Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Sicherheit, jenseits jeder Vernunft. Ihr Sa’angreal hatte keinen Puffer, um so etwas zu verhindern.
Ihr Körper war verbraucht. Sie gab ihn auf und verwandelte sich in eine Säule aus Licht, in die Flamme von Tar Valon, die sich tief in den Boden senkte und hoch in den Himmel schoss. Die Macht verließ sie in einer lautlosen, wunderschönen Explosion, schlug wie eine Welle über den Sharanern zusammen und versiegelte die Spalten, die der Kampf mit M’Hael geschaffen hatte.
Egwenes Seele trennte sich von ihrem zusammenbrechenden Körper und streckte sich auf dieser Welle aus, ritt darauf ins Licht.
Egwene starb.
Rand schrie vor Verdrängung, vor Zorn, vor Trauer.
»Nicht sie! NICHT SIE! «
DIE TOTEN GEHÖREN MIR.
»Shai’tan!«, schrie Rand. »Nicht sie!«
ICH WERDE SIE ALLE TÖTEN, WIDERSACHER.
Rand krümmte sich zusammen und kniff die Augen zu. Ich beschütze dich, dachte er. Was auch sonst geschehen mag, ich sorge für deine Sicherheit, ich schwöre es. Ich schwöre es …
O beim Licht. Egwenes Name kam auf die Liste der Toten. Diese Liste wuchs unaufhörlich und toste durch seine Gedanken. Sein Versagen. So oft hatte er versagt.
Er hätte sie retten müssen.
Die Angriffe des Dunklen Königs gingen weiter, versuchten Rand in Stücke zu reißen und ihn zu zermalmen.
O beim Licht. Nicht Egwene.
Rand schloss die Augen und brach zusammen, konnte dem nächsten Angriff kaum standhalten.
Finsternis hüllte ihn ein.
Leane hob den Arm und beschattete die Augen gegen den prächtigen Lichtschwall. Er spülte die Dunkelheit vom Hang und hinterließ einen Augenblick lang nur strahlende Helligkeit. Sharaner erstarrten auf der Stelle und warfen Schatten, als sie sich in Kristall verwandelten.
Die Säule aus Macht stieg wie ein Leuchtfeuer hoch in den Himmel und erlosch.
Leane ließ sich auf die Knie fallen und stützte sich mit einer Hand ab. Eine Kristallschicht überzog den Boden, wuchs über dem zerstörten Stein, bedeckte die vernarbte Landschaft. Wo auch immer sich Spalten geöffnet hatten, waren sie nun mit Kristall gefüllt und sahen wie kleine Flüsse aus.
Leane kämpfte sich auf die Füße und schlich nach vorn, passierte in Kristall eingefrorene Sharaner. In der Zeit erstarrt und tot.
Im Zentrum der Explosion entdeckte Leane eine Kristallsäule von der Größe und Breite eines uralten Zwerglorbeerbaumes, die sich ungefähr fünfzig Fuß in den Himmel erhob. In ihrer Mitte hing ein mit Rillen versehener Stab, Voras Sa’angreal . Von der Amyrlin selbst war nichts zu sehen, aber Leane kannte die Wahrheit.
»Der Amyrlin-Sitz ist gefallen«, rief eine Aes Sedai in der Nähe zwischen den kristallisierten Sharanern. »Der Amyrlin-Sitz ist gefallen!«
Donner grollte. Berelain schaute von der Bettkante auf, dann erhob sie sich. Galads Hand entglitt ihr, als sie zu dem Fenster in der Steinmauer ging.
Das Meer brandete gegen die Felsen, als wäre es zornig. Vielleicht auch voller Schmerz. Weiße Gischt sprühte entfesselt in Richtung der Wolken, in denen Blitze ein zerbrochenes Licht warfen. Während sie zusah, wurden die Wolken dichter in der Nacht, falls das überhaupt noch möglich war. Dunkler.
Die Morgendämmerung war noch eine Stunde entfernt. Aber die Wolken waren so schwarz, dass sie sie nicht sehen würde, wenn sie aufging. Das war ihr klar. Sie ging zurück an Galads Seite, setzte sich und nahm seine Hand. Wann würde eine Aes Sedai kommen, um ihn zu Heilen? Er war noch immer bewusstlos, aber Albträume flüsterten ihm etwas zu. Er wand sich, und etwas an seinem Hals funkelte.
Berelain griff unter sein Hemd und zog ein Medaillon hervor. Es trug die Form eines Fuchskopfes. Sie rieb den Finger darüber.
»… zurück zu Cauthon …«, flüsterte Galad mit geschlossenen Augen. »… Hoffnung …«
Berelain dachte einen Augenblick lang nach, und es kam ihr so vor, als gehörte die Dunkelheit draußen dem Dunklen König, und sie erstickte das Land und kroch durch Fenster und unter Türen herein. Sie stand auf, verließ Galad und ging schnell, trug das Medaillon fort.
»Die Amyrlin ist tot«, berichtete Arganda.
Blut und verdammte Asche, dachte Mat. Egwene. Egwene auch? Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
»Außerdem berichten die Aes Sedai«, fuhr Arganda fort, »dass sie die Hälfte ihrer Zahl verloren haben. Die übrig gebliebenen behaupten, und das ist ein Zitat, dass sie ›nicht einmal genug Macht lenken könnten, um eine Feder zu heben‹. Sie sind aus der Schlacht
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