückgegeben, und da Elayne die Methode wiederentdeckt hat, wie man Ter’angreale erschafft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es so viele gibt, dass wir den Überblick verlieren.«
»Aber Elayne ist eine Aes Sedai, Mutter«, sagte Seaine mit besorgter Miene und stand ebenfalls auf. »Sicherlich habt Ihr sie unter Kontrolle.«
»Vielleicht«, sagte Egwene und sprach leise. »Aber kommt es Euch nicht seltsam vor, dass nach all den Jahren so viele Talente zurückkehren, so viele Entdeckungen gemacht werden? Mein Traumgehen, Elaynes Ter’angreale , die Vorhersagen. Seltene Talente scheint es im Überfluss zu geben. Ein Zeitalter geht zu Ende, und die Welt verändert sich. Ich bezweifle, dass Elaynes Talent einzigartig bleiben wird. Was, wenn es sich bei einer der Weisen Frauen oder jemand vom Meervolk manifestiert?«
Verstört setzten sich die anderen leise wieder hin.
»Aufzugeben ist
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