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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Farben?«, fragte Juilin.
    Ihr gefahrverheißender Blick sagte deutlich aus, da ihre Dankbarkeit nun erschöpft sei. »In einem Hof auf der anderen Seite der Brücke steht eine Kutsche. Ich denke, der Besitzer wird sie gern verkaufen. Falls ihr zu unserem Wagen zurückkommt, bevor ihn jemand stiehlt – ich weiß überhaupt nicht, was in Euch gefahren ist, ihn einfach so stehenzulassen, dass jeder herankann, der vorbeikommt! –, falls er also noch dort steht, könnt Ihr eine der Geldbörsen nehmen …«
    Ein paar Nachbarn machten große Augen, als Noy Torvalds Kutsche vor Ronde Macuras Laden vorfuhr, von einem Vierergespann gezogen, mit Reisekoffern auf dem Dach und einem gesattelten Pferd, das hinten angebunden war. Noy hatte alles verloren, als der Handel mit Tarabon zusammengebrochen war. Jetzt fristete er mühsam ein kärgliches Leben, indem er kleinere Arbeiten für die Witwe Teran ausführte. Niemand, der an dieser Straße wohnte, hatte den Kutscher jemals gesehen, einen hochgewachsenen, zäh wirkenden Burschen mit einem langen, weißen Schnurrbart und kalten, überlegenen Augen, oder den dunklen Lakaien mit seinem harten Gesicht unter einem Taraboner Hut, der geschmeidig zu Boden sprang und die Tür der Kutsche öffnete. Einige Stimmen wurden laut, als zwei Frauen mit Bündeln auf den Armen aus dem Laden rauschten. Die eine trug ein Kleid aus grüner Seide, die andere eines aus einfacher blauer Wolle. Beide hatten Kopftücher auf, sodass keine einzige Locke ihres Haars sichtbar war. Fast waren sie mit einem Satz in der Kutsche verschwunden.
    Zwei der Kinder des Lichts schlenderten heran, um sich zu erkundigen, wer die Fremden seien, aber während der Lakai noch auf den Kutschbock kletterte, ließ der Kutscher bereits seine lange Peitsche knallen und schrie etwas von Platzmachen für eine Lady. Ihr Name ging völlig unter, da die Kinder des Lichts aus dem Weg springen mussten und auf die staubige Straße taumelten. Die Kutsche rumpelte im Galopp der Straße nach Amador zu.
    Die Zuschauer gingen ins Gespräch vertieft nach Hause zurück. Offensichtlich hatte eine geheimnisvolle Lady mit ihrer Zofe bei Ronde Macura Einkäufe getätigt und war dann vor den Kindern des Lichts geflüchtet. In letzter Zeit passierte in Mardecin sowieso schon wenig genug, und dieser Zwischenfall lieferte nun Gesprächsstoff für die nächsten Tage. Die Kinder des Lichts klopften sich wütend den Staub von der Kleidung, entschlossen sich aber dann, den Zwischenfall nicht weiter zu melden, da sie keine gerade rühmliche Rolle darin gespielt hatten. Außerdem konnte ihr Hauptmann Adlige nicht leiden. Er würde sie möglicherweise losschicken, um die Kutsche zurückzuholen, und das wäre ein langer, ermüdender Ritt bei dieser Hitze, nur um irgendeine arrogante vornehme Göre verhören zu können. Falls sie dann keine Anklage vorbringen konnten, und das war immer ein schwieriges Unterfangen Adligen gegenüber, würde bestimmt nicht der Hauptmann den Kopf hinhalten müssen. So hofften sie, dass sich ihre Demütigung nicht herumsprechen werde. Sie dachten überhaupt nicht daran, Ronde Macura zu verhören.
    Kurze Zeit später lenkte Therin Lugay seinen Karren in den Hof hinter dem Laden. Proviant für die lange Reise hatte er bereits unter der gewölbten Zeltplane geladen. Tatsächlich hatte ihn Ronde Macura von einer Fiebererkrankung geheilt, an der im letzten Winter dreiundzwanzig Menschen gestorben waren, doch nicht die Dankbarkeit allein, sondern vor allem ein zänkisches Weib und eine herrschsüchtige Schwiegermutter ließen ihn froh darüber sein, die lange Reise antreten zu können bis dorthin, wo die Hexen wohnten. Ronde hatte allerdings gesagt, es könne geschehen, dass ihn jemand schon unterwegs treffen werde, wenn sie auch nicht wusste, wer das sein könne, aber er hoffte trotzdem, bis nach Tar Valon zu kommen.
    Er klopfte sechsmal an die Küchentür, bevor er eintrat, aber er fand niemanden vor, bis er die Treppe hochstieg und oben nachsah. Im hinteren Schlafzimmer lagen Ronde und Luci angekleidet und leicht zerknittert ausgestreckt auf den Betten und schliefen fest, obwohl die Sonne noch am Himmel stand. Keine der Frauen erwachte, als er sie schüttelte. Das verstand er nicht. Genauso wenig verstand er, wieso eine der Bettdecken am Boden lag, teilweise zerschnitten und in Streifen verknotet, oder warum in der Kammer zwei leere Teekannen standen, aber nur eine Tasse, oder weshalb auf Rondes Kopfkissen ein Trichter lag.

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