Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Mandragoran?«
»Ihr behauptet, mich vor vielen Jahren im Stich gelassen zu haben.«
»Ja, mein Lord. Es …«
»Jedes Versagen Eurerseits ist vergessen«, sagte Lan mit nach vorn gerichtetem Blick. »Es erfüllt mich mit Stolz, Euch Euren Hadori gegeben zu haben.«
Kaisel ritt heran und nickte Lan zu. »Dai Shan, wir sind bereit.«
»So ist es am besten«, sagte Andere. Mit verzerrtem Gesicht hielt er sich die Wunde und konnte sich kaum im Sattel halten.
»Es ist, was es sein muss«, sagte Lan. Es war kein Widerspruch. Jedenfalls nicht direkt.
»Nein«, erwiderte Andere. »Es ist mehr als das, Lan. Malkier ist wie ein Baum, dessen Wurzeln Weißwürmern zum Opfer gefallen sind und dessen Äste langsam verdorren. Ich würde lieber von einem Blitz weggebrannt werden.«
»Ich würde lieber angreifen«, sagte Bulen mit fester Stimme. »Ich würde lieber jetzt angreifen, als sie uns überrennen lassen. Lasst uns beim Angriff sterben, während unsere Schwerter heimwärts gerichtet sind.«
Lan nickte, drehte sich um und hob das Schwert hoch über den Kopf. Er hielt keine Rede. Die hatte er bereits gehalten. Seine Männer wussten, worum es hier ging. Ein letzter Sturmangriff, solange sie noch Kraft hatten, würde etwas bedeuten. Weniger Schattengezücht, das in zivilisierte Länder strömen konnte. Weniger Trollocs, die jene töteten, die sich nicht wehren konnten.
Der Feind erschien endlos. Eine geifernde, tobende Horde ohne Schlachtreihen oder Disziplin. Zorn, die leibhaftige Zerstörung. Abertausende von ihnen. Sie kamen wie eine plötzlich entfesselte Flutwelle, wogten aus der Schlucht.
Lans kleine Streitmacht war wie ein Kieselstein, der ihnen im Weg stand. Die Männer hoben stumm die Schwerter in seine Richtung. Ein letzter Salut.
»Jetzt!«, rief Lan. Jetzt, wo sie ausschwärmen. Das wird den größten Schaden anrichten. Lan stieß Mandarb die Stiefel in die Flanken und führte den Weg an.
Andere galoppierte an seiner Seite, klammerte sich mit beiden Händen an sein Sattelhorn. Er versuchte gar nicht erst, eine Waffe zu heben; bei dem Versuch wäre er aus dem Sattel gestürzt.
Nynaeve war viel zu weit weg, um viel von ihr durch den Behüterbund zu spüren, aber manchmal konnten mächtige Gefühle trotz der Entfernung hervorstechen. Lan versuchte Zuversicht zu übermitteln, für den Fall, dass es sie erreichte. Stolz auf seine Männer. Seine Liebe für sie. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dass das die letzten Dinge waren, an die sie sich von ihm erinnerte.
Mein Arm ist das Schwert …
Ihre Hufe trommelten über den Boden. Die Trollocs vor ihnen grölten entzückt, weil sie erkannten, dass ihr Wild den Rückzug in einen Angriff verwandelt hatte, der die Männer direkt in ihre Fänge bringen würde.
Meine Brust ist ein Schild …
Lan vernahm eine Stimme, die diese Worte sprach, die Stimme seines Vaters. Das war natürlich albern. Beim Untergang von Malkier war Lan noch ein Säugling gewesen.
Um die Sieben Türme zu verteidigen …
Er hatte die Sieben Türme nie zu Gesicht bekommen, das Bollwerk gegen die Fäule. Er kannte sie nur aus Geschichten.
Um die Dunkelheit zurückzudrängen …
Der Hufschlag wurde zu einem Donnern. So laut, lauter, als er für möglich gehalten hätte. Er hielt sich gerade, das Schwert nach vorn gestreckt.
Ich werde stehen, wenn alle anderen fallen.
Die herankommenden Trollocs senkten die Speere, als die Distanz zwischen den beiden gegnerischen Streitmächten abnahm.
Al Chalidholara Malkier. Für meine süße Heimat Malkier.
Das war ein Eid, den ein Malkieri-Soldat bei seiner ersten Stationierung an der Grenze leistete. Lan hatte ihn nie gesprochen.
Jetzt tat er es im Herzen.
»Al Chalidholara Malkier!«, schrie Lan. »Lanzen senken!« Beim Licht, was waren diese Hufe laut! Konnten sechstausend so viel Lärm machen? Er warf einen Blick nach hinten.
Hier ritten mindestens zehntausend.
Was?
Trotz seiner Überraschung trieb er Mandarb weiter an.
»Der Goldene Kranich nach vorn!«
Stimmen, Rufe, Schreie der Freude und der Macht.
Links voraus schnitt unvermittelt ein vertikaler Strich die Luft entzwei. Ein drei Dutzend Schritt breites Wegetor – diese Größe hatte Lan noch nie gesehen – öffnete sich, als käme es direkt aus der Sonne. Helligkeit strömte heraus, explodierte förmlich. Männer in voller Rüstung brachen aus der Öffnung hervor und setzten sich an Lans Flanke. Die Flagge von Arafel flatterte an ihrer Spitze.
Mehr Wegetore. Drei, dann
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