Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
nebenher.«
Nynaeve zog einen kleinen Lederbeutel aus der untersten Schublade und begann, aus dem Inhalt einiger Dosen kleine Bündel in Tücher einzuwickeln. »Und zu wem gehen sie, wenn sie krank sind? Zu einem Quacksalber?«
»Ja«, sagte Elayne. Es machte ihr immer Spaß, Thom zu beweisen, dass auch sie einiges über die Welt um sie herum wusste. »In Amadicia sind es die Männer, die Kräuter sammeln und gebrauchen.«
Nynaeve runzelte mit verächtlicher Miene die Stirn. »Was kann ein Mann schon über das Heilen von Krankheiten wissen? Da kann ich mir ja gleich ein neues Kleid beim Hufschmied bestellen.«
Mit einem Mal wurde es Elayne bewusst, dass sie an alles andere gedacht hatte, aber nicht an Frau Macuras Aussage. Wenn du nicht mehr an den Dorn denkst, tut dein Fuß deshalb noch lange nicht weniger weh. Einer der Lieblingssprüche Linis. »Nynaeve, was glaubst du, hat die Botschaft zu bedeuten? Alle Schwestern werden gebeten, zur Burg zurückzukehren? Das ergibt doch keinen Sinn.« Eigentlich hatte sie etwas anderes sagen wollen, doch dies kam immerhin nahe genug.
»Die Burg hat ihre eigenen Regeln«, sagte Thom. »Was die Aes Sedai tun, unternehmen sie aus ihren ganz eigenen Gründen, und oft sind das nicht diejenigen, die sie anderen gegenüber nennen. Soweit sie überhaupt einen Grund nennen.« Er und Juilin wussten natürlich, dass sie lediglich Aufgenommene waren, und das war wenigstens zum Teil der Grund dafür, dass sie nicht immer genau das taten, was ihnen aufgetragen wurde.
An Nynaeves Miene konnte man deutlich sehen, wie sie mit sich kämpfte. Sie hatte es nicht gern, wenn man sie unterbrach oder wenn andere für sie antworteten. Es gab wirklich eine Menge Dinge, die Nynaeve nicht passten. Doch es war erst einen Augenblick her, dass sie sich bei Thom bedankt hatte. Es war wohl nicht ganz einfach, nun einen Mann herunterzuputzen, der sie gerade davor bewahrt hatte, wie ein Sack Kartoffeln davongekarrt zu werden. »Die meiste Zeit über ergibt nur sehr Weniges in der Burg einen Sinn«, sagte sie säuerlich. Elayne vermutete, diese Spitze gelte sowohl der Burg wie auch Thom.
»Glaubst du, was sie gesagt hat?« Elayne holte tief Luft. »Dass die Amyrlin befohlen hat, ich solle mit allen Mitteln zurückgeholt werden?«
In dem kurzen Blick, den ihr Nynaeve zuwarf, schwang Sympathie mit. »Ich weiß es nicht, Elayne.«
»Sie hat die Wahrheit gesagt.« Juilin drehte einen der Stühle um und setzte sich rittlings darauf. Seinen Stab stellte er an die Lehne. »Ich habe genügend Diebe und Mörder verhört, um zu wissen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Einen Teil der Zeit über war sie zu verängstigt, um zu lügen, und dann war sie zu wütend.«
»Ihr beiden …« Nynaeve atmete erst einmal tief durch, warf den Beutel auf den Tisch und verschränkte die Arme, um nicht in Versuchung zu kommen, wieder ihren Zopf zu packen. »Ich fürchte, Juilin hat möglicherweise recht, Elayne.«
»Aber die Amyrlin weiß doch, was wir tun. Sie hat uns doch schließlich von der Burg ausgesandt!«
Nynaeve schnaubte vernehmlich. »Bei Siuan Sanche glaube ich alles. Ich hätte sie gern einmal eine Stunde in den Fingern, wenn sie die Macht nicht benützen kann. Dann würde ich sehen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt ist.«
Elayne glaubte nicht daran, dass das einen Unterschied machen würde. Wenn sie an diesen beherrschenden Blick aus den blauen Augen der Amyrlin dachte, kam ihr höchstens der Verdacht, Nynaeve würde sich eine ganze Menge einhandeln, falls ihr Wunsch einmal in Erfüllung ging. »Aber was sollen wir nun deshalb unternehmen? Wie es scheint, haben die Ajahs überall ihre Augen-und-Ohren. Und auch die Amyrlin selbst. Es kann uns passieren, dass uns auf dem ganzen Weg nach Tar Valon irgendwelche Frauen Drogen ins Essen zu mischen versuchen.«
»Nicht, wenn wir ganz anders aussehen, als sie erwarten.« Nynaeve hob einen gelben Krug aus dem Schrank und stellte ihn auf den Tisch neben die Teekanne. »Das ist weißes Hennenkraut. Es beruhigt, wenn man Zahnschmerzen hat, aber es färbt auch die Haare schwarz wie die Nacht.« Elaynes Hand fuhr erschrocken an ihre rotgoldenen Locken. Sie konnte wetten, dass Nynaeve damit ihr Haar gemeint hatte! Aber so sehr ihr der Gedanke missfiel, nützlich war er schon. »Ein paar der Kleider im Laden draußen umnähen, und wir sind keine Kauffrauen mehr, sondern zwei vornehme Damen, die mit ihren Dienern durch das Land reisen.«
»Auf einer Wagenladung von
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