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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und als er ihr seine Liebe gestand, ein einfaches, besticktes Kleid. Doch sie wünschte, er könne sie in einem Kleid wie diesem sehen. Es wäre ja nicht unzüchtig, wenn er derjenige war, der sie darin sah.
    Ein hoher Spiegel in einem Ständer erschien vor ihr. Sie musterte ihr Spiegelbild, während sie sich hin und her drehte und sogar nach hinten über ihre Schulter blickte. Der gelbe Stoff lag eng an und deutete mehr an, als er verbarg. Die Versammlung der Frauen in Emondsfelde hätte sie bestimmt bei dem Anblick zu einem ernsthaften, internen Gespräch bestellt, ob sie nun die Dorfheilerin war oder nicht. Aber es war wirklich schön. Hier und ganz im Stillen konnte sie zugeben, dass sie sich nicht nur einfach daran gewöhnt hatte, so etwas in der Öffentlichkeit zu tragen. Du hast es genossen, schalt sie sich. Du bist mindestens ein ebenso schlimmes Flittchen wie Elayne in letzter Zeit geworden ist! Aber es war einfach schön. Und vielleicht auch nicht ganz so unkeusch, wie sie immer behauptet hatte. Es hatte ja keinen Ausschnitt bis zu den Knien wie bei dieser Ersten von Mayene beispielsweise. Nun, vielleicht war er auch bei Berelain nicht so tief, aber immer noch viel tiefer als ihrem Ansehen eigentlich zuträglich.
    Sie hatte davon gehört, was die Domanifrauen so alles trugen. Selbst die Taraboner bezeichneten das als unanständig. Bei diesem Gedanken wandelte sich der gelbe Seidenstoff zu etwas Weiterem, Fließenden, mit einem schmalen Gürtel aus verwebten Goldfäden. Und dünn war dieser Stoff! Sie lief rot an. Sehr dünn. Man konnte das nicht einmal mehr durchscheinend nennen. Dieses Kleid deutete nicht nur an. Falls Lan sie darin sah, würde er nichts mehr davon herausbringen, dass seine Liebe zu ihr hoffnungslos sei und dass er ihr keinen Witwenschleier als Brautgeschenk bringen wolle. Ein Blick, und sein Blut würde Feuer fangen. Er würde …
    »Was unter dem Licht hast du denn da an, Nynaeve?«, fragte Egwene in empörtem Tonfall.
    Nynaeve sprang vor Schreck hoch, drehte sich dabei noch, und als sie wieder sicher stand, sah sie sich Egwene und Melaine gegenüber. Es musste ausgerechnet Melaine sein, obwohl ihr auch die anderen Weisen Frauen in diesem Augenblick nicht lieber gewesen wären. Doch der Spiegel war weg, und sie trug ein dunkles Wollkleid im Stil der Zwei Flüsse, dick genug für den tiefsten Winter. Zu Tode erschrocken, dass sie sich so hatte überraschen lassen – das war tatsächlich der Hauptgrund –, änderte sie sofort das Kleid wieder ab, kehrte ohne nachzudenken zu dem durchsichtigen Domanikleid zurück und genauso schnell wieder zu dem gelben Kleid im Taraboner Stil.
    Ihr Gesicht glühte. Sie hielten sie wahrscheinlich nun für eine komplette Idiotin. Und das vor Melaine. Die Weise Frau war eine Schönheit mit dem langen, rotgoldenen Haar und den klaren, grünen Augen. Nicht, dass es sie auch nur im Geringsten interessierte, wie die Frau aussah. Aber Melaine war auch bei ihrem letzten Zusammentreffen mit Egwene zugegen gewesen und hatte sie Lans wegen geneckt. Nynaeve war deshalb beinahe explodiert. Egwene hatte wohl behauptet, das sei kein Necken gewesen, nicht unter den Aielfrauen, aber Melaine hatte doch tatsächlich Lans Schultern bewundert, seine Hände und seine Augen. Mit welchem Recht betrachtete diese grünäugige Katze Lans Schultern? Nicht, dass sie an seiner Treue zweifelte. Aber er war ein Mann und fern von ihr und Melaine war in seiner Nähe und … Entschlossen beendete sie diesen Gedankengang.
    »Ist Lan …?« Sie glaubte, ihr Gesicht müsse verschmoren. Kannst du denn den Mund nicht halten, Frau? Aber nun wollte – konnte – sie nicht mehr zurück, nicht, wenn Melaine vor ihr stand. Egwenes nachdenkliches Lächeln war schon schlimm genug, aber Melaine wagte es doch tatsächlich, verständnisvoll dreinzublicken! »Geht es ihm gut?« Sie bemühte sich um kühle Beherrschtheit, aber ihre Stimme klang trotzdem belegt.
    »Es geht ihm bestens«, sagte Egwene. »Er macht sich Sorgen um deine Sicherheit.«
    Nynaeve atmete langgezogen aus. Es war ihr nicht einmal bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte. Die Wüste war ein gefährlicher Ort. Dazu brauchte es nicht einmal Leute wie Couladin und die Shaido. Außerdem kannte der Mann die Bedeutung des Wortes ›Vorsicht‹ überhaupt nicht. Er machte sich Sorgen um ihre Sicherheit? Glaubte dieser Narr, sie könne nicht auf sich selbst aufpassen?
    »Wir haben endlich Amadicia erreicht«, sagte sie schnell,

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