Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Tod und die Zerstörung nachzudenken, den diese Kreaturen während ihres unnatürlichen Lebens verursacht hatten.
Das Schattengezücht versuchte eine Verteidigung aufzubauen; ein paar Myrddraal peitschten auf ihre Trollocs ein, damit sie den Angriff der Aiel aufbrachen, die auf breiter Front auf sie zukamen. Es wäre leichter gewesen, einen Fluss mit einer Handvoll Zweige aufzuhalten. Die Aiel wurden nicht langsamer, und die Tiermenschen wurden auf der Stelle getötet, fielen oft mehreren Pfeilen oder Speeren zum Opfer.
Die meisten Trollocs ergriffen vor den donnernden Schlachtrufen der Aiel die Flucht. Aviendha und ihre Machtlenker erreichten die Schmiedeöfen und die in der Nähe befindlichen Käfige mit den vor Dreck starrenden Gefangenen mit den leblosen Blicken, die auf den Tod gewartet hatten.
»Schnell!«, sagte Aviendha zu den Behütern in ihrer Begleitung. Die Männer brachen die Käfige auf, während sie und die anderen die letzten Schattenschmiede angriffen. Als sie starben und sich in Stein und Staub verwandelten, ließen sie zur Hälfte fertiggestellte Thakan’dar-Klingen auf den Felsboden fallen.
Aviendha blickte nach rechts oben. Ein langer, gewundener Pfad führte zu dem riesigen, an einen Rachen erinnernden Loch in der Seite des Berges, der dort in den Himmel ragte. Das Loch war schwarz . Es erschien wie eine Falle, die alles Licht dazu verlockte, dort einzufallen, um es niemals wieder freizugeben.
Aviendha webte Feuer und Geist und entließ das Gewebe in die Luft. Einen Augenblick später öffnete sich ein Wegetor oben auf dem Pfad zum Shayol Ghul. Vier Gestalten traten hindurch. Eine Frau in Blau von kleiner Gestalt, aber von großer Willenskraft. Ein älterer Mann mit weißen Haaren und einem bunten Umhang. Eine Frau in Gelb, die ihr schwarzes Haar kurz geschnitten trug und es mit mehreren in Gold eingefassten Edelsteinen schmückte.
Und ein hochgewachsener Mann, dessen Haar die Farbe glühender Scheite hatte. Er trug einen Mantel in Rot und Gold, aber darunter befand sich ein schlichtes Hemd aus den Zwei Flüssen. Was er geworden und was er gewesen war, war zu einer Einheit verschmolzen. Wie ein Shienarer trug er zwei Schwerter. Das eine erweckte den Anschein, als bestünde es aus Glas; das trug er auf den Rücken geschnallt. Das andere war das Schwert des Baummörders König Laman, und er trug es am Gürtel. Das trug er nur wegen ihr. Dummer Mann.
Aviendha hob die Hand in seine Richtung, und er erwiderte den Gruß. Das würde ihr einziger Abschied sein, falls er bei seiner Aufgabe scheiterte oder sie während der ihren starb. Nach einem letzten Blick wandte sie sich von ihm ab und ihrer Pflicht zu.
Zwei ihrer Aes Sedai hatten sich verknüpft und ein Wegetor erschaffen, damit die Behüter die Gefangenen in Sicherheit bringen konnten. Viele mussten angestoßen werden, damit sie sich überhaupt bewegten. Sie stolperten vorwärts, und ihre Augen waren beinahe so leblos wie die der Schattenschmiede.
»Überprüft auch die ganze Schmiede«, befahl Aviendha und gab ein paar Behütern ein Zeichen. Sie stürmten hinein, gefolgt von Aes Sedai. Gewebe der Einen Macht erschütterten das Gebäude, als sie noch mehr Schattenschmiede fanden, und die beiden Asha’man begaben sich ebenfalls eilig hinein.
Aviendha musterte das Tal. Die Schlacht war hässlicher geworden; in dem Felskorridor, der aus dem Tal führte, hatte sich Schattengezücht versammelt. Es hatte mehr Zeit gehabt, sich zu formieren. Hinter den Aiel führte Ituralde seine Streitkräfte heran und sicherte die Teile des Tales, die sie bereits erobert hatten.
Geduld, sagte sich Aviendha. Ihre Aufgabe bestand nicht darin, sich der vor ihnen liegenden Schlacht anzuschließen, sondern Rand den Rücken zu decken, während er in die Tiefe stieg und den Krater des Verderbens betrat.
Eine Sache bereitete ihr große Sorgen. Konnten die Verlorenen direkt in die Höhle Reisen? Rand schien sich deswegen keine Sorgen zu machen, aber er war auch durch das abgelenkt, was er zu tun hatte. Vielleicht sollte sie sich ihm anschließen und …
Stirnrunzelnd schaute sie auf. Was war das für ein Schatten?
Hoch oben am aufgewühlten Himmel schien die Sonne. Es gab Sturmwolken, einige davon tiefschwarz, andere ganz weiß. Aber es handelte sich nicht um eine Wolke, die sich plötzlich vor die Sonne geschoben hatte, sondern um etwas Festes und Schwarzes, das dort heranglitt.
Aviendha fröstelte und zitterte unwillkürlich, als das Licht verblasste.
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