Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Niemals! Ich diene der Gelben Ajah! Den Gelben !«
Elayne hing noch an Juilins Arm und tauschte von dort einen fragenden Blick mit Nynaeve. Natürlich würde jeder Schattenfreund das abstreiten, aber in den Stimmen der Frauen schien doch etwas Wahres mitzuschwingen. Ihre Empörung über die Anschuldigung schien sogar ihre Angst zu übertreffen. So, wie Nynaeve nun zögerte, empfand sie wohl das Gleiche.
»Wenn Ihr den Gelben dient«, sagte sie bedächtig, »warum habt Ihr uns dann betäubt?«
»Es war wegen ihr«, antwortete die Näherin und deutete mit dem Kopf auf Elayne. »Ich habe vor einem Monat ihre Beschreibung erhalten, bis hin zu der Art, wie sie manchmal ihr Kinn hält, sodass sie auf jeden herabzusehen scheint. Narenwin sagte, sie benütze möglicherweise den Namen Elayne und behaupte sogar, aus einem Adelshaus zu stammen.« Mit jedem Wort schien ihr Zorn darüber, als Schattenfreund bezeichnet worden zu sein, stärker zu werden. »Ihr seid vielleicht eine Gelbe Schwester, aber sie ist keine Aes Sedai – nur eine geflohene Aufgenommene! Narenwin schrieb, ich solle sofort über ihre Anwesenheit berichten und wer bei ihr sei. Und sie aufhalten, wenn ich kann. Oder sie sogar festhalten. Und jede in ihrer Begleitung. Wie sie es sich vorstellten, dass ich eine Aufgenommene einfangen sollte, weiß ich nicht – ich glaube nicht, dass selbst Narenwin über meinen Spaltwurzeltee etwas weiß –, aber so lauteten meine Befehle! Ich sollte sogar die Entdeckung riskieren, wenn es notwendig sei, und das hier, wo sie meinen Tod bedeuten würde! Wartet nur, bis Euch die Amyrlin in die Hände bekommt, junge Frau! Euch alle!«
»Die Amyrlin!«, rief Elayne. »Was hat sie denn damit zu tun?«
»Es geschah auf ihren Befehl. Auf Befehl des Amyrlin-Sitzes, so stand es geschrieben. Es hieß, dass die Amyrlin selbst befohlen habe, jedes Mittel einzusetzen, ohne Euch gleich töten zu müssen. Ihr werdet Euch wünschen, Ihr wärt tot, wenn Euch die Amyrlin in die Finger bekommt!« Ihr scharfes Nicken war erfüllt von wütender Befriedigung.
»Denkt daran, dass wir uns noch nicht in den Händen irgendeiner Person befinden«, sagte Nynaeve trocken. »Aber Ihr in unseren.« Doch ihre Augen blickten genauso erschrocken drein wie die Elaynes. »Wurde irgendein Grund genannt?«
Nachdem sie der Frau in Erinnerung gerufen hatte, dass sie eine Gefangene sei, erlahmte deren Widerstand. Sie lehnte sich gegen Luci, und so stützte eine die andere. »Nein. Manchmal nennt Narenwin einen Grund, aber diesmal nicht.«
»Hattet Ihr vor, uns einfach betäubt hier festzuhalten, bis jemand kam, um uns abzuholen?«
»Ich wollte Euch in alte Kleider stecken und mit einem Karren wegschaffen lassen.« Kein bisschen Widerstand war mehr im Tonfall der Frau zu spüren. »Ich schickte eine Taube los, um Narenwin mitzuteilen, dass Ihr euch hier befindet und was ich unternommen habe. Therin Lugay schuldet mir noch einen großen Gefallen, und ich wollte ihm genug Spaltwurzeltee mitgeben, dass es bis Tar Valon gereicht hätte, falls Narenwin nicht inzwischen Schwestern ausschickte, um Euch früher abzuholen. Er glaubt, Ihr seid krank und nur der Tee könne Euch am Leben halten, bis eine Aes Sedai Euch heilt. In Amadicia muss eine Frau vorsichtig sein, wenn sie mit Heilmitteln umgeht. Wenn man zu viele heilt und zu nachhaltig, dann flüstert irgendjemand ›Aes Sedai‹, und im nächsten Augenblick brennt einem das Haus über dem Kopf. Oder es passiert noch Schlimmeres. Therin kann den Mund halten über alles, was er …«
Nynaeve bedeutete Thom, ihr etwas näher heranzuhelfen, sodass sie auf die Näherin herabblicken konnte. »Und die Botschaft? Die wirkliche Botschaft? Ihr habt doch das Signal nicht herausgehängt, nur um uns anzulocken.«
»Ich habe Euch die richtige Botschaft mitgeteilt«, sagte die Frau innerlich erschöpft. »Ich glaubte, es könne nicht schaden. Ich verstehe es auch nicht, und ich … bitte …« Mit einem Mal schluchzte sie und hielt sich an Luci genauso fest, wie die jüngere Frau an ihr, und beide jammerten: »Bitte, lasst ihn kein Salz bei mir benützen! Bitte! Kein Salz! Oh, bitte!«
»Fesselt sie«, sagte Nynaeve angewidert nach einem kurzen Augenblick, »und wir gehen hinunter, wo wir uns unterhalten können.« Thom half ihr dabei, sich auf die Kante des am nächsten stehenden Bettes zu setzen, und dann schnitt er schnell Streifen aus der anderen Bettdecke.
Nach kurzer Zeit waren die beiden Frauen
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