Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Stich gelassen, und sie verweigert in einer Zeit der Not ihre Stärke. Ihr Stolz wird die Vernichtung aller Menschen herbeiführen, auf der ganzen Welt.«
Das Blut sah sprachlos aus.
»So einfach ist das nicht, junge Frau«, sagte Galgan. Nach den Blicken der anderen zu urteilen, hatte er einer Wahrheitssprecherin nicht zu widersprechen. Trotzdem machte er weiter. »Das ist eine verworrene Situation.«
»Ich hätte mehr Verständnis«, sagte Min, »wüsste ich nicht, dass ein Spion des Schattens unter uns ist.«
Die sommersprossige So’jhin schaute abrupt auf.
Erwischt, dachte Min, dann zeigte sie auf General Yulan. »Abaldar Yulan, ich klage Euch an! Ich habe Omen gesehen, die mir beweisen, dass Ihr nicht zum Wohle des Kaiserreichs handelt!«
Die wahre Spionin entspannte sich, und Min entging nicht die Andeutung eines Lächelns auf ihren Lippen. Das reichte. Als Yulan lautstark gegen die Anschuldigung protestierte, ließ Min ein Messer in die Hand gleiten und schleuderte es auf die Frau.
Die Klinge wirbelte auf sie zu – und blieb kurz vor der Frau in der Luft hängen.
In der Nähe keuchten Damane und Sul’dam auf. Die Spionin warf Min einen hasserfüllten Blick zu, dann öffnete sie ein Wegetor und warf sich hinein. Gewebe der Macht flogen hinter ihr her, aber sie war verschwunden, bevor die meisten Versammelten überhaupt begriffen, was geschah.
»General Yulan, es tut mir leid«, verkündete Min, »aber Ihr leidet unter einem Zwang. Fortuona, es ist offensichtlich, dass der Schatten tut, was in seiner Macht steht, um uns von der Schlacht fernzuhalten. In Anbetracht dessen – verfolgt Ihr noch immer diesen Kurs der Unentschlossenheit?«
Min erwiderte Tuons Blick.
»Ihr spielt dieses Spiel sehr gut«, flüsterte Tuon mit eiskalter Stimme. »Wenn man bedenkt, dass ich um Eure Sicherheit besorgt war, weil ich Euch an meinen Hof brachte. Anscheinend hätte ich mich um mich selbst sorgen sollen.« Tuon seufzte kaum hörbar. »Ich schätze, Ihr gebt mir die Gelegenheit … vielleicht sogar den Auftrag … der Entscheidung meines Herzens zu folgen, ob sie nun klug ist oder nicht.« Sie stand auf. »General Galgan, sammelt Eure Truppen. Wir kehren zum Feld von Merrilor zurück.«
Egwene webte Erde und vernichtete die Felsen, hinter denen sich Sharaner versteckt hatten. Die anderen Aes Sedai schlugen sofort zu und schleuderten Gewebe durch die knisternde Luft. Die Sharaner starben in Feuer, Blitzen und Explosionen.
Dieser Hang der Polov-Anhöhe war dermaßen mit Geröll übersät und von Gräben durchzogen, dass er aussah wie die Trümmer einer Stadt nach einem Erdbeben. Noch immer war Nacht, und sie kämpften nun schon seit … Licht, wie lange war es jetzt her, dass Gawyn gestorben war? Stunden.
Egwene verdoppelte ihre Anstrengungen und weigerte sich, sich von dem Gedanken an ihn überwältigen zu lassen. Im Verlauf der letzten Stunden hatten ihre Aes Sedai und die Sharaner am Westhang Boden gewonnen und wieder verloren. Beharrlich drängte Egwene sie nach Osten.
Manchmal schien ihre Seite zu gewinnen, aber in letzter Zeit fielen immer mehr Aes Sedai ihrer Erschöpfung oder der Einen Macht zum Opfer.
Eine neue Gruppe Machtlenker trat aus den Rauchwolken und griff nach der Macht. Egwene konnte sie mehr fühlen als sehen.
»Wehrt ihre Gewebe ab!«, rief sie von ihrem Platz an der Front aus. »Ich greife an, ihr verteidigt!«
Die anderen Frauen gaben ihren Befehl entlang der Linie weiter. Sie kämpften nicht länger allein in Widerstandsnestern; Frauen sämtlicher Ajahs hatten sich zu beiden Seiten Egwenes in Reihen aufgestellt, ihre alterslosen Gesichter verrieten grimmige Konzentration. Vor ihnen standen Behüter. Feindliche Gewebe mit ihren Körpern abzufangen war der einzige Schutz, den sie jetzt bieten konnten.
Egwene fühlte Leilwin hinter sich näher kommen. Die neue Behüterin nahm ihre Pflichten sehr ernst. Eine Seanchanerin, die in der Letzten Schlacht als ihre Behüterin kämpfte. Warum nicht? Die Welt selbst löste sich auf. Die zahllosen Spalten zu ihren Füßen bewiesen das. Sie waren nicht wie zuvor verblichen – die Finsternis blieb jetzt. Hier war zu viel Baalsfeuer eingesetzt worden.
Egwene webte Feuer zu einer sich bewegenden, brausenden Wand. Leichen gingen in Flammen auf, als diese Wand über sie hinwegbrauste. Zurück blieben nur qualmende Knochenhaufen. Ihr Angriff verbrannte und schwärzte den Boden, und die Sharaner kamen zusammen, um diese Stränge zu bekämpfen. Sie
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